31 Dezember 2009

In der Büchermühle

In unserer Wohnung türmen sich Bücher in Bergen, also wurde endlich einmal wieder ausgemistet. Ruckzuck hatte ich eine Kiste zusammen, in der sich mehrere Dutzend Taschenbücher und Hardcover fanden.

Keine Science Fiction und Fantasy (das geht immer an die Phantastische Bibliothek), dafür aber Western und Krimis, Sachbücher und allgemeine Literatur, sogar ein Packen Lyrik. Alles Bücher, die ich seit dem Umzug im Jahr 2010 nicht mal im Gedächtnis hatte, geschweige denn in der Hand - die konnte ich also wegwerfen.

Das wollte ich nicht, also brachte ich sie ins Kashka in der Karlsruher Karlstraße. Dort nimmt man, wie ich wußte, gebrauchte Kleidung und auch alte Bücher in Empfang; die Dinge werden dort sortiert, dann wieder neu verkauft. Es handelt sich quasi um ein »Kaufhaus für Bedürftigte«, und diese kaufen dort gern ein.

Die junge Frau, der ich meine Kiste übergab, erwies sich als sehr freundlich. Sie bat mich um die Ecke, wo sie kurz einen Karton auf andere Kartons stellte. Dann lud sie die Bücher um: Mit beiden Händen griff sie in meine Kiste, wo alles piekfein und super-ordentlich gestapelt war, und packte die Bücher in den Karton.

Ruckzuck fiel alles übereinander, was sie nicht kümmerte. Sie stapelte Hardcover auf Taschenbücher und Manga-Comics so zwischen Comic-Alben, daß sie garantiert kaputtgingen, und kümmerte sich einen Dreck darum, daß irgendjemand die Sachen vielleicht mal wieder in die Hand nehmen würde. Entsetzt sah ich zu, außerstande, der Beschädigung der Bücher zuzuschauen.

Dann kannst du sie beim nächsten Mal gleich in einen Papiercontainer stopfen, dachte ich. Die nimmt jetzt keiner mehr.

Und als ich sah, daß der Karton mit den Büchern auf einem anderen Karton stand, in dem sich Bücher, Taschenbücher und kreuz und quer gestapelte Vinyl-Scheiben zu einem chaotischen Durcheinander sammelten, in dem garantiert nichts heil blieb, machte ich, daß ich aus dem Laden kam. Die kriegen von mir nix mehr!, schwor ich mir.

30 Dezember 2009

Flying Lizards mal wieder

Einen grauen Tag am Ende des Jahres empfand ich als die ideale Gelegenheit, im Plattenschrank nach Scheiben zu fahnden, die ich seit langem nicht mehr gehört hatte. Also stöberte ich ein wenig und förderte »fourth wall« von The Flying Lizards zu Tage, nicht die erste Platte der Band, sondern die zweite, die 1981 erschienen war.

Eine seltsame Musik, die anfangs irritierte, mir nach einiger Zeit aber wieder gefiel. Unglaublich, dass so etwas anno dunnemals auf Platte gepresst worden war: Da zirpt es, da quäkt es, da schrabbelt ein seltsames Schlagzeug durch den Hintergrund, und zu dem rhythmischen, ja sogar tanzbaren Sound wird zeitweise eher schräg gesungen. Post-Punk nannte man das damals, für mich war's aber einfach nur »Wave-Sound«.

Ihr Stück »Money« war mir in all den Jahrzehnten im Ohr geblieben, die coole Version eines Pink-Floyd-Hits, aber an die anderen Stücke erinnerte ich mich nicht mehr. Laut Info hatte sich die Band 1978 gegründet, »Money« wurde 1979 glatt ein kleiner Hit – dreißig Jahre war das jetzt her.

»fourth wall« war ein ziemlicher Flop, was mir einleuchtend. Das Album verschließt sich gängigen Hörgewohnheiten, die damals immer stärker in Richtung New Romantic gingen. Das war garantiert zu ungewohnt, zu schräg und zu hippelig. Ich find's trotzdem cool, und ich mochte es, die Platte an diesem Tag zum ersten Mal seit langer Zeit einige Male anzuhören. Coole Scheibe im wahrsten Sinne des Wortes.

Lights Out! knallen einfach

Nach einer furiosen ersten EP legen die vier jungen Stuttgarter von, die sich nach einem Stück der Angry Samoans benannt haben, gleich eine Schippe nach: Mit »Destroy Create« liegt die erste Langspielplatte von Lights Out! vor, und ich fühle mich in die frühen 80er Jahre erinnert.

Was die vier Burschen liefern, ist lupenreiner Hardcore-Punk, wie er anfangs der 80er Jahre aus den USA kam. Das klingt nach Kalifornien und den entsprechenden Bands, hat aber genügend Eigenständigkeit, um mir saugut zu gefallen.

Zu der Band und ihrer Platte kann und muss ich nicht viel schreiben: Das Gebratzel und die rotzigen Texte stehen jeweils für sich. Starke Sache!

29 Dezember 2009

Vier Klassen von Dubai

Gelegentlich reden politisch engagierte Menschen davon, daß in Deutschland eine Zwei-Klassen-Gesellschaft herrsche. Das glaube ich gelegentlich ebenfalls – in Dubai allerdings habe ich eine Vier-Klassen-Gesellschaft erlebt, die mich teilweise zum Staunen brachte, teilweise in Verwunderung versetzte.

Ganz oben in der Hackordnung stehen die Araber, also die ursprünglichen Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen bekanntlich Dubai gehört. Wie ich mehrmals erzählt bekam, seien diese Menschen so wohlhabend, daß sie schon gar nicht mehr zu arbeiten bräuchten. Die hätten das nicht nötig. Also zeigen sie lieber ihren Reichtum oder kontrollieren die Arbeit ihrer Untergebenen in den jeweiligen Unternehmen.

Die zweite Klasse sind »gehobene« Arbeitnehmer, sprich Menschen aus den USA oder Europa, die für die Dubai-Chefs arbeiten. Irgendjemand muß ja die Arbeit auf den Baustellen leiten oder die Hotels steuern. Diese Arbeitnehmer werden aber auch, sobald sie längere Zeit krank sind, nach Hause geschickt; besondere Rechte haben sie nicht.

So gut wie keine Rechte scheinen die Menschen am unteren Rand der Gesellchaft zu haben. Meist handelt es sich um Arbeitnehmer aus Indien und Pakistan; ich habe aber auch mit Menschen aus Nepal oder Myanmar geredet. Sie hausen häufig in miesen Quartieren, werden schlecht bezahlt, haben unmögliche Arbeitszeiten und bekommen vom Reichtum nur die Brosamen ab. Daß ihr Leben in Dubai in meinen Augen unerträglich ist, gleichzeitig aber ihren Familien im jeweiligen Heimatland dabei hilft, nicht gerade zu verhungern, macht die Sache nicht unbedingt reizender.

Die vierte Klasse sind eigentlich die Touristen oder andere Urlauber, die sich von der Kultur oder von den weißen Stränden angezogen fühlen, die Devisen ins Land spülen, sich in abgeschotteten Strandhotels aufhalten und meist nicht so viel vom Land mitbekommen. Leute wie ich also ... Menschen, die für ein paar Wochen kommen, ihr Geld da lassen und dann wieder verschwinden.

So ein Zwischending sind übrigens iranische Händler, die beispielsweise den Betrieb in den Souks aufrecht erhalten. Sie werden fast wie Einheimische behandelt; dennoch gehören sie nicht dazu.

Ein seltsames Land. Eine seltsame Kultur. Wie lang geht das noch gut?, fragte ich mich nicht nur einmal.

28 Dezember 2009

SF ausnahmsweise mit Hirn

Jetzt habe ich auch »Avatar« gesehen, den neuen Hollywood-Blockbuster von James Cameron. Entsprechende Kritiken finden sich haufenweise im Netz, also muß ich mich nicht ausführlich zu den Inhalten des Streifens äußern. Nur soviel: endlich mal ein Science-Fiction-Film, bei dem man sich nicht zu schämen braucht, selbst ein Fan dieses Genres zu sein.

Klar ist die Handlung nicht gerade super-aktuell. Zahlreiche Romane in den 70er Jahren und danach haben ähnliche Themen verarbeitet; mir fällt stets »Das Wort für Welt ist Wald« von Ursula K. Le Guin ein. Fürs Kino-Publikum des Jahres 2009 dürfte die Mixtur aus brachialer Action, Öko-Touch und eine Handvoll Esoterik genug Originalität bieten.

Wobei das Publikum im Karlsruher »Filmpalast« an Gelaber und dämlichen Bemerkungen nicht sparte. Es scheint zu viel verlangt zu sein, eine halbwegs fremde Kultur zu akzeptieren – und ich war mir sicher, daß sich ziemlich viele Leute eher mit den militärisch organisierten Menschen und nicht mit den außeriridschen Hippies verstanden hätten.

Sei's drum: Die Tricks waren klasse, die dreidimensionale Welt begeisterte mich. Die fremde Welt Pandora wurde mir nahe gebracht, das Ökosystem eines außerirdischen Planeten lebte gerade auf der Leinwand. (Und dann stört es mich eben nicht, daß alles doch sehr unserer Erde entspricht; bis hin zu Aliens, die wie Menschen lächeln und kopfnicken und sich verlieben.)

Ich kann jeden verstehen, der sich »Avatar« zweimal anguckt. Nicht wegen der Story, sondern wegen der beeindruckenden Optik. Ganz ehrlich: Bei dem Streifen würde ich eine Fortsetzung begrüßen.

23 Dezember 2009

Klasse-Heft aus Monnem


Über das Fanzine Punkrock! aus Mannheim lobende Worte verlieren, ist eigentlich unnötig: Wer es kennt, findet es eh klasse. Von daher könnte ich hier gleich aufhören. Da's aber ein wenig unfair wäre, rede, ach was, schreibe ich jetzt doch einige Sätze dazu.

Denn die Nummer 10 ist was besonderes und das nicht nur deshalb, weil's einen Rückblick auf die eigene Story gibt: Wieder tanzt das A5-Heft mit einem farbigen Umschlag um die Ecke, die hundert Druckseiten sehen saugut aus, und inhaltlich gibt's auch haufenweise lesens- und guckenswertes Zeugs. Klar hat das Heft - bei dem Namen kein Wunder - eine klare Punkrock-Richtung, aber es gibt eben auch einen Rückblick auf die Skinhead-Geschichte der Jahre 1976 bis 1985.

Einer meiner Lieblingsartikel beschäftigt sich mit dem »Büro für angewandten Realismus« mit Sitz in Ludwigshafen, dessen Aktivitäten mich schon seit Jahren immer wieder ins Staunen versetzen. Zu Wort kommt der Autor Oliver Maria Schmitt, ehemals »Titanic«-Chef und mittlerweile Schrifsteller

Musikjournalistisch geht es bei Interviews und Artikel zu Bands wie den zu Recht populären Anti-Flag aus Amerika, den Italienern von Los Fastidios, den Skapunkern Distemper aus Russland oder den deutschen Punkrockern von Pascow zur Sache. Naja, und wir erfahren mehr über People Like You Records oder - zum guten Ausgleich - das wahre Leben in einem deutschen Gefängnis

Selbstverständlich gibt es darüber hinaus sach- und fachkundige Besprechungen von Büchern, Fanzines und Tonträgern. Hin wie her: Das Heft ist klasse. Diese Ausgabe kostet drei Euro, aber ich empfehle ein Abonnement. Einfach über die Homepage bestellen!

22 Dezember 2009

Frust in Heidelberg

Manchmal sollte man Lesungen vom Wetter abhängig machen. Zumindest dachte ich das, als ich am Montag abend, 21. Dezember 2009, im Heidelberger Café Gegendruck eintraf: Nur die zwei Veranstalter waren anwesend.

Kein Wunder: Schnee und vor allem Matsch hielten Heidelberg fest im Griff, man rutschte auf jedem Meter. Und so hatten tatsächlich einige potentielle Besucher per Telefon abgesagt. Wir überlegten uns ernsthaft, das ganze ausfallen zu lassen und stattdessen zu labern und Bier zu trinken.

Immerhin trudelten noch einige wenige Gäste ein, und ich machte doch eine Lesung. Die ging gegen Ende in allgemeines Gelaber über, und ich kann im Nachhinein nur hoffen, daß ich die Handvoll Besucher nicht zu sehr gelangweilt habe.

Die Rückfahrt war einigermaßen okay: In Heidelberg herrschte immer noch Sauwetter, auf der Autobahn wurde es besser, und in Karlsruhe empfing mich ein fieser Regen bei vier Grad Celsius. Im Plus-Bereich wohlgemerkt.

21 Dezember 2009

Mit dem Essen spielt man nicht

Das Chaostheater Oropax gibt's seit gut einem Vierteljahrhundert. Ich selbst habe die Brüder Volker und Thomas zuletzt live auf der Miniaturbühne des Jugendzentrums Freudenstadt gesehen, irgendwann um 1987 herum. Das ist lang her, und seither sind sie chaotisch geblieben, aber professioneller geworden.

Davon überzeugte ich mich am Sonntag abend, 20. Dezember 2009: Oropax trat im Theaterhaus Stuttgart auf, wir hatten Karten für die vierte Reihe, und ich saß genau hinter einem freien Stuhl, der im späteren Verlauf des Programms auch noch seine Bedeutung bekam. Und ich hatte hinter Bauchschmerzen vor Lachen, ein verzerrtes Gesicht und Atemnot – mehr als hektisches Japsen ging zeitweise nicht.

Das Programm stand unter dem Motto »Der 54. November«, gemeint war natürlich Weihnachten, und karikiert wurde der alljährliche Weihnachtskonsumterror. Dabei zogen sich die Brüder ständig um, tauchten in verschiedene Rollen, brachten Wortspielereien, die zwischen hirnlos und großartig schwankten, und sie sorgten vor allem dafür, daß ein Gag nach dem anderen von der Bühne ins Publikum geschossen wurde.

Das war nicht immer geistreich und häufig weit unter der Gürtellinie – aber es war stets Unterhaltung, bei der ich nur schreien, lachen und kichern konnte. Eine ältere Dame, die in meiner Nähe saß, empörte sich hinterher sehr über das ganze.

Kein Wunder: Grenzen des guten Geschmacks wurden geschmackssicher unterlaufen. Zermatschte Schokoriegel und eine zersägte Weihnachtsgans, dazu Brotteig als Perücken-Ersatz – Oropax spielten sogar mit Nahrungsmittel. Und sackdoofe Running-Gags wie ein debiler Mönch muß man mögen.

Ich mochte das. Noch Stunden danach amüsierte ich mich über Einzelheiten des Programms. Ich bin sicher, daß ich nicht zwanzig Jahre bis zum nächsten Oropax-Abend warten werde.

19 Dezember 2009

Schmal und dunkel

Die erste Winternacht, es schneit im Schwarzwald, und ich bin mit dem neuen Auto unterwegs. Und es macht Spaß wie sonst was: Langsam schlittere ich um die Kurven, nie schneller als 70 oder 80 Stundenkilometer, schön ruhig - und ich bin die meiste Zeit allein unterwegs durch die Mischung aus Dunkelheit und aufgewirbelten Schnee.

Mich begleiten nur der Punkrock aus den Lautsprechern und das gleichmäßige Summen des Motors. Eine schöne Fahrt.

Bis ins Flachland. Dort herrschen Leute vor, die mit Tempo 30 über kerzengerade Landstraßen schleichen. Und es gibt Auffahrunfälle sowie Krankenwagen, die mit Blaulicht und Geheule über die Landstraße heizen.

Der Winter kommt auch jedes Jahr so plötzlich.

18 Dezember 2009

Flyer zum Gegendruck


Ich bekam ihn ein bißchen spät, möchte ihn aber dennoch sehr gern dokumentieren: den Flyer, den die Veranstalter meiner Lesung in Heidelberg gebastelt haben. Sieht ziemlich punkig aus - und das, obwohl ich so eine Frisur nun wirklich nie hatte. Aber ich fühle mich sehr geschmeichelt ...

17 Dezember 2009

Endlich mal 'ne Rezi

Igendwie scheint es zwar eine Menge Leute zu geben, die meinen Kurzroman »Sardev - der Schatten des Friedens« gekauft und hoffentlich auch gelesen haben, aber es hapert schon ein wenig an Besprechungen in Fanzines und auf Homepages. Das hat mich zuletzt ein wenig frustriert.

Gottseidank gibt es Erik Schreiber, der seine positive Besprechung gleich auf zwei Homepages gehievt hat. »Er ist für mich eine Kurzgeschichtensammlung mit durchgehenden Handlungsfaden« schreibt er über den kurzen Roman auf Buchtips.net. Interesanter Gedanke.

Und auf der Seite fictionfantasy steht dasselbe, und ich freue mich sehr über das Fazit: »Bleibt die Schlussbewertung, die der von mir bevorzugten Sichtweise sehr entgegenkommt: ein gutes Buch.«

16 Dezember 2009

Menschen und Maischbergers

Talkshows schaue ich mir eher selten an; ich bin der Überzeugung, daß das zumeist Zeitverschendung ist und ich mehr davon habe, wenn ich mit normalen Menschen über irgendwas rede anstatt mir anzuschauen, was sogenannte Prominente zu irgendwelchen Themen zu erzählen haben. Doch am gestrigen Dienstag abend, 15. Dezember 2009, zappte ich bei »Menschen bei Maischberger« vorbei, wo ich Zeuge eines ungewöhnlichen Duetts wurde.

Duett - ja klar. Ein Duell war es ja wohl nicht, was die beiden Damen, die von der Regie nebeneinander plaziert worden waren, so lieferten. Dafür ging die Moderatorin zu oft dazwischen, und die beidseitige Abneigung ging so weit, daß die beiden sich zeitweise nur verächtlich musterten.

»Sie riechen nach Container«, sagte Marianne Baronin Brandstetter, von der ich noch nie im Leben gehört hatte, eine Dame, die ihr Geld ihren Männern und ihrem Erbe verdankt und die mit Millionen ausgestattet ist, eine Dame aber vor allem, der man mit Schönheitsoperationen das Gesicht ziemlich verunstaltet hat, und das sagte sie zu Hanna Poddig, einer jungen Frau, die sich als Aktivistin bezeichnete, die am liebsten den Kapitalismus abschaffen würde und unter anderem davon lebt, daß sie Nahrungsmitteln aus den Abfallcontainern der Supermärkte holt, die noch gut sind, aber als Müll gelten.

Und Hanna Poddig antwortete mit steifer Miene, mit einem Lächeln, das zwischen Abscheu und Faszination schwankte: »Das ist Unfug.« Und so ging es die ganze Zeit: Vom Regisseur Dieter Wedel, der davon schwadronierte, daß der Haß der Armen auf die Reichen irgendwann dazu führen könnte, daß man die Wohlhabenden an Bäume aufhängen würde, wurde sie ebenso angegriffen wie von Roger Köppel, einem Schweizer Journalisten und wohl dem Klügsten in der Runde.

Der kam mit dem unseligen Judenvergleich, den auch Schweizer ungestraft aus der Tasche ziehen dürfen, und verglich allen Ernstes die Menschen, denen in Hamburg und Berlin die Nobelkarossen angezündet werden, mit Menschen, »denen man früher in Deutschland auch alles weggenommen hat«, steckte also Poddig zuerst in die Nazi-Schublade, um sie später in die Kommunisten-Schublade zu stecken.

Eine großartige Talkshow, selten so oft über unfreiwilligen Humor gelacht. Vielleicht sollte ich so was öfter gucken. Obwohl ... nächste Woche kommt Nina Hagen, da ist dann wieder Fremdschämen (weil die Dame so peinlich ist) und Eigenschämen (weil ich ein halbes Dutzend Platten inklusive der »Punk-Hochzeit« von der Dame besitze) angesagt ... und ob ich das überstehe?

15 Dezember 2009

Ashtones zwischen Hardrock und Punk

Eigentlich hasse ich Hardrock, und die Vermengen von Punk zu Hardrock sind mir meist ein Greuel. Aus dem Grund hatte ich anfangs meine Probleme mit der französischen Band Ashtones und ihrer CD »Mainline Rockets«. Da gibt's nämlich elf mal wuchtigen Hardrock (jeder andere Begriff ist meiner Ansicht nach falsch, da können sich Rezensenten und das Label noch so viel einfallen lassen) auf die Ohren, und wenn man das ganze laut genug spielt, rockt und rotzt das ganze recht ordentlich.

Im Prinzip ist das schon Rock'n'Roll, schon klar, vor allem, wenn man jene Definition zu Rate zieht, die sich in den 90er Jahren im Gefolge von Hellacopters und Gluecifer und anderen Bands immer stärker verbreitete. Mit klassischem Rock'n'Roll, wie man das vielleicht bis in die 80er Jahre hinein verstand, hat's weniger zu tun ...

Und mit Punkrock erst recht nichts. Die Band verneigt sich in ihren Stücken durchaus vor den Klassikern wie den Ramones, oder sie covert in gelungener Weise einen Clash-Klassiker – aber es ist und bleibt eben Hardrock. Wer das mag, ist hier richtig; für andere (wie mich) isses auf Dauer nix.

14 Dezember 2009

Inder in Dubai

Es war mein erster Aufenthalt in Dubai - eine Fahrt mit einem kostenlosen Shuttle-Bus, mit einem unmöglichen Stau und viel Generve und daraus resultierend viel zu wenig Zeit. Auf jeden Fall mußte ich irgendwann pinkeln, ich stand ohnehin vor dem Burjuman-Einkaufszentrum, und kurz entschlossen machte ich mich auf die Suche nach einer Toilette.

Schräg gegenüber von »H&M«, direkt neben einer Autoausstellung mitten im Einkaufszentrum, fand ich den Toilettentrakt. Alles war sauber, schick und aufgeräumt - wie ohnehin die ganze Stadt aussah, als hätte sie jemand extra vor meinem Besuch gründlich geputzt.

Ich erledigte die Dinge, die ich auf dem Klo zu tun hatte, und wusch mir anschließend gründlich die Hände. Mit dem zusammengeknüllten Papiertuch, mit dem ich mir die Finger abgetrocknet hatte, ging ich in Richtung des Mülleimers.

Dort stand gerade der indisch aussehende Mann, vielleicht so alt wie ich, der so aussah, als wollte er die Toiletten putzen. Er lächelte mich an, sagte »please, Sir« und betätigte den Fußdrücker, der den Deckel zum Mülleimer öffnete.

Das ist Dubai: Man hat einen indischen Mann, der dafür angestellt wird, den (nicht einkaufenden) Besuchern eines Einkaufszentrums beim Beseitigen des Mülls zu helfen ... Kopfschüttelnd ging ich wieder hinaus.

12 Dezember 2009

Kurzgeschichten im Härtetest

Der zweite Seminartag bot bislang zwei Schwerpunkte, neben diversen theoretischen Erläuterungen und dergleichen: Am Morgen stellten wir den Autoren eine Schreibaufgabe, bei der es im wesentlichen darum ging, nach einer kleinen Vorgabe eine neue Kurzgeschichte zu entwickeln und dazu einen Anfang zu schreiben. (Daran wird am Abend weitergearbeitet.)

Der zweite Schwerpunkt betraf das Bearbeiten jener Texte, die von den Autoren im voraus eingereicht wurden. Was war gut, was war schlecht, bei welchen Texten hat welche Passage funktioniert, und wo lief alles schief? Das ist, so denke ich, für alle Teilnehmer stets erhellend ...

11 Dezember 2009

Seminar mit Uwe Anton

Wieder mal Wolfenbüttel: Der erste Seminar-Tag fängt immer eher ruhig an. Mit meinem Kollegen Uwe Anton gebe ich den Autorinnen und Autoren möglichst realistische Einblicke ins Verlagsgeschäft und ins tägliche Leben von Autoren. Das räumt stets einige Vorurteile beiseite, finde ich.

Die Gruppe ist überschaubar: zwölf Teilnehmer sind es diesmal, mit leichtem Übergewicht bei den Männern. Thema ist die Science-Fiction-Kurzgeschichte - und nicht alle haben einen SF-Hintergrund. Da werden wir sorgsam überprüfen, mit welchen Themen wir um die Ecke kommen.

Wobei's heute eh vor allem um die Textarbeit geht. Sprich: Es werden die Texte durchgesprochen, die von den Teilnehmern im voraus eingereicht worden sind. Eins nach dem anderen ...

10 Dezember 2009

Wenn der Erzengel sich meldet

Zu den bizarren Welten, in denen ich mich nicht auskenne, von denen ich aber immer wieder etwas mitbekomme, gehören die der Esoteriker. Da gibt's Dinge, da schüttle ich nur mit dem Kopf. Im Januar ist in relativer Nähe zu meinem Wohnort eine Veranstaltung, bei der ich mir ja glatt überlege, dahin zu pilgern.

Konkret ist das ganze am 30. und 31. Januar 2010 in Freiburg. Es handelt sich um einen Kongress, »den Erzengel Michael inspiriert hat«, so die Veranstalter, »um in diesen Jahren des Wandels vor 2012 den Menschen eine Unterstützung zu sein.« Das beste daran: Das kst keine Satire, die meinen das ernst.

Laut Aussage der Veranstalter sorgt der Erzengel Michael – ob das ein Außerirdischer ist oder er Engel aus der Bibel, weiß ich nicht – dafür, dass »ein neues Heil-Potential von jenseits 2012« nutzbar gemacht wird. Dabei geht es nicht um halbherzige Dinge, sondern um handfestes Zeugs.

So »channelt« die »spirituelle Moderatorin« Cela Fenn irgendwelchen Kram, der mit der »Matrix für vollständige Gesundheit« zusammenhängt. Das besorgt der Erzengel Gabriel, sie ist nur das Medium. Der gute Engel kann mit der »Goldenen Flamme der Heilung und dem Diamantenen Licht der Reinheit« tätig werden, um allerlei Hgilfen zu leisten.

Auch Cecilia Sifontes verspricht viel, denn im nächsten Jahr werde »ein großes Erwachen einsetzen«, während Julius Colombo »eine neue kristalline Struktur der DNS vorstellen« wird. Ich bin ziemlich beeindruckt und hoffe, daß man alsbald auch ein Mittel gegen meine bescheuerten Allergien finden wird.

Ach ja, das ganze kostet auch was. Geht aber: 250 Euro. Und das ganze nennen die Veranstalter sehr freundlich »den Energieausgleich für den Kongress«. Ich glaub', ich buch' mir gleich einen Platz.

09 Dezember 2009

Daheim bei der Alb


Die aktuelle Folge von »Peter Pank - und Hardcore!«, die in der Ausgabe 87 des OX-Fanzines abgedruckt wird, führt den Helden zurück in die schwäbische Provinz. Nix mehr mit munteren Pogo-Attacken in der Weltstadt Ludwigshafen, eher das normale Allerlei mit Dorfnazis, Spießern und dem Holzfäller-Kumpel Jörg.

Ich bin mir ja nie so sicher, wie das die Leser finden - aber in einem Fortsetzungsroman muß es ja ab und zu auch andere Handlungselemente geben. Meine zumindest ich. Und jetzt geht's eben wieder in die Provinz, wo auf den Helden des Romans nach wie vor viel Streß wartet.

Es ist übrigens die Folge 23 des aktuellen Romans, und ich weiß wirklich noch nicht, wie viele Folgen es insgesamt werden. Vierzig? Schauen wir mal.

(Wer übrigens wissen will, wie die Abenteuer von Peter Meißner alias Peter Pank angefangen haben, muß die zwei Bücher »Vielen Dank Peter Pank« und »Chaos en France« lesen. Beide im Archiv der Jugendkulturen erschienen und über amazon.de und andere Buchhändler zu erstehen. Ende der Werbeeinblendung.)

08 Dezember 2009

Fahrt nach Fujairah

Vom Hotel wurde eine kostenlose Fahrt nach Fujairah angeboten, in die Hauptstadt jenes Emirats also, in dem wir uns aufhielten. War ja klar, daß wir diese Offerte annahmen; immerhin wollten wir ein wenig von Land und Leuten mitbekommen.

Wir wurden am Museum abgesetzt, aus welchen Gründen auch immer. Die anderen Mitreisenden beschwerten sich, weil sie zu einem Einkaufszentrum wollten - es kam fast zu einer Meuterei gegen den indischen Busfahrer, der verzweifelt versuchte, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Das Ende vom Lied: Zwei kulturbeflissene deutsche Paare stiegen aus, der Rest fuhr zum Supermarkt.

Das Museum ignorierten wir, die alte Festung guckten wir an. Die Tür stand offen, also gingen wir hinein: nett, nicht groß, aber durchaus imposant. Noch während wir drin waren, wurde die Tür verschlossen, von außen allerdings. Der freundliche Turbanträger ließ uns dennoch ziehen ...

Das war unser einziges Abenteuer in Fujairah, das wir ansonsten mit dem Taxi und zu Fuß erkundigten. Der sogenannte Central Market, der im Reiseführer erwähnt wird, erwies sich als Sammlung kleiner Läden, zumeist von Indern und Pakistani geführt. Die Hauptverkehrsstraße war von vielen Geschäften geprägt, und überall standen Baustellen in voller Pracht.

Zuletzt landeten wie auch im »Lulu Hypermarket«, wo wir die anderen Mitreisenden trafen, die sich sichtlich langweilten: Es war im Prinzip ein Supermarkt mit einigen kleinen zusätzlichen Geschäften.

Ganz umsonst war die Fahrt nicht: In einem kleinen Geschäft kauften wir leckere arabische Süßigkeiten, irgendwelches Gebäck eben. Und wir stolperten durch eine kleine Mall, in der auffallend viele Frauen in schwarzer Komplettverschleierung (außer einem Augenschlitz) unterwegs waren.

07 Dezember 2009

Röchelndes Radio

Wer am Sonntag abend, 6. Dezember 2009, meine aktuelle Radiosendung im Enpunkt-Radio im freien Radio Querfunk anhörte, glaubte womöglich, ich hätte meine Stimme absichtlich verzerrt. Tatächlich röchelte ich gelegentlich, und ich rede manchmal noch schlimmeren Unsinn als sonst.

Dabei gab's ein bierernstes Thema - oder eher weinselig? Sei's drum: Punk aus der Palz, oder eben Punkrock/Hardcore aus dem Bundesland-Rheinland-Pfalz war das Thema. Und mit Kick Joneses durften die alten Helden aus Kaiserslautern nicht fehlen.

Aus Kaiserslautern stammten auch Headcrash mit ihrem Techno-Hardcore-Crossover, aus Idar-Oberstein kamen die jungen Deutschpunker von Splash. Aus Limburg rotzten Bubonix ihren großartigen HC-Punk aus den Lautsprechern.

Landau, die Kreisstadt in der Südpfalz, hat seit Jahren eine aktive Szene. Ich spielte Stressfaktor mit ihrem deutschsprachigen Hardcore-Punk und Trend, die immer noch verdammt nach einer Kreuzung aus 1979 und 1981 klingen.

Ebenfalls nach 1977 klingen Front aus Mainz. Dann noch zweimal Geschichtsunterricht: Memento Mori aus Ludwigshafen spielten den Hardcore, den man 1988 hörte, und von My Lai aus Bendorf kam von 1994 ihre LP, die anno dunnemals zu den neuen Emocore-Platten gehörte.

06 Dezember 2009

Warum nicht Rastatt?

Eigentlich hatte ich mich sehr auf das Twisted-Chords-Festival gefreut, das am Freitag, 4. Dezember, und Samstag, 5. Dezember 2009, in Rastatt lief. Ich war für den Samstag abend geplant: einmal Lesung und nach den Bands auch noch als DJ. Der klare Auftrag lautete: Pop aus den 80er und 90er Jahren.

Nun gut. Ich bereitete mich ordentlich vor, sammelte im Verlauf der gesamten Woche meine Platten und CDs zusammen, die ich für so eine Disco für sinnvoll hielt. Und bemerkte, daß ich ab Donnerstag immer stärker rotzen und schnupfen mußte. (Zwischendurch war ich mir nicht sicher, ob es eine Erkältung oder ein Allergieschub war; die Symptome sind nunmal sehr ähnlich.)

Am Samstag, 5. Dezember, war der Ofen aus: höllische Kopfschmerzen, Übelkeit, dann auch Fieber. Ich befürchtete, die Schweinegrippe hätte mich erwischt, blieb im Bett und sagte die Lesung und alles ab.

Am späten Abend ließen die Kopfschmerzen und das Fieber nach, die Erkältung blieb. Also doch keine Schweinegrippe. Aber gelesen und Musik aufgelegt hatte ich trotzdem nicht. Bescheuerter Samstag.

05 Dezember 2009

Russen-Klischees

Wir bummelten durch den parkähnlichen Garten des Hotels, ein kleiner Spaziergang nach dem leckeren Abendessen. Sterne am Himmel, Schiffe am Horizont auf dem Meer, vom Meer-Restaurant drang Essensgeruch an unsere Nasen.

Dann hörten wir die Stimmen: Eine Gruppe von Männern sang. Wir traten näher und sahen, daß sechs oder sieben Menschen auf zwei Holzbänken saßen. Die Frauen schienen still zu sein, die Männer sangen; es klang melancholisch und nett.

»Das sind die Russen«, sagte ich irritiert. Und es stimmte: Die russischen Gäste, über deren manchmal arg klobiges Benehmen wir uns mehrfach geärgert hatten, saßen auf den Holzbänken unweit des Strandes und sangen.

Manchmal gaben sie sich Mühe, alle Klischees zu erfüllen: Sie tranken Unmengen von Alkohol, der in diesem arabischen Land ziemlich teuer war, sie waren laut und lustig, sie häuften die Teller im Restaurant voll, und sie verhielten sich am Strand laut und angesoffen.

Aber jetzt erfüllten sie das andere Klischee: der sangeslustige, melancholische Russe, wie man ihn aus alten Filmen wie »Doktor Schiwago« kennt. Immer wieder finde ich es nett, wenn Leute sich Mühe geben, ihre eigenen Klischees zu erfüllen.

04 Dezember 2009

Traditionelle Weihnachtslesung

Zum nunmehr dritten (oder schon vierten?) Mal gibt es in der Vorweihnachtszeit eine Lesung von mir in Heidelberg - das wird zu einer guten Tradition, denke ich. Und wieder findet die Veranstaltung im Café Gegendruck statt.

Das sympathische, extrem kleine Café liegt in der Innenstadt der Universitätsstadt, beim Weihnachtsmarkt buchstäblich um die Ecke. Nach eigenen Angaben soll in dem unkommerziellen Treffpunkt »ein unabhängiger politischer und kultureller Austausch ermöglicht werden«. Unter anderem ist der Infoladen Heidelberg in den Räumlichkeiten des Cafés untergebracht, die Lesung ist gewissermaßen nebendran.

Meine Lesung ist am Montag, 21. Dezember 2009; sie beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, aber ich freue mich über jeden, der Bücher kauft ...

03 Dezember 2009

Rückflug mit Tücken

Wir flogen mit Gulf Air, und die erwiesen sich schon beim Flug in die Emirate als nicht unbedingt optimal. Der Rückflug war allerdings katastrophal. Von Dubai nach Bahrain sollte es um 23.45 Uhr losgehen; nicht gerade mein Lieblingstermin. Als wir gegen 21 Uhr eincheckten, wurde uns noch eine Boarding-Zeit von 23 Uhr genannt.

Als wir allerdings um 23 Uhr am Schalter ankamen, gab es weder eine Information noch eine Person, die uns weiterhalf; wir erfuhren aus anderen Informationsmöglichkeiten, dass der Flug auf 0.45 Uhr geschoben worden war. Daran hielt sich niemand: Letztlich flogen wir gegen 1.30 Uhr Ortszeit von Dubai los.

Aufgrund von Gerüchten bekamen wir mit, dass der Flug von Bahrain nach Frankfurt, der um 1.50 Uhr Ortszeit geplant war, gegen 7 Uhr erst starten sollte. Wir trafen um 2.30 Uhr Ortszeit ein; ein völlig überforderter Gulf Air-Angestellter, der keinerlei Information hatte, stellte uns (er wurde von Dutzenden von Menschen umlagert) vor die Alternative: für zwei bis drei Stunden in ein Hotel oder ein kostenloses Essen.

Wir verzichteten auf das Hotel (das sich, wie wir von anderen Reisenden, die auch in Bahrain strandeten, erfuhren, als ziemliche Katastrophe entpuppte) und entschlossen uns, im Flughafen zu bleiben. Im Restaurant, in das wir uns mit anderen Reisenden begaben, wusste niemand etwas von kostenlosem Essen oder kostenlosen Getränken; wir beide verzichteten dann auf das Essen (das Personal hatte die Küche kurz zuvor geschlossen), nahmen ein Getränk und gingen in den Duty-Free-Bereich.

Später änderte sich das Gate (ohne dass man am bisherigen Gate informiert wurde), und die Abflugzeit wechselte auf 8.00 Uhr. Später dasselbe: neues Gate, Abflugzeit um 8.50 Uhr. Noch später: neues Gate, Abflugzeit um 8.40 Uhr. Gegen 9.30 Uhr (in etwa) ging dann das Flugzeug von Bahrain nach Frankfurt.

In solchen Fällen geht der Erholungswert von zwei Wochen Strand und Sonne dann doch recht zackig auf den Nullpunkt zurück ...

02 Dezember 2009

Dreck-Spaziergang

Der erste Strandspaziergang: Wir bummelten gemeinsam los, nach links über den weißen Sand, hin zu den Felsen, die gewissermaßen den ersten Horizont bildeten. Meine Überlegung war, soweit über den Strand zu spazieren, bis wir auf diese Weise zum nahe gelegenen Dorf kommen würden.

Der Sand war geradezu heiß, das Wasser dagegen angenehm warm. Mit bloßem Auge sah ich Fische, die im flachen Wasser schwammen; kleine Wellen brachen sich, und überall lagen kleine Muscheln sowie die Reste von Korallen.

Am Ende des Strandes kamen Felsen und ein kleines Kap, das sich in Form eines Haufens großer Steine ins Meer hinaus erstreckte. Dort kamen wir nicht weiter. Stacheldraht und ein Maschenzaun schirmten einige flache Gebäude ab.

Da auf dem Berg zur Linken ein Funkmast stand, vermutete ich, daß hier vielleicht militärisches Gelände begann. Im Schatten des Berges parkten zwei Geländewagen, bunte Zelte wurden errichtet; es sah aus, als ob hier jemand einen Camping-Urlaub am Strand verbringen wollten.

Wir drehten um und bummelten zurück. Vor dem Hotel stellten wir fest, daß wir schmierig-schwarze Füße hatte, eine Melange aus Teer und Ölresten. Zwar hatten wir nichts davon bemerkt, aber wir schienen ständig in Klumpen aus Dreck getreten zu sein.

Kein großes Problem im Hotel: Die Füße konnten wir mit einem Lappen und spezieller Flüssigkeit rasch sauber bekommen. Zumindest soweit, daß wir nicht mehr alles verschmierten.

Und abends sahen wir den Grund für den Dreck: Dutzende von Schiffe zogen über den Horizont, eine lange Schlange von Frachtern und Öltransportern. Sie alle waren wohl auf dem Weg nach Fujairah, der Hafenstadt, die vierzig Kilometer weiter südlich lag, die Hauptstadt des Emirats, in dem wir uns aufhielten.

Dort befand sich ein sogenannter Bunkering Port, wie ich dem Reiseführer entnahm, ein riesiger Ölverladehafen, angeblich einer der drei größten der Welt. Kein Wunder, daß da gelegentlich mal ein Tröpfchen Öl oder Teer austrat und an Land gespült wurde ...

01 Dezember 2009

Zwei Wochen Emirate

In früheren Jahren suchte ich mir eher jene Weltgegenden aus, die als »arm« gelten. Der diesjährige Urlaub führte in eine Region, die als aufblühend und reich gilt. Richtig – die Vereinten Arabischen Emirate.

Die VAE bestehen bekanntlich aus sieben verschiedenen Emiraten; das bekannteste davon ist wohl Dubai. Diese Stadt haben wir natürlich auch besucht, insgesamt waren wir zweimal in der Stadt. Ein Wahnsinn! – selten so viele Gegensätze gesehen, selten so oft den Kopf geschüttelt angesichts völlig überzogener Dinge.

Unser Hotel lag nicht am Persischen Golf, sondern am Golf von Oman, also auf »der anderen Seite«, im Emirat Fujairah. Die Hotel-Homepage zeigt eine Dia-Show, die sehr ... ähm ... touristisch aussieht, aber viele Eindrücke wahrheitsgetreu wiedergibt.

Einen Geldscheißer besitze ich nicht, das braucht jetzt niemand zu glauben. Der Urlaub war letztlich sogar in diesem bonzigen Hotel ein echtes Schnäppchen und nicht teurer als die gleiche Zeit irgendwo auf den Kanaren.

Und ich habe es ziemlich genossen – jeden Tag. (Jetzt steht mir erst einmal bevor, die angefutterten Kilos wieder loszubekommen ...) Politisch-gesellschaftliche Diskurse und weitere Texte folgen.