Seit ein Roman aus der »Jack Reacher«-Reihe mit Tom Cruise in der Hauptrolle verfilmt worden ist, dürften sich weltweit mehr Leser für die packenden Thriller interessieren. Um es vorwegzunehmen: Deren Lektüre lohnt sich – wenn man bereit ist, sich auf ein konsequentes und nicht unbedingt immer liberales Weltbild einzulassen. Zuletzt las ich »Way Out«, einem Roman aus der Reihe, der hierzulande 2009 erschienen ist.
Zu den Hintergründen: Jack Reacher war jahrelang bei der Militärpolizei der Vereinigten Staaten und ist heute der Typ Einzelgänger, den man vor allem aus Western kennt. Er reist mittellos durch die Welt, hat keinen festen Wohnsitz und trägt praktisch kein Geld mit sich. Doch immer wieder wird er mit Problemen konfrontiert, und dann hilft er den Menschen, die in ebendiesen Problemen stecken.
So auch in diesem Fall: Eine junge Frau und ihre Tochter sind entführt worden, und ihr Mann – ein schwerreicher Mann – versucht, sie wiederzubekommen. Er lässt Jack Reacher anheuern, und dieser steigt in das Spiel ein.
Schnell merkt er, dass mehr hinter der Entführung steckt, als sein Auftraggeber ihm anfangs sagen wollte: Der Ehemann der Entführten verdient seine Millionen damit, dass er quasi als Chef einer Söldnertruppe für die amerikanische Regierung auftritt. Im Verlauf von einigen Jahren machte er sich einige Feinde, und Reacher vermutet einen Zusammenhang.
Das klingt vergleichsweise schlicht, wie eine Entführungsgeschichte eben, die irgendwann einen mehr oder weniger glücklichen Ausgang nimmt. Doch »Way Out« ist recht trickreich, der Roman überrascht mit einigen Wendungen und bleibt so bis zum packenden Ende echt spannend.
Ein intellektuelles Buch ist der Roman dennoch nicht. Jack Reacher ist ein ehemaliger Soldat; er kann ermitteln, er kann kämpfen, er kann töten – und das schildert der Autor immer wieder. Die Szenen sind sehr klar, und sie werden meist aus einer eng begrenzten Perspektive erzählt, nämlich aus Reachers Blickwinkel; die Dialoge sind schnell und präzise und treiben die Handlung voran.
Das einzige, was nicht so richtig funktioniert, ist die Darstellung einer Art Liebesgeschichte, die man auch hätte weglassen können. Dass zwei Ermittler unterschiedlichen Geschlechtes zusammenarbeiten können, glaube ich jederzeit; sie müssen dafür nicht auch noch das Bett teilen und dabei Klischeesätze von sich geben.
Die Weltsicht des Autors scheint klar zu sein: Böse Menschen muss man im Zweifelsfall umbringen. Zumindest legt Lee Child entsprechende Überlegungen seinem Helden Jack Reacher in den Mund. Gleichzeitig aber ist sein Denken liberal im positiven Sinn, von einer hohen Toleranz gegenüber den Eigensinnigkeiten der einzelnen Menschen geprägt.
»Way Out« ist spannend und mitreißend; ich las den Roman in einem Rausch der Spannung. Und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band aus dieser Serie, den ich in die Hand nehme.
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