15 Juli 2011

Afrika-Reisende und Politik

Ich bin kein Experte für Politik, und ich finde den Großteil der Menschen, die sich in diesem Gewerbe tummeln, zudem im höchsten Grad verachtenswert. Ich bin auch kein Experte für Afrika, obwohl ich das eine oder andere afrikanische Land bereist habe.

Aber ich habe das Recht, mit Kopfschütteln auf die unsagbare Afrika-Politik der Bundesregierung zu reagieren. Wobei ich da keinerlei Konzept erkennen kann, nicht einmal ein schlechtes.

Man kann unsere Wirtschaftsordnung ja blöde und bescheuert finden, aber grundsätzlich funktioniert sie so: Man sucht nach einem Markt und liefert Waren da hin, die werden bezahlt, und der eigene Wohlstand wächst und gedeiht.

Südlich des Mittelmeers wohnen mehrere hundert Millionen Menschen, die gern die Produkte kaufen würden, die man in Deutschland herstellt - aber wir lassen die Unterschicht lieber im Dreck verrecken, während die Mittelschicht zu eifrigen Kunden preisgünstiger und gar nicht mal so schlechter chinesischer Waren wird. Wenn's gut geht, liefert Deutschland dann Waffen an irgendein Land, wovon immerhin die Oberschicht profitiert.

Toller Plan. Und die Bundeskanzlerin tut alles, um das Ansehen des Landes in einer riesigen Weltregion zu »stärken«. Laut Medienberichten hat sie der Regierung in Kenia eine Million Euro zugesagt - für Hunderttausende von Hungerflüchtlingen, die derzeit über die Grenzen des Landes strömen. Dieses Almosen (drei Euro pro Nase ...) ist der Frau offensichtlich nicht einmal peinlich.

Bei diversen Afrika-Reisen wurde ich von Einheimischen in Politik-Diskussionen verwickelt. Die Leute in Kamerun, Botswana oder in Malawi sind politisch gut informiert, sie lesen Zeitung und sie gucken fern; heute nehmen sie in immer stärkerem Maße auch Nachrichten im Internet wahr.

Unfreiwillig wurde ich oft zum Botschafter Deutschlands (in den frühen 90er Jahren schrie ich noch »nie nie nie - nie wieder Deutschland!« bei entsprechenden Demos) und musste gelegentlich die unverständlichen Handlungen in Europa erklären: die Asyl-Gesetze beispielsweise und die immer strengere Abschottung Europas gegenüber Menschen mit dunkler Hautfarbe.

Und jetzt? Im Jahr 2011 könnte ich die Politik der Regierung nicht erklären. Weder in Europa noch in Afrika. Vielleicht sollte ich mich wieder auf meine Rolle als »unpolitischer Oi!-Punk« beschränken; das hat zeitweise ja ganz gut funktioniert.

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