Als ich die False Prophets um 1990 endlich live sehen konnte, war die große Zeit der Band in gewisser Weise schon vorüber. Ihre Platte »Invisible People« kam ebenfalls 1990 heraus. Es ist eine Mini-LP, die sechs vergleichsweise lange Stücke enthält, mir aber trotz diesen Längen immer noch richtig gut gefällt. Veröffentlicht wurde die Platte damals übrigens bei dem niederländischen Label Konkurrel; seither folgten diverse andere Auflagen, auch auf CD.
Klar ist das alles oft entfernt vom knalligen Hardcore-Punk, wie er anfangs der 80er-Jahre aus den USA kam. Und es hat nichts zu tun mit dem, was Ende der 80er- und vor allem zu Beginn der 90er-Jahre an Hardcore aus New York zu uns nach Deutschland schwappte. Die False Prophets waren um 1990 alles andere als modern, und vielleicht trug das dazu bei, dass ich sie so gut fand und auch heute noch gern anhören kann.
Schon das erste Stück der Platte belegt das gut: »Never Again, Again« enthält tatsächlich Passagen, zu denen man Walzer tanzen kann. (Ich spielte zu der Zeit bei diversen Veranstaltungen den DJ; wenn das Stück lief, tanzten wirklich einige Leute einen witzigen Walzer dazu.)
Auch andere Stücke auf dieser Platte sind abwechslungsreich, sind nicht unbedingt typisch für Punkrock oder Hardcore, wechseln das Tempo und die Tonlage, haben eine »schwingende« Grundstimmung. Der Sänger moduliert seine Stimme, dass es einem zeitweise schwindlig wird, die Stücke haben zwar eine durchgehende Melodie, wechseln aber oft ihre Richtung.
Ich würde nicht sagen, dass die »Invisible People« eine wichtige Platte ist oder eine, mit der die Band besonders gut repräsentiert wird. Aber es ist immer noch eine gute Platte und mir längst lieber als vieles von dem, was zu dieser Zeit sonst in der Hardcore-City New York auf Vinyl gepresst wurde.
2 Kommentare:
Jemand hat die Platte bei YouTube eingestellt. Wer also mal hören möchte, wie die False Prophets im Jahr 1990 klangen, hat hier die Gelegenheit dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=9kA62Madhqc
Einen interessanten und entsprechend knappen Einblick in die Geschichte der False Prophets und auch der Diskussion innerhalb der New Yorker Szene gibt die Wikipedia. Hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/False_Prophets
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