21 Oktober 2025

Berlin im Jahr 2099

Autos gibt es keine mehr, die Menschen gehen zu Fuß, und die Meilen, die man dabei zurücklegt, gelten als eine Art Währungseinheit: So sieht Berlin im Jahr 2099 aus, zumindest in dem französisch-deutschen Comic-Projekt »Metropolia«. Der erste Band ist vor wenigen Monaten erschienen und macht schon auf die Fortsetzung neugierig.

Für die Texte ist Fred Duval verantwortlich, der hierzulande bereits durch mehrere Comics bekannt geworden ist. Er schrieb Western und Krimis, aber auch Phantastik – da passt eine coole Science-Fiction-Geschichte gut hinein. Die Grafik stammt von Ingo Römling, der sich seit vielen Jahren in der Comic-Szene tummelt, der »Star Wars« ebenso zeichnete wie die Erfolgsserie »Malcolm Max«.

Hauptfigur des Comics ist Sasha, der im Berlin der Zukunft als eine Art Privatdetektiv arbeitet. Er träumt davon, so viel Geld zu verdienen, um die Reise nach Amerika antreten zu können. Dort lebt seine Freundin, mit der er nur digitalen Sex haben kann – aber ob er jemals so viel Geld haben wird, ist zweifelhaft. Deshalb nimmt Sasha auch Aufträge an, die heikel sind.

Um eine Mörderin zu finden, schleust er sich als Mieter in ein Hochhaus ein. Er gibt sich als Architekt aus und beginnt seine Nachforschungen, lernt andere Mieter kennen und legt sich mit der Künstlichen Intelligenz des Wohnhauses an. Zwischen Cyberspace-Szenen und hektischen Verfolgungsjagden entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Sasha und einer attraktiven und frech auftretenden Kurierfahrerin …

Die Geschichte ist rasant erzählt und spielt mit einigen Versatzstücken der Science Fiction und des Krimis. Der coole Ermittler, einige seltsame Morde, eine mysteriöse Killerin – das sind Elemente, die bekannt vorkommen. Sie mischen sich bei diesem Comic aber mit modernen Themen wie einer Künstlichen Intelligenz und einem Blick auf eine Zukunft, die nicht unrealistisch erscheint.

In seiner Geschichte greift Duval somit eine Reihe von schönen Science-Fiction-Ideen auf. Wenn Gehen von der Gesellschaft quasi bezahlt wird und es eine Währung namens »Miles« gibt, ist es nachvollziehbar, dass Manipulationen an diesem System vorkommen. Und wenn man ein Haus von einer KI regulieren lässt, ist diese nicht vor Attacken sicher.

Das alles setzt Ingo Römling in eine faszinierende Grafik um. Sein Berlin der Zukunft unterscheidet sich stark von der heutigen deutschen Hauptstadt, aber es gibt zahlreiche Dinge, an denen man die bisherige Stadt erkennen kann. Moderne Gebäude überragen die alten Stadthäuser, die Straßen sind nicht mehr dieselben, und es leben viel mehr Menschen in Berlin – trotzdem handelt es sich um dieselbe Stadt. Vor allem Leserinnen und Leser, die Berlin kennen oder gar dort wohnen, haben sicher einigen Spaß daran, Unterschiede und Parallelen festzustellen.

Unterm Strich bleibt der Einstieg in ein neues Comic-Universum, das vor allem von seinen ungewöhnlichen Figuren lebt, denen man gerne folgt. »Metropolia« ist ein internationales Science-Fiction-Projekt, dessen Start mir sehr gut gefallen hat.

Erschienen ist der erste Band von »Metropolia« als schöne Hardcover-Ausgabe im Splitter-Verlag. Die »normale« Ausgabe ist 56 Seiten stark und kostet 18,00 Euro. Es gibt zudem eine limitierte Vorzugsausgabe, die 96 Seiten stark ist und 35,00 Euro kostet. Sie enthält Bonusmaterial – beispielsweise Skizzen der wichtigsten Figuren und Designstudien – sowie einen signierten Kunstdruck von Ingo Römling. Ich empfehle auf jeden Fall einen Blick in die Leseprobe – die Optik von »Metropolia« überzeugt in beiden Varianten.

(Diese Rezension erschien bereits im September auf der PERRY RHODAN-Seite. Hier wiederhole ich sie aus dokumentariscen Gründen.)

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Die Leseprobe zum ersten Teil des Science-Fiction-Comics »Metropolia« gibt's auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages.
Hier:
https://www.splitter-verlag.de/metropolia-1.html