Ich war jahre-, nein, jahrzehntelang stolz auf ein Fanzine in meiner Sammlung, stolzer sogar, als ich auf manch anderes war. Ich besitze nämlich die erste Ausgabe von »Andromeda«, erschienen im September 1955 und damit das erste offizielle Fanzine überhaupt, das in deutscher Sprache erschienen ist. Herausgegeben wurde das Heft von Walter Ernsting, der unter dem Pseudonym Clark Darlton zu einem der wichtigsten deutschsprachigen Science-Fiction-Autoren überhaupt wurde.
Als ich das Heft vor einiger Zeit aus der Sammlung fischte und noch einmal durchblätterte, stellte ich fest, dass ich einen Irrtum begangen hatte. Mein Heft war die dritte Auflage – und diese war im August 1963 von Dieter Steinseifer nachgedruckt worden. Das ist immer noch sehr alt, zu der Zeit war ich noch nicht einmal geboren, aber es ist nur halb so cool ...
Ich komme mit dem Verlust wohl klar, die Lektüre des Fanzines ist immer noch bereichernd. Mit welchem Enthusiasmus die Fans an ihr neues Hobby gingen! Die älteren Mitglieder – etwa Walter Ernsting – hatten das Grauen des Krieges lange genug erlebt und sehnten sich nach einer friedlichen Zukunft, nach der Raumfahrt und nach dem Kontakt mit Außerirdischen.
Und wie nett man miteinander umging: »Um eine rege Beteiligung an der Gestaltung von ANDROmeda bittet höflichst und mit viel freudiger Hoffnung – der Herausgeber.« Ganz ehrlich: Hätte ich damals schon gelebt, hätte ich sicher einen Beitrag eingeschickt.
Ansonsten geht es um die echte Raumfahrt, um UFOs, um Geld und Science Fiction. Schön sind die Hinweise auf einen jungen Fan namens Greg Benford, der zu dieser Zeit sein Fanzine »Void« verlegte. Benford war damals 14 Jahre alt, lebte als Sohn eines amerikanischen Soldaten in Gießen und wurde später amerikanischer Physik-Professor und ein populärer Science-Fiction-Autor ...
Ich gestehe: Obwohl es ein Nachdruck ist, bin ich trotzdem stolz darauf, die erste Ausgabe von »Andromeda« zu besitzen. Dieses Heft hat zahlreiche Menschen beeinflusst – und auf diversen Umwegen eben auch mich!
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