27 Juli 2023

Rote Himmel über dem Paradies

Es gab eine Phase, irgendwann in den frühen 80er-Jahren, in der Fischer Z so richtig berühmt waren. Die Band wurde oft im Radio gespielt, und ein Stück wie »Marliese« galt als ein echter Hit. Den Massengeschmack traf Fischer Z nicht komplett, aber viele junge Leute in meinem sozialen Umfeld feierten die Band richtig ab. Und die Platte »Red Skies over Paradise«, die 1981 veröffentlicht wurde, kann in mancherlei Hinsicht als Zeitdokument bezeichnet werden.

Ich besaß sie selbst nie, aber ich hatte sie auf Kassette, und ich hörte sie gern und oft. Wenn ich mich recht erinnere, sah ich die Band sogar einmal: 1993 trat sie auf dem Festival »das Fest« in Karlsruhe auf, damals vor einer überschaubaren Menge und auf einem Gelände, das nicht umzäunt war und wo man sich frei bewegen konnte. Das ist aber alles lange her, und ich hatte die Band schon fast vergessen.

Dieser Tage wurde »Marlies« im Radio, und ich zog mir die ganze Platte dann doch rein – ich hörte sie digital, was ja heute leicht möglich ist, und ich war mir hinterher sicher, dass ich sie mir nicht auf Vinyl nachkaufen musste. Ich erkenne schon, warum die Platte 1981 so einschlug: Sie war eindeutig von der New Wave beeinflusst und klang damit anders als die übliche Radiomusik; der Sänger hatte eine eher hohe, fast androgyne Stimme, was damals neu und modern war. Gleichzeitig war der Sound nicht abgedreht genug, so dass man sich als normaler Musikhörer gut damit anfreunden konnte.

Und klar: »Berlin« ist ein echter Hit, den ich mir heute noch anhören kann, »Marlies« war sicher eines der populärsten Stücke in diesem Jahr. Aber der Rest? Hierzulande wurde »In England« nie zu einem Hit, das dürfte auf der Insel anders gewesen sein. Aber damit haben wir die drei Stücke auf der Platte, die im Ohr hängen bleiben. Der Rest ist unterm Strich nicht spannend, und manchmal nervt die Stimme des Sängers halt doch.

Um ein Fazit zu ziehen: »Red Skies over Paradise« war vor über vierzig Jahren ein Kracher. Höre ich mir die Platte heute an, enttäuscht sie bei einem wesentlichen Teil der Stücke doch sehr.

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