Höre ich mir die erste Platte der Pretenders an, die den einfachen Titel »Pretenders« trug und 1980 veröffentlicht wurde, gefällt die mir nach all den Jahren immer noch. Man merkt der Sängerin nicht unbedingt an, dass sie aus der gleichen Ursuppe wie die Sex Pistols gekrochen war, irgendwann in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre, als sie in den gleichen Läden und Kneipen wie die ersten Punkrocker verkehrte. Die Musik ist aber bei allem Pop-Charakter druckvoll und mehr »punk« als einiges von dem, was zu dieser Zeit von manchen Punk-Bands veröffentlicht wurde.
Chrissie Hynde und ihre Mitstreiter hatten ein Händchen für gute Melodien. Die wirken oft locker, als ob sie von der Band aus dem Handgelenk geschüttelt würden, stecken aber auch voller Energie. Das ist kein harmloses Geplänkel, das hat genügend »Wumms«, dass es einen oft dazu bringt, zu zappeln oder gleich zu hüpfen.
Klar, so ein Stück wie »Brass in Pocket«, was ja schon ein kleiner Hit war, ist fast zu locker, das ist weit entfernt von Punkrock und könnte auch im Radio laufen. Die Melodie ist aber hübsch, und die Sängerin hat eine ausdrucksstarke, die die knappen Textzeilen klar rüberbringt. Wenn Pop, dann so!
Andere Stücke wie »Tattooed Love Boys« wirken atemlos, fast hektisch, auf jeden Fall zappelig und so, dass man sie auch in einer »Indie-Disco« der 80er-Jahre laufen lassen konnte. So bietet diese Platte einfach eine schöne Mixtur aus schnell und langsam, aus hektisch und gemütlich, immer mit einer gewissen sarkastischen Note in den Texten. Sehr cool!
Ich sah die Pretenders in den 80er-Jahren tatsächlich einmal – aber das ist eine andere Geschichte –, und das war in einer späteren Phase der Band. Ich fand sie trotzdem klasse. Die Sängerin hat in den vergangenen Jahren nicht immer durch kluge Aussagen geglänzt, wenn ich mich recht erinnere – aber diese erste Platte der Pretenders schätze ich immer noch.
1 Kommentar:
ein echtes Highlight;)
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