11 Juni 2024

Vorläufiges Ende für einen Superhelden

In meinen Augen hat die Serie »Daredevil« hierzulande nie so richtig eingeschlagen. Ob das an der schlechten Verfilmung lag, die vor vielen Jahren in den Kinos kam, oder einfach daran, dass die Comics zu sehr in New York spielen, weiß ich nicht. Trotz unbestrittener Qualitäten inhaltlicher wie grafischer Art entwickelte sich die Serie nie zu einem echten Erfolg.

Mit »Der Tod von Daredevil« liegt seit Anfang 2020 der Abschluss der Serie vor, und ich habe ihn endlich gelesen. Die Hefte 606 bis 612 der amerikanischen Ausgabe werden in einem 170 Seiten starken Paperback zusammengefasst. Um es gleich zu sagen: Weil das Ende eher enttäuschend ist, kann diese Ausgabe auch nur einem Fan der Serie empfohlen werden.

Noch einmal will Daredevil, der blinde Superheld, gegen den Kingpin antreten, der mittlerweile zum Bürgermeister von New York gewählt worden ist. Daredevil möchte zeigen, wie der Kingpin die Wahl manipuliert hat, und stellt ein Team von Ermittlern zusammen. Doch auch der Kingpin ist nicht faul und baut seinerseits auf ein Team von Killern, die Jagd auf Daredevil machen. In den Straßen von New York entwickelt sich ein Duell.

Streckenweise ist das Ganze sehr gut erzählt. Charles Soule kennt sich mit den Marvel-Superhelden aus, er schrieb auch lange genug für »Daredevil«. Mit dem Auftauchen von Mike Murdock, einem auf einmal »körperlichen« Menschen, den sich vorher Matt Murdock – das ist die Tarnexistenz von Daredevil – nur ausgedacht hat, bringt der Autor einen zusätzlichen Kniff in die Geschichte ein, den ich am Ende aber nicht gut aufgelöst fand.

Künstlerisch ist das alles stark gemacht. Phil Noto hat einen Stil, der realistisch anmutet, aber mit aquarelliger Farbgebung sehr eigene Akzente setzt. Die Kämpfe auf den Dächern der Stadt wirken verschwommen und dynamisch zugleich, die Dialoge sind knallig und direkt. Lässt man sich auf diesen Stil ein, fesselt er.

Trotzdem steuert die ganze Geschichte auf einen Schluss zu, der wie aus dem Hut gezaubert wirkt und nicht überzeugt. Tatsächlich ist dann »Das Ende von Daredevil« die logische Konsequenz. Es ist ein zugleich offenes Ende, man kann daraus noch alles andere machen, und darauf kann man wohl gespannt sein. Schauen wir mal ...

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Informationen sowie eine Leseprobe zu »Der Tod von Daredevil« gibt es auf der Internet-Seite des Panini-Verlages.
Hier:
https://paninishop.de/daredevil-superhelden-comics/daredevil-der-tod-von-daredevil-dosma210