Im September 1980 war das papierlose Büro noch nicht erfunden. Es druckten also nicht alle Menschen alles aus, was ihnen vor den Drucker kam, sondern es gab Formulare, die handschriftlich oder mit einer Schreibmaschine ausgefüllt wurden. Ein schönes Beispiel ist meine erste Lohnsteuerkarte, die am 1. September für mich ausgestellt wurde.
Ich wohnte damals noch bei meinen Eltern und trat in diesem Herbst meine Lehrstelle als Bürokaufmann an. Dass ich diese wenige Monate später schmiss, um dann zu beschließen, lieber irgendwelche schrägen Dinge zu machen, war sicher eine der klügeren Taten in meinem Leben. Aber im September 1980 wusste ich noch nicht, wie blöd diese Arbeitsstelle sein sollte.
Die Vorderseite der Karte wurde vom Amt ausgefüllt, sie lieferte die grundsätzlichen Daten für das Finanzamt. Als spannender erwies sich die Rückseite, auf der handschriftliche Einträge des damaligen Prokuristen meines Arbeitgebers zu finden waren. In einer akkuraten Handschrift wurde die Zeit der Beschäftigung – drei Monate im Jahr 1980 – ebenso vermerkt wie das Gehalt, der Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung und andere Dinge.
Ich war stolz, als ich diese Karte erhielt. Arbeiten fand ich nicht besonders ansprechend, aber ich würde endlich mein eigenes Geld verdienen – und zwar offiziell, nicht schwarz auf dem Bau oder in der Landwirtschaft. Ich war 16 Jahre alt und glaubte, damit stünde mir die Welt offen ...
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