31 März 2023

Kraftwerk in Karlsruhe

Die Nachricht überraschte mich: Die schon sehr betagte Band Kraftwerk sollte im August 2023 in Karlsruhe auftreten. Von »spielen« kann bei den alten Herren allerdings keine Rede sein: Sie sollten auf dem Balkon des Schlosses stehen, während eine Lichter-Show über die Außenfront des Schlosses flackern und die Musik über den Platz wummern sollte.

Ich überlegte mir, ob ich mir das ansehen sollte. Von meiner Wohnung zum Schloss sind es keine zwei Kilometer zu Fuß oder mit dem Rad. Der Eintrittspreis von 55 Euro kam mir ein wenig hoch vor; die Schlosslichtspiele am Schloss waren bisher kostenlos, und ich wusste nicht so recht, wo der Unterschied zu den üblichen Lichtspielen sein würde.

Noch während ich überlegte, war das Konzert ausverkauft. Kein Platz mehr frei; es war rasend schnell gegangen. Auch recht, dachte ich.

Immerhin hatte ich Kraftwerk einmal gesehen und hatte das ziemlich gut gefunden: 1997 in Barcelona. Aber warum war das damals so klasse gewesen? Weil die meisten Kids in der Halle nicht wussten, welchen Nimbus die Band hatte und einfach tanzten, als gäbe es kein Morgen. Eine so überschäumende Stimmung würde es in Karlsruhe im August wohl kaum geben ...

30 März 2023

Ein Tröten aus dem Dorf

Als wir uns der Brücke näherten, über die man auf das winzige Zentrum von Vals gehen oder auch fahren konnten, hörten wir zum ersten Mal das Geräusch. Ich konnte es nicht gleich zuordnen. Es war ein Tröten, aber es klang nicht nach einem Musikinstrument, wie ich es kannte. Die Töne zogen sich, sie schienen in der Luft zu hängen, und ich hätte sie eher als »dunkel« bezeichnet.

Wir überquerten die Brücke. Wie immer blickte ich ins Wasser hinunter. Der Valser Rhein sprudelte, ein echter Gebirgsbach, der auch im Sommer kalt aussah und nicht gerade zu einem lauschigen Bad einlud. Ich mochte den Bach, seine Wirbel, die kleinen Stromschnellen und Vertiefungen und das saftige Grün, das an beiden Seiten in die Höhe wuchs.

Auf der anderen Seite der Brücke kam das Zentrum des Dorfes: ein Platz, belegt mit Pfastersteinen, um den sich einige Häuser gruppierten, von denen zwei als Hotels mit Restaurant dienten, ein Ladengeschäft direkt daneben. Ungefähr ein Dutzend Männer und Frauen standen in einem großen Halbkreis und bliesen in Alphörner. Gut zwei Dutzend Schaulustige beobachteten die Szene, die meisten von ihnen hatten Kameras und Smartphones gezückt.

Ich kannte Alphörner nur von Fotos her, ich hatte genügend alberne Witze über sie gehört. Aber ich hatte noch nie ein Konzert mit diesen urtümlich anmutenden Instrumenten mitbekommen. Ob die Gruppe, die vor uns spielte, gut oder schlecht war, konnte ich nicht beurteilen – aber darum ging es nicht.

Wir stellten uns an den Rand, von dort aus sahen und hörten wir zu. Die Melodien waren sehr getragen, die Instrumente brachten nicht so viele Töne hervor, und schnell spielen konnte man sie nicht. Aber es entwickelte sich ein Sound, der getragen wirkte, fast meditativ. Für einige Minuten fand ich das höchst interessant, dann ließ die Spannung nach.

Wer schnelle Musik mit lauten Gitarren mag, hat bei ruhigen Alphorntönen unweigerlich ein kleines Problem, dachte ich. Dann bummelten wir in aller Ruhe weiter, die Dorfstraße entlang, den Klang der Alphörner weiterhin in unseren Ohren.

The Surfin Birds und ihre Super-Single

Immer wieder fällt mir auf, dass die Punk-Szene gar nicht so gut dokumentiert ist, wie man angesichts solcher Hefte wie dem »Ox« meinen könnte. Ein schönes Beispiel ist die Band The Surfin Birds; die gründete sich in den ganz späten 80er-Jahren, zu einer Zeit also, in der es das Internet für die breite Masse noch nicht gab, und löste sich rasch danach wieder auf.

Die Internet-Seite Discogs verzeichnet von der Band tatsächlich nur die Single ausm Jahr 1998, die ich sogar besitze. Wenn ich den Beilagenzettel zur Platte richtig verstehe, kam die Band aus Marklohe, veröffentlichte ab 1989 vier Demo-Tapes, war an mehreren Samplern beteiligt und brachte im Oktober 1998 die eigene Single selbst heraus. Sonst findet man im Netz nicht viel über sie.

Hin wie her: Beide Stücke sind klassisch. Sowohl »Sometimes« als auch »New Life« sind einfach gut gespielter Melodie-Punk ohne jeglichen Firlefanz, durchaus rockig, nicht hochgeschwindigkeitsverdächtig, mit einer guten Sängerstimme und ohne jeglichen Metal-Schwachsinn, dafür aber winzigen Offbeat-Einschüben.

Die Single ist richtig gut, die überrascht mich nach all der Zeit noch mal aufs Neue. Schöne Sache!

29 März 2023

Wilde Dreharbeiten und eine seltsame Mauer

Ich mag die Geschichten um den Commissario Montalbano, die der sizilianische Schriftsteller Andrea Camilleri über viele Jahre hinweg verfasste. Zuletzt las ich den Roman »Die Botschaft der verborgenen Bilder«, der zu Beginn des Jahres 2023 in deutscher Sprache erschienen war.

Wie es bei manchen der Montalbano-Bände durchaus üblich ist, gibt es wieder einen skurrilen Hintergrund, vor dem gewissermaßen die Ermittlungen ablaufen. Der Hintergrund sind Dreharbeiten: Ein schwedisches Team ist in der Stadt, um einen Film zu drehen, der in der Vergangenheit spielt.

Dieser Blick in die Jahrzehnte wiederum löst in einem Mann allerlei Erinnerungen auf, und er schaut sich alte Schwarzweiß-Filme an. Das wiederum führt zu Ermittlungen und zum Stochern in einem halb vergessenen Fall …

Seien wir ehrlich: Der eigentliche Kriminalfall oder die Verkettung von Fällen sind nicht so wichtig bei diesem Roman. Er zeigt Montalbano in seinem sozialen Umfeld, er schildert die Beziehungen zwischen ihm, seinen Kollegen und seiner Freundin, und er macht immer wieder klar, wie moralisch die Figur eigentlich ist.

In einer Passage macht sich Montalbano beispielsweise seine Gedanken über die Flüchtlinge, die verzweifelt versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen und oft in Sizilien an Land gehen. Seine Abneigung gilt den Mächtigen und der Mafia – häufig identisch –, sein Mitgefühl gilt den »kleinen Leuten« und den Menschen am Rand der Gesellschaft.

Am Ende sind natürlich alle Probleme gelöst, die Filmleute ziehen ab, und die kleine sizilianische Stadt kann weiterhin so quirlig bleiben, wie sie ist. Das alles schildert Camilleri in unterhaltsamer und gleichzeitig klarer Weise. Manche Dialoge sind lustig, andere sind sehr ernsthaft; immer wieder gibt es Szenen voller Wehmut und Melancholie.

Auch wenn »Die Botschaft der verborgenen Bilder« sicher keiner der besten Montalbano-Romane ist, hat er doch wunderbar unterhalten. Bewundernswert, wie der – damals schon alte – Schriftsteller noch zu arbeiten vermochte, auch wenn er diesen Roman schon nicht mehr schreiben konnte, sondern diktieren musste.

28 März 2023

Conan in schroffen Bildern

Unterschiedliche Teams aus Autoren und Zeichnern nehmen die klassischen Geschichten um Conan, den Barbaren, und machen daraus moderne Comic-Abenteuer: Das ist der Ansatz einer neuen »Conan«-Reihe aus Frankreich, die hierzulande vom Splitter-Verlag in schönen Hardcover-Alben veröffentlicht wird, einige redaktionelle Ergänzungen inklusive.

Ich las dieser Tage »Der schwarze Kreis«. Dabei handelt es sich um eine Geschichte aus dem späteren Werk von Robert E. Howard. Der Autor hatte zu dieser Zeit schon eine erfolgreiche Laufbahn als Schriftsteller hinter sich und konnte seine Geschichten plastischer und gleichzeitig »breiter« erzählen.

Angesiedelt ist die Erzählung in einer Region, die wohl dem nördlichen Iran oder Afghanistan entspricht. Neben Conan selbst spielen allerlei Banditen, eine kluge Prinzessin und einige fiese Magier wichtige Rollen; es geht heftig zur Sache.

Sylvain Runberg hat aus dem Original-Stoff eine packende Comic-Erzählung gemacht, die ich spannend und mitreißend finde. Zeichnerisch ist das, was Park Jae Kwang daraus macht, für meinen Geschmack zu schroff und gleichzeitig zu einfach. Das Blut spritzt, die Action ist brutal; dabei wirken die Bilder oft unsauber, wie schraffiert und nicht richtig fertiggestellt.

So interessant und gleichzeitig klassisch »Der schwarze Kreis« ist, so wenig konnte mich das Album künstlerisch packen. Da gibt es weitaus besseres in dieser neuen »Conan«-Reihe! Fans von Robert E. Howard sollten trotzdem unbedingt einen Blick auf diesen Band werfen.

27 März 2023

Redakteurskrankheit

Derzeit lese ich den Roman eines deutschen Schriftstellers, den ich sogar persönlich kenne. Der Roman ist gut, und ich stelle wieder einmal fest, wie gut der Kollege zu schreiben und zu recherchieren weiß. (Bevor jemand nachfragt: Es handelt sich nicht um ein aktuelles Werk, es ist schon einige Jahre alt.)

Aber auf fast jeder Seite denke ich, »das Wort ist falsch« oder »hier hätte der Absatz anders sein müssen«. Ich komme nicht dagegen an, und ich muss mich fast schon zwingen, nicht einen Stift zur Hand zu nehmen und während der Lektüre im Text herumzumalen. Zu allem Überfluss würde ich sogar behaupten, es handle sich nicht um meine Privatmeinung, sondern um die Feststellung ernsthafter Fehler.

Aber trete ich einen Schritt zurück, fällt mir wieder auf, dass es unterschiedliche Ansichten geben kann. Was ich für hundertprozentig richtig halte, kann ein anderer Autor – oder die Person im Lektorat, die zuständig ist –, offensichtlich völlig anders betrachten. Und tröstlich ist ohnehin, dass es den meisten Lesern nicht auffallen wird, welches Wort an welcher Stelle nun wie gewichtet wird. Wenn die Geschichte stimmig ist und spannend verläuft, sind das Marginalien.

Bloß blöd, dass mich solche Marginalien manchmal echt stören ...

24 März 2023

Essen wie in einem Raumschiff

Als ich die Fotos des Restaurants sah, wusste ich, dass ich es unbedingt betreten musste: Auf seiner Internet-Seite inszeniert sich das »Fuji Yama« in Nürnberg, als stamme es aus einem anderen Jahrhundert oder gar von einer fremden Welt – eine Innenarchitektur, die ich vom ersten Eindruck her faszinierend fand.

Wir bekamen einen Platz, sogar am Fenster, und aßen dort an einem eher regnerischen und kühlen Abend miteinander. Das Lokal entpuppte sich als typisch für diese modernen Restaurants, die derzeit »asiatische Küche« mit einem weiten Spektrum anbieten, wie es offensichtlich derzeit in Deutschland populär ist. Man bekommt allerlei Arten von Sushi, aber eben auch vietnamesische und andere Gerichte.

Was wir bestellten, schmeckte gut. Der Sake passte dazu, auch der Nachtisch war lecker. Der Service war angenehm, die Lautstärke im Lokal stets von einer Art, wie man sie gut ertragen konnte. Alles war sehr ordentlich, kein Grund zur Kritik – gleichzeitig aber nicht auf einem auffallend hohen Niveau.

Letztlich überzeugte die Atmosphäre: Das »Fuji Yama« erwies sich als ein schön gestaltetes Restaurant, in dem ich mich gerne für zweieinhalb Stunden aufhielt. Als Science-Fiction-Fan isst man halt gern in einer Lokalität, die den Charakter eines Raumschiffs hat …

Nach langer Zeit mal wieder gelesen

In den späten 80er- und frühen 90er-Jahren zählte das Fanzine »Trust« zu den Zeitschriften in Sachen Punk und Hardcore, die ich ausgesprochen gern las. Die Herausgeber hatten manchmal eine etwas arrogant wirkende Attitüde, waren im normalen Leben aber ganz umgänglich – und in den 90er-Jahren quartierte ich, wenn ich mich recht erinnere, sogar mal die »Trust«-Redaktion in meiner Wohnung in Karlsruhe ein. Das aber verliert sich im Dämmerlicht jener Jahre ein wenig.

Ich verlor irgendwann den Kontakt zum Heft, mein Abo lief nach über zwanzig Jahren aus, und ich vermisste es nicht. Dieser Tage sah ich eine aktuelle Ausgabe im Bahnhofsbuchhandel und kaufte sie spontan – es war die Nummer 218, und sie war immer noch komplett in schwarzweiß, und sie wirkte immer noch wie ein Fanzine. Das meine ich ja positiv.

Das Heft las ich im Verlauf der folgenden Wochen komplett durch; als ich das »Trust« früher abonniert hatte, war das vor allem in den späteren Phasen nie der Fall. Ich bin mir nicht sicher, ob das nun für das Heft oder gegen mich spricht … aber darum geht es ohnehin nicht.

Mir sind durch das Heft einige neue Bands aufgefallen, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. Nachdem ich beispielsweise Hurry Up im Interview interessant gefunden hatte, hörte ich mir die Band auf digitalem Weg an – das ist heute natürlich einfacher möglich als früher – und fand sie gut. Das gilt für einige der anderen Bands ebenfalls; wobei ich baff war, mal wieder von den Moving Targets zu hören.

Interviews über alte Zeiten – in diesem Fall mit Joe Carducci – lese ich eigentlich ganz gern. Das war mir zwar doch zu »nerdig«, aber ich führte es mir komplett zu Gemüte. Das gleiche gilt für Kolumnen und Besprechungen: Nicht alles gefiel mir, logisch, aber ich fühlte mich gut unterhalten und teilweise auch informiert.

Das Heft hat mich tatsächlich eingefangen. Das Fanzine vermittelt eine Begeisterung für neue wie alte Musik. Vielleicht sollte ich es doch wieder abonnieren …

23 März 2023

Ein Spezial für Capricorn

Das Fanzine »Capricorn« gehörte zu den Heften, die anfangs der 80er-Jahre zu einer neuen Welle von Science-Fiction-Heften gehörten. Mein eigenes Fanzine zählte ebenfalls dazu. Die »Capricorn«-Redaktion war bunt, in ihr waren beide Geschlechter vertreten – für die damalige Zeit eine echte Ausnahme. Und ab 1982 brachte man noch eine Sonderreihe heraus, das »Capricorn Spezial«.

Die erste Ausgabe dieses Spezialhefts wurde im November 1982 veröffentlicht und hatte laut Impressum eine Auflage von 280 Exemplaren. Es war ein typisches Fanzine jener Tage: A5-Format, in der Mitte getackert, Offsetdruck, 40 Seiten.

»Ein neues Projekt, ein neuer Versuch, ein Fanzine zu produzieren und unter die Leute zu bringen«, so wurde es im Vorwort ausgesagt. Man wollte experimentieren und auch mal längere Texte veröffentlichen. Und deshalb bestand die erste Ausgabe aus einer Fantasy-Erzählung, die Hans Metzger verfasst hatte und die großzügig illustriert war. Vor allem die Zeichnungen von Paul Delavier, der auch das Titelbild beisteuerte, faszinieren noch heute. (Er arbeitete später unter anderem für die ATLAN-Heftromanserie.)

Im Jahr 2023 würde der Autor seine Fantasy-Erzählung als Selfpublisher veröffentlichen, nicht mehr als Fanzine. Damals fand ich die Art und Weise toll, wie die »Capricorn«-Redaktion immer wieder neue Wege einzuschlagen versuchte.

22 März 2023

Meine Ghazir-Geschichten

In diesen Tagen müsste es erscheinen: mein Buch »In Clanthons Auftrag«. Ich freue mich schon sehr auf das Erscheinen, werde an dieser Stelle sicher noch mehrfach darüber schreiben und möchte heute nur kurz auf meine Freude verweisen. Das Buch ist mit 256 Seiten dann doch recht umfangreich geworden, und es enthält Fantasy-Erzählungen und -Kurzgeschichten, die ich im Verlauf vieler Jahre geschrieben habe.

Sie alle spielen auf der Fantasy-Welt Magira, sie alle haben mit Ghazir en Dnormest einen Charakter, der mir in mancherlei Hinsicht ähnelt. Wie das alles zusammenhängt, kann man hoffentlich aus den begleitenden Texten des Buches erkennen; hier und heute spielt das erst mal keine Rolle.

Das Buch gibt’s überall im Handel, gedruckt und als E-Book. Ich hoffe, ich kann es auch mal bei der einen oder anderen öffentlichen Lesung präsentieren. Aber jetzt freue ich mich erst einmal auf das Erscheinen des Werkes!

Eher schlichte Fantasy für Kinder

Seit vielen Jahren behaupte ich, dass Kinder und Jugendliche phantastische Geschichten und Romane mögen. Meine Aussage wird durch allerlei Statistiken gestützt, und die Buchverlage tun viel, um meinen Glauben aufrechtzuerhalten, das junge Leute die phantastische Literatur mögen. Doch dann kommt ein Roman wie »Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche«, und ich stelle mir Fragen …

Der Roman kam bereits 2022 in den Handel, und schaue ich mir die Pressestimmen an, die der Ueberreuter-Verlag auf seiner Internet-Seite zusammengestellt hat, ist das Buch gut angekommen. Mich überzeugte es leider nicht, wobei ich ja nicht die Zielgruppe bin. Mir würden spontan gleich mehrere Romane eingefallen, die ich Kindern geben würde, um sie für Fantasy zu begeistern.

Wobei die Handlung schnell erzählt ist: Etzel ist ein Zauberlehrling, der auf der Burg Helmfest lebt. Als ein Bote der Königin quasi vor seinen Augen umgebracht wird, muss er einspringen. Es geht darum, eine wichtige Medizin in die Hauptstadt Nahfern zu bringen, damit das Leben der Königin gerettet wird. Die ist nämlich von allerlei Intriganten umgeben. Bei seiner Reise in die Hauptstadt trifft Etzel auf Freunde und Feinde, und am Ende kommt es zum Showdown im Gebirge.

Gregor Wolf erzählt seine Geschichte geradelinig und ohne jegliche Überraschung. Etzel und seine Begleiterin – auf die er nach einiger Zeit stößt – reisen quer durchs Land. Sie haken quasi ein Abenteuer nach dem anderen ab, gewinnen ein wenig an Erfahrung, lernen einiges dazu und reisen weiter. Neue Ideen oder einen Funken Originalität sucht man vergeblich.

Die Fantasy-Landschaft, durch die Etzel reitet, ist ebenfalls flach. Das Königreich mutet wie ein sehr schlichtes Deutschland vor: Es gibt Burgen und Klöster, die Leute wohnen in gemütlichen Häusern, und die Ritter sind so, wie man sie sich eben vorstellt.

Ergänzt wird das Ganze durch ein eher schlampiges Lektorat. Aber selbst die Abwesenheit von sprachlichen Fehlern und Klischees hätte die dünne Handlung kaum gerettet. Sicher bin ich nicht die Zielgruppe für den Roman – aber »Etzel Zauderkern und die Macht der Wünsche« mutet schon erschreckend schwach und ideenlos an …

21 März 2023

Ein magisches Hotel

Das Hotel schien nur aus langen Fluren zu bestehen, in denen zwar das Licht immer wieder flackerte, die aber trotzdem gleichbleibend erhellt wurden. Die Türen rechts und links waren verschlossen. Ich ging über einen Flur, meine Füße sackten ein wenig in den Teppichboden ein. Rechts und links von mir erkannte ich florale Muster an den Wänden, dicke Stofftapeten, vermutete ich. Es war still, eine gelassene Stimmung; nur von außen drang das Gemurmel zahlloser Stimmen zu mir herein.

Als eine Tür zur linken Seite offenstand, hielt ich an und sah hinein. Tatsächlich handelte es sich um ein Hotelzimmer, das frei zugänglich war und in dem sich – wie ich nach einem kurzen Blick feststellte – niemand aufhielt. Neugierig übertrat ich die Schwelle und stand auf einmal in einem prächtigen Raum, dessen Dimensionen mich verblüfften.

Die Wände waren mit Holz getäfelt, zwischen denen Teppiche mit bunten Bildmotiven geklemmt waren, und ein Kronleuchter hing an der Decke. Ein riesiges Bett, das mich an alte Filme erinnerte, wartete auf Gäste, und eine offenstehende Tür zeigte mir ein Bad von den Ausmaßen einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung.

Staunend ging ich in dem Zimmer umher, während ich die Tür hinter mir offenstehen ließ. Dass jemand hereinkommen würde, erwartete ich nicht, aber ich wollte keine Heimlichtuerei betreiben. Ich betrachtete mich in den Spiegeln eines großen Kleiderschranks, öffnete ihn und stellte fest, dass er leer war.

Hinter dem Nachttisch lag eine Tasche, die ich aufhob. Sie war nicht verschlossen, ich konnte sie aufklappen. Sportkleidung lag darin, sorgsam zusammengelegt und noch nicht benutzt. Der Bewohner oder die Bewohnerin des Hotelzimmers wollte offensichtlich zu irgendwelchen Aktivitäten aufbrechen. Achselzuckend legte ich die Tasche wieder auf den Boden.

Von außen drang Lärm ins Zimmer. Mir fiel wieder ein, dass ich in diesem Hotel eigentlich etwas erledigen wollte. Doch was? Ich entschloss mich, das Hotel zu verlassen. Rasch eilte ich durch die Flure und kaum hinaus ins Freie.

Der Parkplatz direkt vor dem Gebäude war voller Leute, die Autos hatte man offenbar alle weggebracht. Es herrschte gut Stimmung, die Sonne knallte vom blauen Himmel herunter. Die Leute standen im Halbkreis um eine Bühne herum.

Neugierig trat ich näher, bis ich erkannte, um was es sich handelte. Es sollte ein »Fest der Magie« stattfinden, wie mir Plakate am Bühnenrand verrieten. Hinter der Bühne standen einige Zelte, bunt geschmückt. Vielleicht zogen sich dort die Magier um oder bereiteten sich auf die Show vor?

Ich wusste es nicht. Die Neugier erwachte in mir. Da klingelte der Wecker.

Western-Klassiker mit neuem Zeichner

Ich mag die »Durango«-Western, seit ich vor Jahrzehnten den ersten Band gelesen habe. Ich finde auch die Gesamtausgabe, die im Splitter-Verlag veröffentlicht wird, ziemlich gelungen, wenngleich ich redaktionelle Ergänzungen vermisse. Aber so schön ist der mittlerweile schon klassische Western noch nie präsentiert worden.

Zuletzt las ich den fünften Band der Gesamtausgabe, der die Alben 13, 14 und 15 zusammenfasst. Diese sind zwar in sich jeweils abgeschlossen, ergeben aber trotzdem eine Art Zyklus: Durango jagt zuerst Killer, dann deren Hintermänner. Dabei werden reihenweise Leute erschossen – wie immer in sehr dramatischer Landschaft, wie immer sehr rasant erzählt.

Das Besondere dabei: Yves Swolfs, der die Serie begründet und jahrelang praktisch allein gesteuert hat, lässt sich unterstützen. Die Alben »Mit einem Bein in der Hölle« und »El Cobra« wurden von dem Zeichner Thierry Girod gestaltet, der sich bemüht, im selben Stil zu bleiben wie Swolfs selbst, in manchem Detail aber ein wenig blasser wirkt.

Der Auftaktband »Ohne Erbarmen« gibt dabei das Geschehen vor. Der erbitterte Kampf gegen einen Killer kann gewonnen werden, dann aber beginnt eine erbarmungslose Jagd. Durango möchte die Hintermänner erledigen, es geht wieder einmal ums große Geld – am Ende liegen viele erschossene Männer im Dreck.

Diese Western-Trilogie ist echt heftig, sie spart nicht an brutalen Details. Erbarmungslose Killer halten sich nicht damit auf, Menschen nur zu erschießen, sondern quälen und vergewaltigen gern. Und es gibt offenbar Leute, die ihnen Schutz gewähren. Ein Moralist wie Durango kann das nicht tolerieren ...

Ganz klar: Die Serie ist nichts für zarte Gemüter. Der fünfte Teil der Gesamtausgabe belegt das sehr deutlich. Spannend erzählt und stark gezeichnet ist er allemal.

17 März 2023

Erainn auf PDF

Bei FOLLOW handelt es sich – sehr grob gesagt – um eine größere Gruppe von Fantasy-Fans, die seit Ende der 60er-Jahre eine phantastische Welt mit all ihren Kulturen simuliert. Eine dieser Kulturen sind die sogenannten Schlangen, die im Land Erainn siedeln. Viel mehr muss man nicht über das Volk und die Hintergründe wissen, wenn man sich auf die Ausgabe 109 der »Schlangenschriften« einlässt.

Ein typischer Satz aus der Ausgabe 109, die dieser Tage veröffentlicht wurde: »Areínnall schwimmt in einem Meer aus Sagen und Märchen und kleinen und großen Schwindeleien.« Das kann man tatsächlich als ein Schlagwort über die meisten Texte in diesem Fanzine legen.

Die Geschichten beziehen sich allesamt auf das Land Erainn und seine Bevölkerung. Viele Fußnoten erklären Begriffe aus der Sprache der »Schlangen«, die der normale Leser – also jemand wie ich – nicht verstehen kann. Die Geschichten selbst sind nicht unbedingt spannend, sondern dienen vor allem dazu, das Land und seine Bewohner vorzustellen. Das ist meist liebevoll, und das wiederum meine ich positiv.

Illustrationen gibt es in diesem Fanzine in Form von Fotos. Sie wurden bei Reisen in Irland angefertigt, wie in einer früheren Ausgabe erläutert wurden, und sind als Bebilderung der Geschichten absolut ausreichend.

Das dreißig Seiten umfassende Fanzine ist typisch für Fanzines, die auf Basis der Fantasy-Welt Magira entstehen. Schön, dass es solche Fanzines noch gibt!

16 März 2023

Zweimal knallt es aus Portland

Das verspricht ordentlichen Pogo-Sound, weshalb ich mir die Platte kaufte: zwei Bands aus der amerikanischen Metropole Portland auf einer EP. Erschienen ist die Scheibe, die auch sehr hübsch aussieht, bereits im Jahr 2013, und ich kann mir die immer mal wieder anhören.

Die P.R.O.B.L.E.M.S. machen das, was sie immer mach(t)en: knalligen Hardcore-Punk, der schon einige Hardrock-Anleihen zulässt und trotzdem schmissig-melodisch ist. Das klingt nach Stress auf der Straße, lauter Party in der Nacht, klirrenden Flaschen auf dem Asphalt und wildem Pogo im Konzert. Beide Stücke sind klasse.

Ähnliches gilt für die Chemicals, die ebenfalls aus Portland stammen und von denen ich bislang nichts kannte. Sie sind melodischer, aber trotzdem bleiben sie schmissig und rotzig. Ihr Sound geht leichter ins Ohr, er klingt eine Spur fröhlicher – und es sind zwei rockige Pogo-Hymnen.

Erschienen ist die Platte bei Taken By Surprise Records, also in Deutschland, und man kann sich das Stück natürlich auch digital besorgen. Ich bin froh, dass ich das schöne Stück Vinyl besitze!

15 März 2023

Junger Mann in tödlichen Nöten

In der Reihe der »Bestseller Krimis«, die der Pabel-Verlag in den 70er-Jahren startete, wurde eine Reihe von amerikanischen Autoren in gekürzten Ausgaben veröffentlicht. Bevor unser Verlagsarchiv geräumt wurde, sicherte ich mir einige dieser Bücher. Drunter war »Amok« von Robert Bloch, den ich mittlerweile lesen konnte.

»Amok« erschien als Band 30 der Reihe »Bestseller-Krimi«, das war im Jahr 1979. Im Jahr 1962 war das Werk unter dem Originaltitel »Terror« veröffentlicht worden. Bisher kannte ich von Bloch nur Kurzgeschichten, die ich zumeist sehr gern gelesen hatte; ich wusste auch, dass er »Psycho« geschrieben wurde. Zu sehr wurde der Autor aber in den vergangenen Jahrzehnten auf diesen Titel reduziert.

Wie gut er tatsächlich Krimis schreiben konnte, belegt »Amok« tatsächlich. Trotz aller Kürzungen, von denen auszugehen ist, konnte mich das Werk über seine 160 Seiten fesseln.

Der Ich-Erzähler ist ein junger Mann und arbeitet für seine Tante. Als diese einem Mord zum Opfer fällt, wird er zuerst als Täter verdächtigt. Nachdem die Polizei von seiner Unschuld überzeugt worden ist, fängt er an, auf eigene Faust zu entwickeln. Unter anderem geht es um die indische Göttin Kali und eine Statue von ihr, die tödliche Kämpfe auslöst, weil sie manche Leute unbedingt besitzen möchten …

Bloch erzählt in einem realistisch anmutenden Stil, der viele knackige Dialoge, sehr wenig Action, geringe Schock-Elemente und keinerlei Brutalität enthält. Die Frauen werden als selbstbewusst dargestellt, wobei die üblichen Geschlechter-Klischees natürlich nicht fehlen dürfen.

So gibt es eine »reife Frau«, die auf das Geld reicher Männer aus ist, eine »anschmiegsame« Inderin mit düsterem Geheimnis und ein eher durchschnittliches Mädchen, das der Ich-Erzähler eher auf Abstand hält. Was diese drei Frauen alle an ihm finden, wird bei der Lektüre nicht klar – aber das musste damals in den Romanen und Filmen wohl so sein.

»Amok« ist dem Zeitgeist der frühen 60er-Jahre verhaftet. Der Roman ließ sich aber richtig gut lesen und langweilte mich in keiner Szene und auf keiner Seite. Schön!

14 März 2023

Per Aspera Ad Astra mal getanzt

Zu den Sprüchen, die man als Science-Fiction-Fan sehr früh lernt, zählt der schöne Ausspruch »Per Aspera Ad Astra«. Als Fan lernt man, dass damit gemeint sei, »Aus den Dornen zu den Sternen« oder wie auch immer das im Detail übersetzt werden kann. Richtig gemeint ist einfach »ohne Fleiß kein Preis«, aber gut …

Worum es hier geht: Ich war am Samstag im Ballett. Im Staatstheater in Karlsruhe wurde im Großen Haus eine Veranstaltung in drei Teilen geboten, die als Gesamttitel »Per Aspera Ad Astra« trug. Verlange jetzt keiner von mir, dass ich das auch nur ansatzweise zusammenfasse oder erkläre.

Ballett muss man gesehen haben. Ich habe im Verlauf der Jahrzehnte die eine oder andere Aufführung mitbekommen – unter anderem mal vor dem Papstpalast in Avignon, was mich nachhaltig beeindruckt hat. Die Vorstellung in Karlsruhe fand ich ebenfalls beeindruckend.

Die Musik war sehr klassisch, unter anderem gab’s Johann Sebastian Bach. Dazu bewegten sich die Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne; das war keine Sekunde langweilig und stets abwechslungsreich. Wie die Leute ihre Körper bewegten, wie sie die Spannung aufbauten und hielten – das fand ich unfassbar.

Am Ende klatschte ich ebenso begeistert Beifall wie die vielen Leute um mich herum. Ballett wird sicher nicht meinen bevorzugte Art des Tanzens sein – da bin ich halt doch durch zu viel Pogo sozialisiert worden –, aber diesen Abend werde ich in Erinnerung behalten. Nicht nur wegen des Titels, der an Science Fiction erinnert …

Der Funny-Western als Gesamtausgabe

Immer wieder wurde die Serie im deutschsprachigen Raum veröffentlicht, unter anderem als »Bud & Chester«, zu einem Erfolg wurde sie allerdings nie: »Die Blauen Boys« sind im Prinzip eine Western-Parodie, vergleichbar in gewisser Weise mit »Lucky Luke«, aber eben aus der Sicht amerikanischer Soldaten erzählt. Immerhin kommt die Serie seit einiger Zeit auch in einer Gesamtausgabe heraus – ich habe mir den ersten Band geholt und mit viel Vergnügen gelesen.

Im Original wurde die Serie seit den späten 60er-Jahren veröffentlicht, getextet wurde sie von Raoul Cauvin, während für die Zeichnungen unterschiedliche Künstler zuständig waren. Wer es genau wissen will, erfährt mehr in den redaktionellen Anmerkungen zu dieser Gesamtausgabe. (So etwas mag ich immer, ich lese diese Seiten stets komplett.)

Der erste Band der Gesamtausgabe enthält die ersten drei Alben, die von Louis Salvérius gezeichnet wurden; hier ist also die künstlerische Leistung eindeutig. Die Geschichten lassen sich zu einem groben Nenner vereinfachen: Amerikanische Soldaten – also Blauröcke – werden im Sezessionskrieg gegen die Südstaatler und später in den Indianerkriegen gegen die Ureinwohner eingesetzt. Dabei stellen sich die Soldaten unfassbar blöd an und stolpern von einer Gefahr in die nächste.

Man kann sich darüber streiten, ob es wirklich lustig ist, die heftigen Kämpfe zwischen Süd- und Nordstaatentruppen während des Bürgerkriegs in einem Funny-Comic darzustellen. Immerhin wird dabei die mörderische Gewalt verharmlost, mit der die Armeen gegeneinander antraten. Die Comics sparen außerdem nicht an der Darstellung von Schießereien und Explosionen, und es wird klar, dass es haufenweise Tote gibt.

Trotzdem handelt es sich um sehr komische Geschichten; die Knollennasenfiguren sind gut gezeichnet, die Storys stets pointiert. Der Humor ist natürlich Geschmackssache und wirkt ein wenig veraltet – aber wer sich für klassische frankobelgische Funny-Geschichten erwärmen kann, dürfte »Die Blauen Boys« mögen.

(Zuständig für die Veröffentlichung ist Salleck Publications. Der Verlag bringt die Comics im schönen Hardcover mit Schutzumschlag heraus. Gelungene Ausgabe!)

13 März 2023

Spektakulärer Kunstraub in einem Raumschiff

Ein ungewöhnliches Szenario, eine spannende Geschichte: Im November erschien der Roman »A.R.T. – Coup zwischen den Sternen« der deutschen Autorin Kris Brynn, der in einer Zukunft spielt, die vielleicht hundert Jahre von unserer Zeit entfernt liegt, und der mich fesselte. Der Autorin gelang es nämlich, eine Science-Fiction-Geschichte mit den klassischen Elementen eines Thrillers zu verbinden und – nebenbei – über Kunst zu plaudern.

Das mag vielleicht verwirrend klingen, machte bei der Lektüre aber eine Menge Spaß. Die Autorin stellt eine Welt vor, in der an den grundsätzlichen wirtschaftlichen Zusammenhängen nichts geändert worden ist. Man erfährt übrigens auch nichts über technische Innovationen oder politische Entwicklungen; das alles braucht der Roman nicht.

Noch immer gibt es in der geschilderten Zukunft Menschen, die über unfassbar großen Reichtum verfügen und nicht so recht wissen, was sie mit ihrem vielen Geld anfangen möchten. Unter anderem investieren sie dieses Geld in Kunstwerke – und in der geschilderten Zukunft gibt es nicht nur Bilder und Statuen, sondern auch allerlei exotische Kunst zu bestaunen.

Versteigerungen werden ins All verlagert, Weltraum-Tourismus ist für reiche Leute in dieser Zukunft ohnehin etwas, das sie als völlig gewöhnlich empfinden. Und so dient ein luxuriöses Raumschiff, das im Orbit um die Erde kreist, als Schauplatz für eine Auktion, bei der es darum geht, enorm Werte zu versteigern. Das lockt allerlei Verbrecher und politische Gegenspieler an – und so finden sich verschiedene Menschen an Bord dieses Schiffes ein, die allesamt ihrer eigenen und höchst konfliktreichen Agenda folgen.

Kris Brynn stellt verschiedene Personen vor, die sich alle für ein bestimmtes Kunstwerk interessieren. Weil es manche ablehnen, ist ihr Ziel, es zu zerstören. Andere wollen es kaufen, wieder andere wollen es stehlen. Die Gründe sind vielfältig, die Personen handeln allesamt nach egoistischen Motiven und ringen miteinander um den richtigen Zugang zu dem Kunstwerk. Intrigen werden gesponnen, Pläne ausgetüftelt.

Wer nach einem Vergleich sucht: »A.R.T. – Coup zwischen den Sternen« erinnert an Kino-Erfolge wie »Ocean’s 11«, in denen gerissene Gauner versuchen, etwas Wertvolles zu stehlen, und sich gegen allerlei Widerstände durchsetzen müssen. Kris Brynn schickt ihre Figuren in ähnlich verwirrende Spiele – als Leser folgt man diesen mit großem Interesse. Weil die Perspektiven von der Autorin stets so gewählt werden, dass man eng an den Figuren und so in der Handlung bleibt, entwickelt der Roman schnell einen starken Sog.

Der Roman funktioniert als temporeicher Thriller, und er weist einige schöne Science-Fiction-Ideen auf. Ich las ihn mit großem Vergnügen – wer spannende Unterhaltung mag, sollte ihn antesten.

(Die Rezension erschien im Februar 2023 bereits auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie. Hier wiederhole ich sie der Vollständigkeit halber.)

10 März 2023

Ein Megaloskop zum fünften

Auf das Fanzine »Megaloscope« stieß ich bei einer kleinen Internet-Suche; es kommt aus Australien. Eigentlich gehört es zu einer APA, aber man kann es problemlos auf der entsprechenden Seite herunterladen. David R. Grigg ist der Herausgeber, und bei dem Fanzine handelt es sich um ein echtes Science-Fiction-Egozine, mit kleinen Seitenblicken auf andere Genres

Auf insgesamt dreißig Seiten, die er sehr schön gestaltet hat, gibt Grigg einen Rückblick auf das, was er 2022 gelesen hat. Darunter finden sich neue Romane, aber auch einige Titel, die schon älter sind. Viel phantastische Literatur ist vertreten, aber auch der australische Krimi-Schriftsteller Garry Dishcer oder die italienische Autorin Elena Ferrante werden gelistet.

Skurril finde ich, dass Grigg seine Lektüre in Tabellen darstellt. Auf so eine Idee käme ich nie, aber gerade deshalb ist das ja interessant. Es handelt sich bei dem Fanzineschreiber offensichtlich um einen »Nerd« im besten Sinn: ein Mann, der sich für Literatur begeistert, der sich darüber austauscht und der seine Lektüre auch noch in Tabellen packt.

Seine kurzen Besprechungen lesen sich interessant, Griggs Blick auf Lektüre ist durchaus spannend. Ein gelungenes Egozine also!

09 März 2023

Schnee im Dorf

Aus der Serie »Ein Bild und seine Geschichte«


Man vergisst gelegentlich, wie viel Schnee es früher gab. Ich erinnere mich an Szenen aus meiner Kindheit, die mir heute fast schon apokalyptisch vorkamen.

Es schneite so sehr, dass wir mit dem Schippen nicht nachkamen – wir schippten die Einfahrt frei, dann den Weg in den Garten und zur Kellertreppe. Und wenn wir damit fertig waren, fingen wir von vorne an.

Der Schwarzwald war im Winter schon anstrengend. Aus nachvollziehbaren Gründen kam aber niemand auf die Idee, dabei zu fotografieren. Warum auch? Dafür war ja keine Zeit.

Das Foto ist nicht so alt, es stammt aus dem Januar 1999. Es zeigt meine Schwester Andrea, die versucht, die Hof- und die Garageneinfahrt freizuschaufeln. Fotografiert wurde wahrscheinlich von meiner Mutter.

08 März 2023

Trotz des Klamauks ein spannender Fall

Weil sich zwei Männer am Badestrand vor seinem Haus prügeln, mischt sich Commissario Montalbano in die Schlägerei ein. Und weil die normalen Streifenpolizisten drei Männer dabei ertappen, wie sie sich prügeln, wird der Ermittler gleich mal verhaftet: Alle sind in Badekleidung, und er kann sich nicht ausweisen … Während er in der Polizeiwache sitzt und die peinliche Situation zu entschärfen versucht, schlägt seine Haushälterin einen harmlosen Besucher nieder, weil sie ihn für einen Einbrecher hält.

So skurril und durchaus witzig beginnt der Roman »Das Karussell der Verwechslungen«. Verfasst wurde der Krimi von Andrea Camilleri, und der italienische Bestsellerautor lässt seine Leser wieder einmal intensiv am Leben in Sizilien teilnehmen. Sein Commissario isst gern, er geht am Strand spazieren, er schlägt sich mit seinen teilweise unfähigen Vorgesetzten und Mitarbeitern herum, und nebenher versucht er einen Fall zu lösen.

Das Erstaunliche ist ja: Obwohl dieser Roman so randvoll mit Klamauk steckt und obwohl es so viele Gags enthält, die vor allem die Stammleser erheitern dürften, ist die Kriminialgeschichte doch recht trickreich und vor allem sehr unterhaltsam. Drei junge Frauen werden nacheinander entführt und dann wieder freigelassen, die ersten zwei, ohne dass ihnen ein Haar gekrümmt wird, die dritte durch Messerstiche verletzt. Dann wird eine männliche Leiche gefunden, in Folie eingewickelt und in einem leerstehenden Gebäude abgelegt.

Das alles hängt zusammen, die Polizei ermittelt fieberhaft. Es werden Gespräche geführt, und am Ende findet sich auch ein Schuldiger – nach den üblichen falschen Fährten.

Seien wir fair: Wer Montalbano-Krimis mag – dazu zähle ich ja durchaus –, wird seine Freude an dem Werk haben, selbst wenn es zu den schwächeren Büchern der Serie zählt. Alle anderen sollten mit einem der früheren Montalbano-Romane anfangen …

07 März 2023

Neue Zielgruppen angepeilt

Ich finde es immer wieder spannend, wenn Buchverlage einzelne Romane oder gar Zyklen neu vermarkten. Man will damit verständlicherweise den Anschluss an eine neue Zielgruppe finden. Vor allem bei Romanen, die sich im weitesten Sinne der »romantischen Fantasy« zuordnen lassen, fällt das häufig auf.

Schönes aktuelles Beispiel: der Roman »Götlich verdammt« von Josephine Angelin, dem ersten Teil der »Göttlich«-Trilogie. Die in Los Angeles lebende Amerikanerin hat es mit ihrer ersten Trilogie geschafft, nicht nur einen Bestseller zu landen, sondern gleich auch ein eigenes Fandom zu erschaffen. Das ist allerdings eine Weile her – hierzulande wurde der Roman 2011 veröffentlicht. Das Cover entsprach dem damaligen Geschmack.

Die Neuveröffentlichung geht andere Wege. Die Trilogie wird nun unter dem Titel »Fates & Furies« vermarktet, und der entsprechende Roman erhält ein völlig anderes Cover. Mit »Star Crossed«gibt es zudem einen quasi-anderen Titel, der den bisherigen Titel nicht verdrängt, aber ein wenig überdeckt.

Ob das dem Verkauf hilft oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich stelle es nur fest und warte mal gespannt darauf, was passiert. Entwickelt sich ein neues Fandom, gibt es neue Leserinnen, und wie reagieren die bisherigen Fans?

Spannender Comic-Krimi mit Schwächen

Was ich bisher nicht wusste: Reno, Nevada, gilt als die größte Kleinstadt der Welt. In diese Stadt führt der Comic »Hit The Road« seine Leser, und die Geschichte erweist sich als knalliger Krimi mit einigen Toten.

Hauptfiguren sind Clyde, der aus dem Gefängnis entlassen wird und Rache an einer Gangsterfrau nehmen will, und Vicky, die keine Lust mehr auf Drogenhandel hat, dem Geschäft aber offensichtlich nicht entrinnen kann. Die Leben dieser zwei Menschen sind offenbar unentrinnbar miteinander verbunden, und davon erzählt dieser Comic.

Die beiden treffen sich, es gibt Verfolgungsjagden und einige Tote, am Ende aber erfolgt dennoch eine Art von Happy-End. Das ist konsequent erzählt, im Prinzip handelt es sich um einen Krimi mit einigem Geballer und Dreck.

Dobbs als Autor kann die Geschichte gut erzählen, man folgt ihr gern. Afif Khaled steht noch am Anfang seiner Laufbahn als Comic-Künstler, und das macht sich an der einen oder anderen Grafik bemerkbar. Die Bilder des realistisch gestalteten Comics sind nicht immer hundertprozentig sicher, manchmal wirken sie auf mich zu schroff.

Ein knalliger Krimi ist »Hit The Road« allemal. Wer mag, kann sich via Leseprobe ein Bild von der Optik machen …

06 März 2023

Wenn Gardi Hutter souffliert

Es fällt mir schwer, den Charme zu beschreiben, der zu den Theaterstücken Gardi Hutters gehört. Die Clownin steht seit über vierzig Jahren auf der Bühne, ich sah schon einige ihrer Stücke an, und am Freitag konnte ich mir »Die Souffleuse« im Theaterhaus Stuttgart zu Gemüte führen.

Die Handlung ist einfach zu erklären: Gardi Hutter spielt in ihrem Ein-Personen-Stück eine Souffleuse, die in einem Theater arbeitet, die beispielsweise bei Opern mitwirkt, die aber auch unter der Bühne wohnt. Sie plagt sich mit dem schlecht riechenden Füßen der Schauspieler, den schlecht gesungenen Liedern und dem manchmal seltsamen Publikum herum, hat sich aber in vielen Jahren in ihrem Dasein eingerichtet.

Dann aber wird das Theater geschlossen; alle ziehen in ein neues Haus um. Die Souffleuse wurde allerdings bei alledem vergessen. Und so bleibt ihr nach all den Jahren nichts anderes übrig, als den Ausbruch aus der bisherigen Existenz zu wagen.

Eine Inhaltsangabe gibt nicht das wieder, was Gardi Hutter auf der Bühne liefert. Sie kommt praktisch ohne Worte aus; ihre Präsenz ist intensiv. Manchmal bietet sie schlicht Situationskomik, manchmal aber ist das Ganze durchaus tiefsinnig – man macht sich als Zuschauer seine eigenen Gedanken über das persönliche Hamsterrad des Lebens, in dem ja alle mehr oder weniger festsitzen.

Wie immer fand ich Gardi Hutter klasse. Ich lachte viel, und am Ende ging ich mit einem beschwingten Gefühl aus dem Theatersaal hinaus. Das ist und war immer etwas Besonderes …

Chain Cult aus Athen

Auf die griechische Band mit dem schönen Namen Chain Cult wurde ich aufmerksam, als ich »frei Schnauze« auf der Internet-Seite Bandcamp unterwegs war und mir allerlei Bands anhörte. Die drei Griechen zogen mich mit ihrer Platte »Shallow Grave« gleich in ihren Bann, und seither habe ich sie einige Dutzend Mal angehört.

Die Band besteht aus drei Leuten und kommt aus Athen. Die Platte wurde 2019 aufgenommen und von einem britischen Label veröffentlicht; ich habe sie nur digital gehört, würde sie aber auch als Vinylscheibe kaufen, wenn ich sie zu einem vernünftigen Preis sehen würde. (Im Jahr 2022 war die Band auf einer kurzen Tour in Deutschland, was ich natürlich prompt verpasst habe. Blöd.)

Was die Band macht, gefällt mir nämlich sehr gut. Es ist Punkrock, dem man anhört, dass er nicht aus der Frühzeit dieser Musikrichtung kommt. Die Band ist abwechslungsreich, sie variiert die Geschwindigkeit der englischsprachigen Stücke, bei denen immer ein angenehmes Tempo vorherrscht: Man schläft nicht ein, aber man ereilt sich nicht im Rausch der Hochgeschwindigkeit. Von Hardcore ist man weit entfernt.

Die Gitarre sägt und singt, das Schlagzeug ist zeitweise von einer zeitlosen Coolness – sehr locker, sehr klar –, und der Bass bleibt eher im Hintergrund. Die Stimme des Sängers ist überzeugend, und die Stücke haben oft einen melancholischen Unterton. Kein Gejammer, kein modernes Emo-Zeugs, eher in die Richtung gehend, die beispielsweise von den Wipers oder von T.S.O.L. in den 80er-Jahren eingeschlagen worden ist.

Eine richtig gute Platte, die nicht langweilig wird. Sehr schön!

03 März 2023

Zehn Jahre Tolino

Manchmal glaubt man, so lange könne es doch nicht her sein, dann wieder denkt man, das gäbe es schon ewig. Die Rede ist von den E-Books. Ich erinnere mich an die ersten Gehversuche für diese Art, Bücher zu lesen, die in den späten 90er-Jahren stattfanden (den »Diskoman« als Vorläufer möchte ich nicht verschweigen).

Als es mit dem E-Book-Geschäft so richtig losging, hatten die Kollegen bei Amazon die Nase vorn. Ich erinnere mich, dass um 2011 herum das Thema E-Books praktisch mit dem Namen Amazon verbunden war. Und es dauerte einige Zeit, bis sich eine größere Alternative etablieren konnte.

Das war im März 2013, also vor genau zehn Jahren. Die sogenannte Tolino-Allianz trat an die Öffentlichkeit, damals noch aus Weltbild – kurze Zeit später insolvent –, Hugendubel, Thalia und dem Bertelsmann-Club (auch schon vergangen) bestehend. Einige Skeptiker lästerten, vor allem jene, die schon immer alles besser wussten.

Zehn Jahre danach gibt es Amazon mit seinem riesigen E-Book-Angebot immer noch, der Tolino hat sich aber gut entwickelt. Ganz nüchtern betrachtet schwören die Kunden mal auf das eine, mal auf das andere System. Dass es aber eine Konkurrenz zum großen Riesen aus Amerika gibt, finde ich auf jeden Fall sinnvoll.

Wie sich das alles weiterhin entwickeln wird, muss man sehen. Vor zehn Jahren hätte ich keine Prognose abgegeben, sondern beobachtete interessiert – sowohl privat als auch beruflich – die spannenden Entwicklungen. Und heute sowie für die Zukunft werde ich das wohl ebenfalls tun.

Alles Gute, liebe Tolinos!

02 März 2023

SAGITTARIUS 17 kam 1987

Wenn ich mir mit dem Abstand von vielen Jahren das Titelbild der Ausgabe 17 von SAGITTARIUS ansehe, bin ich immer noch ziemlich stolz darauf. Wir waren zu fünft, wir hatten die edition bogenschütze gegründet, und wir machten aus einem bescheiden angefangenen Fanzine ein richtig ordentliches Science-Fiction-Magazin. Zu Beginn des Jahres 1987 wirkte das alles sehr professionell.

Das Titelbild stammte von Rainer Schorm, mit dem ich seit einigen Jahren auch beruflich zusammenarbeite – damals trat er vor allem als Grafiker auf. Die exklusive Kurzgeschichte stammte von Uschi Zietsch, die vor allem unter ihrem Pseudonym Susan Schwartz bekannt ist und mit der ich seit gut dreißig Jahren zusammenarbeite. Das konnte man 1987 noch nicht ahnen.

Für das sehr ordentliche Layout zeichnete Günther Freunek verantwortlich, Armin Reichrath schaffte Anzeigen herbei, ohne die wir unser Heft nicht hätte finanzieren können, meine Schwester Andrea kümmerte sich um die Buchhaltung, und Walter Arweiler sorgte sich um vertriebliche Fragen und steuerte wichtige Inhalte bei. Wir waren uns nicht immer einig, um es vorsichtig anzudeuten, aber es kam ein ordentliches Heft heraus.

Wobei sich Artikel wie »Mit Computerpower in die Zukunft« mit dem Unterschied einiger Jahrzehnte schon skurril lesen. Was damals ein Blick in die Zukunft war, ist heute veraltet. Aber schon damals spotteten wir, die Zukunft sei nicht mehr das, was sie einmal gewesen sei ...