Freitag nacht, am nördlichen Stadtrand von Karlsruhe: Der erste Oktobernebel zieht in dicken Schwaden über den alten Flugplatz hinweg. Ich fahre diese Strecke, weil ich einige Bier zu viel getrunken habe und nicht unbedingt über die Erzbergerstraße eiern möchte. Dort treiben sich zu dieser Zeit sehr viele besoffene Jungmänner in aufgemotzten Kleinwagen herum, was immer mal wieder die Polizei auf den Plan ruft.
Die schmalen Seitenstraßen sind schön zu fahren, hier läuft oder fährt einem niemand vors Vorderrad, und ich kann flott strampeln. Doch der Nebel wird immer dichter, mein Licht stochert gerade mal zwei, drei Meter weit, bevor es irgendwo zwischen feinen Wassertropfen aufgesaugt wird.
Fast fliege ich aus einer Kurve, fast falle ich über einen Bordstein. Außerhalb der Straßenlaternen, die in dieser Gegend doch eher selten stehen, ist es stockfinster. Aber ich komme gut voran, auch deshalb, weil ich sehr langsam strample.
Als die Querallee kreuzt, nähere ich mich langsam der Heimat. Mein Atem geht regelmäßig, mein Rad schnurrt unter mir, und es kommt dieses Gefühl auf, das ich beim Radfahren so schätze: Man fühlt sich wohl, man hat das Gefühl, die Welt buchstäblich unter dem Gummi zu haben.
Zwei Radfahrer kommen von links; wie zwei schwarze Nachtmahre lösen sie sich aus der Finsternis. Sie fahren langsam, sie halten Händchen, als wollten sie sich so vor der Dunkelheit schützen. Grüßend hebe ich die Hand und zische über die Kreuzung.
Nebel im Oktober hat etwas besonderes. Die Welt ist wie in Watte gehüllt, und alles fühlt sich beschwingt an. Pfeifend fahre ich nach Hause.
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