Ist es noch Punk, wenn eine Band von ihrer Platte einige hunderttausend Exemplare verkaufen kann? Vor über zwanzig Jahren wurden solche Fragen in der Szene heiß diskutiert. Bands wie Green Day und Offspring konnten auf einmal irrsinnige Verkaufszahlen erzielen, und mit einem Schlag kam haufenweise schreckliches Volk auf die Punk-Konzerte.
Ich hörte dieser Tage wieder einmal die Platte »Ignition« von Offspring, die 1992 erschienen war; sie war der kommerzielle Durchbruch für die Band, die davor eine eher unbekannte Langspielplatte und eine sehr kleinauflagige Single veröffentlicht hatte. Und ich kann sagen: Die Platte kann man heute noch unbesorgt anhören, sie ist gut, und es ist mir im Nachhinein völlig egal, dass neben mir weitere 650.000 Leute diesen Tonträger erstanden haben.
Die Band hatte einen eigenständigen Stil, der sich bei dieser Platte besonders intensiv herauskristallisierte: schnelle Rhythmen, vorangetrieben durch ein hektisches Schlagzeug, darüber die auffallende Stimme des Sängers, der nicht nur brüllte, sondern auch zu singen verstand. Knallige Hits findet man auf der Platte gar nicht so sehr, da gab's zu der Zeit bessere Bands – aber die Stücke sind einprägsam und gehen ins Ohr.
Auffallend ist eines: Nicht alle Stücke sind »so richtig Punk«; bei manchen hat man das Gefühl, dass die Jungs aus dem Orange County zu der Zeit auch versuchten, die Einflüsse von Grunge in ihren Stücken zu verarbeiten. Manchmal wird echt das Tempo rausgenommen, wird verzweifelt aufgeschrieen, sieht man die langen Haare und karierten Hemden von den damals populären Bands aus Seattle – das war mir 1992 nicht so aufgefallen.
Hin wie her: gute Platte. Sollte man kennen – auch wenn man melodischen Kommerz-Punk made in den USA nicht so mag ...
1 Kommentar:
War schon immer lustig, wenn sich auch in Teilen der Punkszene elitäres Denken breitmachte! "All things are connected", wie die Hippies sagen ...
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