Wie lange ich schon die Literaturzeitschrift »Am Erker« kenne, weiß ich nicht mehr genau. Irgendwann zu Beginn der 80er-Jahre hatte ich sie schon einmal abonniert, dann verlor ich sie aus den Augen; seit mehreren Jahren habe ich sie wieder im Abonnement. Mittlerweile erscheint das Magazin im »buchigen« Paperback-Format und wird von einem Verein namens »Fiktiver Alltag« herausgegeben; immerhin stammt sie immer noch aus Münster.
Die aktuelle Ausgabe 67 ist schon wieder einige Monate als, sie stand unter dem Titel »Leib und Seele«. Erstaunlich oft wird dabei das Thema der Nachkriegszeit variiert, als hierzulande zum letzten Mal eine Hungersnot herrschte; andere Kurzgeschichten und Gedichte streifen das Thema nur am Rande oder ignorieren es.
Das macht nichts: Auf den 136 Seitenvon »Am Erker« geht es nicht nur um das zentrale Thema; es gibt ganz normale Texte, und es gibt Artikel sowie Buchbesprechungen. Das alles wird sparsam illustriert, das Layout ist ebenfalls sparsam, weil eher »buchig« zu betrachten.
Die Mixtur ist interessant, nicht alles gefällt mir – und das gilt ebenso für die sekundären Texte: Manchmal driften die Rezensenten in intellektuelle Bereiche ab, die sich mir nicht erschließen, dann aber wieder gibt es handfeste Besprechungen zu Themen, die ich interessant finde und auf die ich ohne eine solche Zeitschrift nicht gekommen wäre.
Wie immer habe ich mich durch »Am Erker« gut unterhalten gefühlt, wenngleich ich nicht alles gelesen habe. Bei manchen Texten genügen mir die ersten paar Sätze, um zu erkennen, dass sie nichts für mich sind. Aber eine solche Zeitschrift ist stets wie eine Wundertüte.
Ich kann sie jederzeit und immerzu empfehlen. Die aktuelle Ausgabe gibt's für neun Euro; idealerweise bezieht man sie direkt bei dem Redaktionsverein. Der eine oder andere Literaturladen könnte sie auch führen – die Qualität einer Buchhandlung erkennt man eh daran, dass sie sogar Literaturzeitschriften im Programm hat.
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