»Die Kinder lesen keine Indianerbücher mehr«, erzählte mir der Vater. Er war in meinem Alter, plusminus zwei Jahre, und wir hatten festgestellt, dass wir zur selben Zeit unseren Wehrdienst abgeleistet hatten: er bei der Nationalen Volksarmee der DDR, ich bei der Bundeswehr der BRD.
Wir waren ins Plaudern gekommen, wir sprachen über unsere Jugendliteratur, und wir stellten fest, dass wir beide gern Bücher mit Indianern gelesen hatten. Lieselotte Welskopf-Heinrich hatten wir als Autorin beide geschätzt, und wir beide hatten unsere Indianerbücher sogar nach allen Umzügen noch aufbewahrt.
»Aber die Kinder wollen das nicht lesen«, sagte er ziemlich traurig. »Sie mögen keine Indianer, sie mögen keine Cowboys, sie gucken keine Western an.«
Für mich hatte er eine halbwegs positive Aussage: »Sie mögen Phantasiegeschichten, alles Zeugs mit Drachen und Elfen und so.« Er nickte mir zu. »Das ist dann deine Lesergruppe.«
Elfen sind also die neuen Indianer, Orks die neuen Cowboys. Und die Drachen von heute, das waren früher die Eisenbahnen. Klingt alles ziemlich logisch ...
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