Es ist schon einige Zeit her, seit Nina George mit »Das Lavendelzimmer« einen echten Weltbestseller schrieb, ein Buch also, das in verschiedene Sprachen übersetzt wurde und seine Fans in vielen Ländern fand. Sie veröffentlichte in den vergangenen Jahren weitere Romane, engagierte sich im Schriftstellerverband und für verfolgte Autoren – seit dem Frühjahr 2023 liegt mit »Das Bücherschiff des Monsieur Perdu« eine Fortsetzung vor.
Fortsetzung heißt in diesem Fall: Man versteht den Roman ohne Vorkenntnisse. Es ist eine eigenständige Geschichte, in der allerdings teilweise dieselben Personen vorkommen. Sie beginnt im südlichen Frankreich, wohin sich der Buchhändler Jean Perdu zurückgezogen hat.
Nina George schildert sein ruhiges und gelassenes Leben und wie es langsam wieder in Bewegung kommt. Er beschließt, wieder Literatur unter die Menschen bringen zu wollen …
Mit einem Schiff tritt der Buchhändler seine Reise über die Kanäle von Frankreich an. Mit sich bringt er nicht nur Leidenschaft für Literatur und ein kuratiertes Angebot lesenswerter Bücher, sondern auch eine Reihe von Menschen, die sich an Bord einfinden, verlieben und streiten, trennen und wieder weiterreisen. Es handelt sich um die unterschiedlichsten Charaktere, jede Person mit ihren eigenen Zielen, Sorgen und Nöten, und gleichzeitig allesamt liebenswert.
Und während sich das Abenteuer von Liebe und Leidenschaft auf einem langsam fahrenden Schiff verwirklicht, erkennt der Buchhändler den Sinn seines Lebens. Monsieur Perdu kann nicht ohne die Literatur leben, er benötigt sie, und sein Ziel ist, andere Menschen für Bücher zu begeistern. Das gelingt mitunter nicht sofort, aber er gibt nicht so schnell auf.
Ich brauchte ein bisschen, bis ich mich in das Buch einfinden konnte. Die Sicht von Monsieur Perdu auf die Welt, die schwärmerische Beschreibung des südlichen Frankreichs und die vielen Figuren – das war für mich stilistisches Neuland. Aber je länger ich las, desto klarer wurden mir die Figuren, und desto gelungener fand ich das Buch. Und während ich gewissermaßen mit dem Bücherschiff durch Frankreich reiste, wurden mir die Figuren immer sympathischer, und ich nahm sie intensiver wahr.
Tatsächlich ist »Das Bücherschiff des Monsieur Perdu« eine Liebeserklärung an die Literatur. Bücher können verzaubern und faszinieren, und das zeigt Nina George in immer wieder neuen Szenen. Menschen verlieben sich in Bücher – und in andere Menschen natürlich –, weil sie in ihnen etwas auslösen. Dabei geht es nicht um Hochliteratur, gelesen wird in Monsieur Perdus Bücherschiff letztlich alles.
Den Schluss des Romans bildet ein Happy-End, bei dem sich alles zum Guten fügt. Schmunzeln musste ich, als sich Nina George selbst und ihren Mann als Nebenfiguren in das Schlusskapitel hineinschrieb. Dieser augenzwinkernde Humor bildet einen speziellen Abschluss für einen insgesamt sehr gelungenen Roman.
»Das Bücherschiff des Monsieur Perdu« ist Literaturliteratur, wenn man so will, ein Roman über Literatur und was sie bewirken kann. Der Roman will nicht belehren, sondern die Begeisterung für gute Romane mit anderen Menschen teilen. Deshalb gibt es auch immer wieder »Die Große Enzyklopädie der Kleinen Gefühle – das Handbuch für Literarische Pharmazeut:innen«: Das sind kurze, durchaus augenzwinkernde Passagen, die den Roman quasi auflockern. Sehr hübsch!
Ein wunderbares Buch, das ich sehr gern gelesen habe und das ich seitdem überall empfehle. Auch für Menschen gut geeignet, die sonst vor allem Genres wie Science Fiction, Fantasy oder Krimis mögen …
Erschienen ist der Roman als Hardcover mit Schutzumschlag. Das Buch ist 384 Seiten stark und kostet 21,00 Euro. Man kann es in allen Buchhandlungen bestellen; die ISBN 978-3-426-65407-1 ist dabei unter Umständen hilfreich. Das E-Book gibt es für 14,99 Euro.
Eine Hörbuch-Ausgabe bietet der Argon-Verlag an, sie wurde von Philipp Schepmann eingelesen; für die CD-Version wird ein Preis von 25,00 Euro empfohlen. Zur Qualität kann ich allerdings nichts sagen.
1 Kommentar:
Wer sich für »Das Bücherschiff des Monsieur Perdu« interessiert, findet auf der Internet-Seite des Droemer-Knaur-Verlags weitere Informationen, darunter eine Leseprobe.
Hier:
https://perry-rhodan.net/aktuelles/empfehlungen/nina-george-das-b%C3%BCcherschiff-des-monsieur-perdu
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