Die Stadt Brügge kann so schön sein; viele sagen sogar, die Stadt sei romantisch. Wenn aber ein Wolkenbruch auf die schmalen Straßen und Gassen herunterprasselt, verlieren die schönen Gebäude ebenso schlagartig ihren Wert, wie die Stimmung auf einmal verschwindet.
Wir hatten selbstverständlich keinen Schirm dabei. Aber wir hatten Glück: Auf der anderen Straßenseite gab es einen Laden, der sich auf Touristen und deren Bedürfnisse eingestellt hatte. Also führte er auch Schirme im Sortiment.
Ich sprang hinaus in den Regen, hüpfte um die immer tiefer werdenden Pfützen herum und erreichte den Laden. Unter dem Vordach, das auch einer Handvoll asiatischer Touristen Schutz bot, schaute ich mir die ausgestellte Ware an. Rasch suchte ich mir zwei Schirme aus und betrat den eigentlichen Laden. Ich war der einzige Kunde.
Die Schirme waren preiswerter, als ich gedacht hatte. Während ich bezahlte, sagte ich zu dem Verkäufer, der fast besser deutsch sprach als ich selbst: »Immerhin läuft bei dem schlechten Wetter das Geschäft mit Regenschirmen.« Es sollte ein Scherz sein.
Der Mann nahm meinen Spruch überhaupt nicht positiv auf. »Das Geschäft ist eine Katastrophe. Ich verkaufe gar nichts. Von den zwei Schirmen hier kann ich meine Miete nicht bezahlen.« Er regte sich geradezu auf, bekam sich nicht mehr ein, wechselte sogar ins Flämische.
Ich machte, dass ich rauskam. Zwar wurden meine Schuhe noch nasser, als ich die Straße überquerte, unter dem Schirm behielt ich aber trockene Haare. Und während ich hüpfte und lief, dachte ich nur: »Nächstes Mal hältst du einfach mal die Klappe.«
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