Warum man einen schönen englischen Titel wie »The Infidel«, was auf Deutsch »Der Ungläubige« gewesen wäre, zu einem dämlichen Titel wie »Alles Koscher« ummünzt, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Der Titel hätte mich fast vom Kinobesuch am Samstag abend abgehalten, und ich hätte nur wegen des blöden Titels fast einen gelungenen Film verpasst.
Wahrscheinlich halten die deutschen Verleiher wieder einmal das deutsche Publikum für sackdoof – zuletzt wurde aus dem wunderbaren »Made In Dagenham« bereits das verzerrend-plakative »We Want Sex«. Da ärgere ich mich schon ein wenig, und ich frage mich, wie der Verleih auf die Idee kommen kann, ein solcher Film sei unter dem Originaltitel nicht verkäuflich.
Egal, schauen wir uns den Inhalt an. Mamuhd ist britischer Muslim pakistanischer Herkunft, der Fußball liebt und sich zum Gaudium seiner Kinder immer wieder an seine »New Romantics«-Phase in den frühen 80er Jahren zurück erinnert, ansonsten aber keinen Bezug zum muslimischen Glauben hat. Dummerweise will sein Sohn eine junge Muslima heiraten, und deren neuer Stiefvater ist ein knallharter Hassprediger.
Um die Schwierigkeiten auf die Spitze zu treiben, stellt Mamuhd fest, dass er im Alter von zwei Wochen adoptiert wurde und deshalb eigentlich ein Jude ist. Ab dem Moment wird die ohnehin schon durch viel Situationskomik geprägte Handlung noch absurder und schneller.
Während des Films gab's viel zu lachen: Der Humor ist zeitweise grob und fies, gleichzeitig gibt es wunderbare Einblicke in das Leben britischer Migranten, ihrer Sitten und Gebräuche sowie der Konflikte zwischen den einzelnen Religionen. Ich habe mich bestens amüsiert und fand viele Szenen zum Wegschreien komisch.
Das schöne daran: Der Film ist ein Plädoyer für Toleranz und für Multikulti, ohne dass er in verkitschte Darstellungen und dergleichen abrutscht. Die bestehenden Probleme werden nicht unter dem Tisch gelassen, sondern mit viel Humor ins Zentrum gerückt. Klasse!
1 Kommentar:
"Der Ungläubige" käme schon arg verstaubt rüber, zumal das meines Wissens aus dem Französischen stammende "infidel" zugleich auch noch "untreu" bedeutet; da wirkt der Originaltitel doch pfiffiger als seine mögliche Übersetzung. Aber das nur am Rande -- der Film klingt interessant!
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