Manchmal ist Karlsruhe auf eine sehr angenehme Art spießig. Und wie sehr ich verbürgerlicht bin, merke ich stets daran, wenn ich auf Veranstaltungen gehe, die ich früher gehasst hätte, die mir heute aber durchaus Spaß machen. In diesem Fall geht es um die »Lametta«, die es seit einigen Jahren gibt und die ich bisher ignoriert hatte.
In diesem Jahr schaute ich mir zum ersten Mal die »lässige Alternative« – so die Selbstbeschreibung – zu dem Wansinn der zahlreichen Weihnachtsmärkte an. Das Tollhaus, so eine Art alternativer Konzert- und Veranstaltungsort in Karlsruhe, wurde für zwei Tage zu einem Marktplatz. Für drei Euro Eintritt konnte man sich in diesen Markt hineinquetschen, der ganz schön voll war.
An den verschiedenen Ständen präsentierten sich allerlei Kunsthandwerker und Klamottenläden aus der Region. Allerlei Schnickschnack wurde angeboten, manches davon echt hässlich (Vinyl-Schallplatten mit den Gesichtern von »großen Künstlern« der Musikgeschichte), manches davon echt cool (maßgeschneiderte Schuhe oder handgemachte T-Shirts) oder halt für Weihnachten geeignet (handgeblasene Vasen etwa). Zu gucken und zu staunen gab es auf jeden Fall genug.
Was ich nett fand: Ich traf haufenweise Bekannte. Nicht nur am Stand des Querfunks, des freien Radios in Karlsruhe, das eine Live-Sendung von der »Lametta« aus machte, sondern auch an den Ständen und dazwischen. Leute, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, präsentierten ihre Kinder; Geschichten und Erinnerungen wurden ausgetauscht – alles in allem eine schöne Veranstaltung mit hohem Tratsch-Faktor.
Zu essen gab es eine Linsensuppe mit Brot, die super schmeckte; danach bummelten wir noch durch die Studios auf dem Gelände des alten Schlachthofs. In den alten Gebäuden ist nicht nur die »Alte Hackerei«, der Punkrock-Schuppen, in dem ich gelegentlich Krachmusik höre, sondern dort sind auch eine Reihe von Künstler-Ateliers. Gekauft hätte ich dort nichts, aber schön anzugucken war's trotzdem.
Wie eingangs geschrieben: auf eine sehr angenehme Art spießig. Da fühlte ich mich dann doch sehr wohl.
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