24 Oktober 2024

Knalliger Science-Fiction-Thriller aus Deutschland

Um es vorwegzunehmen: Es gibt Romane, die beginnt man zu lesen und kann nicht mehr damit aufhören. Man muss sich gelegentlich dazu zwingen, Pause zu machen – etwa um zu schlafen oder zur Arbeit zu fahren –, weil diese Romane so spannend sind, dass man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Ein solcher Roman ist »Wolfszone«.

Erschienen ist der Roman im Frühjahr, verfasst wurde er von Christian Endres. Der Autor ist mir seit vielen Jahren als Schöpfer phantastischer Welten bekannt. Er bewegt sich zwischen den Genres, veröffentlicht Science Fiction und Fantasy, übersetzt Comics und schreibt Artikel für Zeitschriften. Entsprechend gespannt war ich auf diesen Roman, der vom Verlag als »Cyberthriller« bezeichnet wird.

Tatsächlich spielt »Wolfszone« in einer nahen Zukunft, vielleicht zwanzig, dreißig Jahre von heute entfernt. Endres siedelt die Handlung seines Romans in Brandenburg an, in einem Waldgebiet, das von Wölfen bewohnt wird. Diese haben sich verändert: Die Tiere haben allerlei technischen Geräte in sich aufgenommen – ohne dass das im Detail erklärt wird – und sich so zu einer Art Techno-Wölfe entwickelt; Cyborgs in der Gestalt großer Tiere also.

Weil man Gefahren für die Bevölkerung befürchtet, ist die Bundeswehr aufgezogen. Drohnen schwirren durch das Gebiet, Soldaten sichern einen Zaun ab. Es wimmelt von Journalisten, während die Bevölkerung der umliegenden Dörfer nicht weiß, wie es für sie weitergehen soll. In dieser Situation muss ein Detektiv nach einer jungen Frau suchen, die spurlos in dieser Region verschwunden ist. Ein kniffliger Fall …

Christian Endres erzählt seinen Roman im Präsens, in einem atemlosen Stil, der einen schnell in seinen Bann zieht. Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Romanen, die im »Gegenwarts-Stil« verfasst worden sind. Die meisten Autorinnen und Autoren, die Präsens benutzen, können damit nicht gut umgehen.

Endres vermag das allerdings sehr gut: Seine Kapitel sind rasant erzählt, der Stil passt zur Handlung, die Perspektive wechselt flott – man kommt sich vor wie in einem rasanten Action-Film.

Dabei bleibt der Autor nicht oberflächlich. Die einzelnen Figuren bieten unterschiedlichste Blicke auf die Szenerie. Ob das nun der Detektiv mit all seinen Problemen ist, ein Bundeswehrsoldat mit Migrationshintergrund oder eine Fahrradkurierin, die für Drogenhändler arbeitet, um ihrer Tochter zu helfen – sie alle tragen zu einem Mosaik bei, das ganz nebenbei das glaubhafte Bild einer nahen Zukunft vermittelt.

Der Klimawandel spielt im Hintergrund eine Rolle, die mediale Überflutung ebenfalls; dass man selbstverständlich Elektrofahrzeuge benutzt, erwähnt der Autor beiläufig. Endres vermeidet es aber,

ein komplettes Bild der nahen Zukunft zu präsentieren – was ich völlig in Ordnung finden. Man wird seinem Roman also nicht entnehmen können, wie sich die Lage im Nahen Osten, in der Ukraine oder in Zentralafrika entwickelt hat. Ebensowenig erfährt man über die Parteienlandschaft in Deutschland dieser nahen Zukunft oder technische Entwicklungen. Das sind alles nicht die Themen des Romans.

Christian Endres konzentriert sich in »Wolfszone« auf seinen eng begrenzten Schauplatz und die wichtigen Figuren, die er dafür aufbietet. Das gelingt ihm sehr gut. Dass er nebenbei literarische Anspielungen unterbringt – ein Wolf trägt den Namen »Winslos«, eine Anspielung auf Don Winslow, den Lieblingsschriftsteller des Autors – oder Bekannte aus seinem Umfeld andeutet, sehe ich als augenzwinkernde Ergänzung.

»Wolfszone« ist ein spannender Science-Fiction-Roman, der eine nahe Zukunft voller Verwicklungen präsentiert. Das Buch zog mich in seinen Bann und faszinierte mich; eine starke Lektüre!

Erschienen ist der Roman als Hardcover-Band – ohne Schutzumschlag – im Heyne-Verlag; er ist 510 Seiten stark und kostet 20,00 Euro (das E-Book gibt’s für 14,99 Euro). Mithilfe der ISBN 978-3-453-27471-6 kann man ihn in jeder Buchhandlung bestellen. Auf der Internet-Seite des Verlags steht unter anderem eine Leseprobe zur Verfügung.

(Diese Rezension erschien bereits im August auf der Internet-Seite von PERRY RHODAN. Hier teile ich sie aus dokumentarischen Gründen.)

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Informationen zu »Wolfszone« gibt es – wie sich das gehört – auf der Internet-Seite des Verlags, wo man auch in eine Leseprobe reingucken kann.

Hier:
https://www.penguin.de/buecher/christian-endres-wolfszone/buch/9783453274716