09 Februar 2023

Ein Preis für die fünfte Klasse

Es war ein unheimlicher Besuch für mich: Im Sommer 1975 stand ich zum ersten Mal in meinem Leben in einer Buchhandlung. Meine Mutter begleitete mich, die an diesem Tag sicher auh zum ersten Mal in einer Buchhandlung war. Der Grund war: Ich hatte einen Preis gewonnen, weil ich – irgendwie – in der fünften Klasse ein guter Schüler gewesen war. Also gab es einen Gutschen über zwanzig Mark, der sinnvollerweise in ein Buch investiert werden sollte.

Ich war schlichtweg überfordert. Zwar kannte ich schon die örtliche Bibliothek in Dietersweiler, die ich so gut wie komplet durchgelesen hatte, aber ein Laden, in dem man Bücher kaufen konnte, war etwas anderes. Ich war lange Zeit damit beschäftigt, einfach zu stöbern. Meine Mutter und die Buchhändlerin waren gleichermaßen überfordert, weil mich alles interessierte und ich mich nicht entscheiden konnte.

(Noch heute habe ich das Bild in den Augen, wie wir im hinteren Teil der Buchhandlung waren. Meine Mutter saß auf einem Stuhl, ich stand zwischen den Kinderbüchern und den Jugendromanen. Ich weiß auch noch, wo diese Buchhandlung stand, kann aber nicht mehr sagen, ob es wirklich die »Kurbuchhandlung« war.)

Nach vielem Hin und Her entschied ich mich für »Todeskommando« von Christopher S. Hagen, einen Western also. Entscheidend war, dass der Umschlag des Buches auch noch ein Poster war, das man aufhängen konnte. Damit entschied sich der Jungschwabe in mir für ein Buch, das sich doppelt nutzen ließ. Dazu kam ein Handbuch über Katzen, womit ich knapp über die zwanzig Euro kam.

Und jetzt überlege ich mir, ob ich das Buch noch einmal lesen soll. Bei jedem Umzug schleppte ich es mit mir. Zwischen 1975 und 1980 las ich es mehrfach, seither nicht mehr. Soll ich ...?

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