31 Mai 2008

Meine kürzeste Lesung

Das war heute eine stramme Leistung: Ich las in der Universität von Karlsruhe - ernsthaft! Ein bißchen bildete ich mir sogar was drauf ein: nie eine Uni von innen gesehen, dann aber eine Lesung dort machen.

Ernsthaft: Das AKK, ein Uni-Arbeitskreis, über den im Verlauf der letzten Jahre auch Punk-Konzerte gelaufen sind, feiert an diesem Wochenende seinen dreißigsten Geburtstag. Bands spielen, und recht spontan überlegte man sich, auch eine Lesung im Biergarten anzubieten.

Um 16.30 Uhr sollte es losgehen, kurz danach traf ich mich dem Rad ein. Das Wetter sah düster aus, als ob es gleich regnen könnte, aber unverdrossen standen Bierbänke herum und bereiteten sich alle auf ein Open-Air-Festival im Garten hinter dem AKK vor.

Nachdem zwei Kollegen kurze Texte vorgetragen hatten, kletterte ich auf die Bühne und stellte mich hinters Rednerpult. Das sah schon alles sehr professionell aus, fand ich, die zwei Boxen gaben einen tüchtigen Wumms von sich; nur vor mir verloren sich auf den Bierbänken vielleicht 15 Leute.

Unverdrossen begann ich mit meiner Lesung, nachdem ich einige Sätze zu mir gesagt hatte. Und geschätzte neunzig Sekunden später begann es zu regnen.

Na super.

Ins Gebäude konnten wir nicht, das war quasi der Backstage-Bereich, also mußten wir abbrechen. Es war die kürzeste Lesung aller Zeiten, dachte ich, als ich dann unter den Bäumen saß und noch mit einigen Leuten redete ...

30 Mai 2008

Biergarten-Saison ohne Weizen

Ich wechsle meine Bier-Vorliebe tatsächlich nach der Jahreszeit: Im Winter bevorzuge ich Pils, im Sommer, wenn es so richtig krachig heiß ist, trinke ich sehr gern Weizenbier. Da hab' ich das Gefühl, es erfrischt so richtig.

Völlig überhitzt vom Radfahren stolperte ich gegen 22 Uhr ins Karlsruher »Vogelbräu«. Der Biergarten war proppevoll, und ich fand meine »Bezugsgruppe« erst nach einigem Suchen. Seufzend und ächzend, wie es sich für einen älteren Herrn gehört, ließ ich mich bei den jüngeren Leuten nieder ...

Bei der ziemlich zackigen Bedienung bestellte ich ein Weizenbier. »Gibt's bei uns nicht«, gab sie zur Antwort. »Hier gibt's nur Pils oder Maibock.«

Ich guckte sie an und verstand. Richtig, im »Vogelbräu gibt« es nur selbstgebrautes Bier. Das leckere unfiltrierte Pils, auf das so viele Leute stehen und das die Brauerei plus Kneipe über die Grenzen Karlsruhes hinaus bekannt gemacht hat. Wieso hatte ich das vergessen?

Wieder was gelernt
, dachte ich und bestellte mir ein Pils. Das schmeckte prompt auch gut, die Welt war wieder in Ordnung, ich saß auf meiner Bierbank unter dem schönen Dach aus Pflanzen, redete dummes Zeugs und genoß den Feierabend. (Na ja, kurz vor Mitternacht schnappte ich mir daheim dann doch noch ein Manuskript ...)

29 Mai 2008

Punkrock! aus Mannem


Mit coolem Comic-Cover wartet die sechste Ausgabe des Mannheimer Fanzines mit dem schlicht-genialen Namen »Punkrock!« auf. Ich habe das Heft von vorne bis hinten gelesen: layouttechnisch auf hohem Niveau, superschick gedruckt und trotzdem mit typischem Punk-Spirit, das macht richtig Laune.

Bocky, Oli und der Rest der Mannschaft, schon vorher auf einer guten Fahrt, haben sich verstärkt, und das Ergebnis gefällt nicht nur optisch. Es gibt allerlei Blödsinn zu lesen, unter anderem eine Art Dr.-Sommer-Fragebogen mit der Band Ultrafair, aber auch Politisches, etwa zur staatlichen Datensammelwut – und ebenso Artikel zu Musik, etwa zur Sängerin Lydia Lunch.

Klar müssen Interviews sein, und die Pestpocken als Aushängeschild der Nietenpunker-Szene machen sich gut; die Hessen geben aber zudem schlaue Antworten. Die kalifornische Band Time Again steht nach ihrem Interview jetzt auf dem »Kaufen!«-Zettel. Dazu noch Strawberry Blondes aus England, die göttlichen Supernichts aus Köln oder Riot Brigade aus dem beschaulichen Herrenberg (wo unsereins in den späten 80er Jahren oft genug herumhüpfte).

Dazu Konzertberichte, Platten- und Fanzine-Besprechungen; ich hab' jetzt nicht alles genannt. Die lesenswerte Mischung machte mir viel Spaß, empfehle ich gern weiter. »Punkrock! 6« gibt's übrigens für zwoeinhalb Euro direkt beim Fanzine oder bei diversen Mailordern.

15 Jahre nach dem Familienmord

Es ist schon 15 Jahre her; ich hätte es tatsächlich schon vergessen und wurde durch die »taz« daran erinnert. In Solingen brannte ein Haus, angezündet von rassistischen Mordbrennern, und in den Trümmern starb der größte Teil einer türkischen Familie. Es war der Höhepunkt der rassistischen Mordkampagne in den Jahren 1991 bis 1993, in deren Verlauf die staatstragenden Parteien vor den Mördern so weit zurückwichen, daß sie die Ausländergesetze verschärften.

Ich steckte voller Wut und Haß, als ich an jenem Wochenende nach Solingen fuhr; zusammen mit anderen Leuten. Wir gehörten nicht zu einer organisierten Autonomen Gruppe, aber wir wollten an der Trauerkundgebung teilnehmen.

Es war ein grausiger Tag, ein Tag der Steine und Scherben, der Knüppel und des Blutes, der sackdoofen grünbürgerlichen Weicheier und der prügelgeilen Polizei. Ich erinnere mich nicht mehr an viel Details, ich weiß nicht mehr genau, was ich alles gemacht habe an diesem Tag. Jemand sagte hinterher zu mir, ich hätte Schaum vor dem Mund gehabt.

Der Marsch zur Kundgebung wurde bereits von rechtsradikalen Türken angegriffen; wir wehrten uns, während die Polizei den örtlichen »McDonald's« gegen Demonstranten schützten. Ich erinnere mich an den Schlachtruf: »Wo – wo – wo wart ihr in Rostock?« Und es gab genügend Polizisten, denen man die Scham ansah.

Später rannte eine prügelnde Hundertschaft in Kampfroboter-Outfit in die friedliche Kundgebung – Zigtausende sitzender und stehender Leute – hinein, blutige Gesichter überall um mich herum. Es war das Signal zum Aufstand.

Ich erinnere mich an Steinhagel und durchdrehende Leute; ich sehe die zersplitterte Innenstadt von Solingen vor mit, und ich erinnere mich an türkische Gruppierungen von links bis ultralinks und rechtsradikal, die mit Dachlatten und Holzstangen aufeinander losgingen. Alles war völlig konfus.

Als wir Stunden später von Solingen aufbrachen, steckten wir immer noch voller Wut und Haß. Die Empörung, daß die Polizei es fertig gebracht hatte, eine Trauerkundgebung anzugreifen, bekam ich während der ganzen Rückfahrt nicht los. Und dann die Lügen der Medien – es paßte alles zusammen.

28 Mai 2008

Entwaffnung aus der Schweiz

Daß es in der Schweiz, vor allem im deutschsprachigen Teil, viele gute Ska-Bands gibt, ist mir seit längerem bekannt. Das Label Leech Records versorgt mich schließlich auch seit einigen Jahren mit meist sehr gelungenen Tonträgern.

Dieser Tage erhielt ich die CD einer Band namens Entwaffnung, die den hübschen Titel »Live Is A Killer« trägt: Hardcore-Punk mit deutschen und englischen Texten, die mir richtig gut gefallen. Die Musik ist treibend, die wird nach vorne gehauen, der Sänger hat ein raues Organ, und trotz aller Hardcore-Klänge hat das Ding eine tüchtige Melodie am Start.

Das ist richtig gut gelungen, ich bin baff. So was kommt aus der beschaulichen Stadt Baden, die ich nur vom Namen her kenne. Und die Entwaffnung-CD höre ich garantiert nicht zum letzten Mal an.

Abenteuerspielplatz

Die Bundesstraße zwischen Rastatt und Karlsruhe kannte ich nach all den Jahren ziemlich gut. Ich wußte, an welchen Stellen des vierspurigen Abschnitts die Radarfallen zu befürchten waren, und ich wußte, mit welcher Geschwindigkeit man rollen sollte, um an keiner roten Ampel stehen zu bleiben.

Ich rollte an diesem Tag gerade mit gemütlichen 82 Stundenkilometern durch die Tempo-70-Zone, vorbei an einem Lieferwagen mit Reutlinger Kennzeichen, als von hinten eine dunkelgraue Limousine heranschoß. Der Fahrer fuhr dicht auf, bis ich nur noch seine Windschutzscheibe sah, als ob er mich von der Straße schieben wollte.

Ich rollte gemütlich weiter und überholte den Lieferwagen. Da auf der rechten Spur bald wieder ein langsam fahrender Wagen kam, blieb ich links; die Limousine hinter mir fuhr noch dichter an mich heran. Unsere Stoßstangen waren wohl keine fünf Zentimeter mehr auseinander.

Dann zog der Fahrer hinter mir nach rechts hinüber, schoß an mir vorbei, um dann hinter dem blauen Kleinwagen auf der rechten Spur zu »kleben«. Ich sah nach rechts: Das Gesicht hinter der Seitenscheibe sah aus wie ein blutroter Mond mit Schnauzbart.

Während ich den blauen Kleinwagen überholte und hinter einem BMW auf der linken Spur blieb, zog die Limousine wieder nach links und setzte sich hinter mich. Der Mann hinter mir fuchtelte bereits mit beiden Händen. Er tat mir leid.

Das Spiel wiederholte sich zwischen Durmersheim und der Neuen Messe etwa drei mal. Dann schaffte er es, mich rechts zu überholen, sich vor mir einzuordnen und dann zwischen mir und dem BMW weiterzufahren. Ich wechselte auf die mittlere Spur und hielt Tempo 82, beschleunigte nach der Tempo-70-Zone auf 120 und schaute zu, wie die graue Limousine alle drei Spuren benutzte, um mit geschätzten 150 Stundenkilometern nach Karlsruhe zu fahren.

Auf der Kaiserallee trafen wir uns wieder. In der engen Doppelspur fuhr ich auf einmal wieder hinter ihm. Und als er an der Sparkassen-Filiale einparkte, rollte ich mit gemütlichen 60 Stundenkilometern an dem Fahrer der grauen Limousine vorbei.

27 Mai 2008

Bundespräsidentenpeinlichkeiten

Riesengeschrei in der Republik; das Ende des Abendlandes droht. Der Grund: Die SPD, der man ansonsten nichts mehr zugetraut hätte, traut sich, gegen die Schlaftablette im Amt des Bundespräsidenten eine sehr intelligente, resolute Frau aufzustellen. Das verdient ausnahmsweise Respekt.

Nicht so bei der politischen Konkurrenz. Ausgerechnet der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, von dem die rassistische Kampagne »Kinder statt Inder« kam, behauptet, dies sei »das Ende der SPD als staatstragende Partei«. Andere Unionisten äußern sich ebenso.


Die SPD stelle sich gegen die eigene Bevölkerung. (Okay, das tut sie. Aber das tun doch derzeit eh alle Parteien.) Und so proletet und populisieren die Medien in Tateinheit mit Unionisten-Politikern (die sonst gern die Sprüche der Rechten aufgreifen, wenn es darum geht, gegen Ausländer zu hetzen), wie schrecklich es denn sei, wenn die SPD sich auf ihre Tradition als »linke« Partei besinne und mit den Stimmen der ach so fürchterlichen Linkspartei eine Frau wählen könnte.

Die nackte Angst geht um bei der CDU. Da haben sie es sich so schön eingerichtet mit einer geschwächten SPD, mit einer nicht existierenden Konkurrenz, mit kleinen Parteien, die sich an den Tisch der Macht schleimen, mit einer Kanzlerin, die schön tut und nichts leistet. Und jetzt droht glatt eine linke Mehrheit in diesem Land ... na ja, nicht heute, nicht nächstes Jahr, aber vielleicht 2010 oder 2011 ... eine Mehrheit, die vielleicht aufhören könnte mit dem permanenten Umverteilen von unten nach oben. (Mein Glaube an diese Theorie hält sich in Grenzen, aber immerhin ist sie vorhanden.)

Ich weiß nicht, was ich ekelhafter finden soll: das Geschrei der Rechten oder das widerliche Anbiedern der Medien, die in dieses Geschrei permanent einstimmen und die Linken zum gefährlichsten Feind seit 1945 stilisieren.

26 Mai 2008

Der Grand Prix, die ollen Schabracken und ich

Seit einigen Jahren verbindet mich eine Haßliebe mit dem Grand Prix oder dem European Song Contest, wie das alljährliche Treffen der europäischen Heulbojen neuerdings genannt wird. Ich bin mir nicht mal sicher, bei welcher Gelegenheit mein Interesse dafür begann; wahrscheinlich sind ein Kölner und eine Kölnerin daran schuld, die mich vor etwa zehn Jahren in meiner Wohnung in der Hirschstraße besuchten. Bewaffnet mit einem Kasten Bier, schauten wir uns den Grand Prix an, ekelten und amüsierten uns abwechselnd und hatten insgesamt sehr viel Spaß bei dieser Veranstaltung.

Und jetzt wieder. Samstag, 24. Mai - man hat ja sonst nix zu tun. Und diesmal live aus Belgrad. Moment mal, Belgrad, das ist doch die Hauptstadt des kleinen Landes, das ansonsten mit Europa seine Probleme hat. Egal, an diesem Abend zählte das nicht: Millionen schienen auf den Straßen zu sein und die Veranstaltung zu feiern.

Wir waren tapfer und guckten uns alles an: Bands und Sänger aus Armenien und Norwegen, aus Spanien und Serbien, aus Aserbeidschan und der Ukraine, dazwischen einige Briten (ganz grausig), Franzosen (großartig! Sängerinnen mit Vollbärten!) und auch Deutsche. Viel zu lachen gab es, und manchmal gruselte es mich einfach.

Bei einigen Sängerinnen waren die Röcke so kurz und die Ausschnitte so tief, dass sie auch nackisch hätten auftreten können. Beim russischen Preisträger wußte ich nicht, ob ich über die nackte, haarlose Brust, das grausige Englisch, den tanzenden Eiskunstläufer oder den fiedelnden Ungarn mehr lachen sollte. Spitze waren die Finnen, die eine 80er-Jahre-Metal-Band inklusive Kastratengesang aufboten, und mit den Türken war immerhin ein Land vertreten, das halbwegs anständige Musik lieferte.

Den letzten Platz belegte Deutschland mit den No Angels. »Was erwartest du von vier alten Schabracken?«, so der Kommentar einer mir bekannten Person: Die Damen trafen keinen Ton, standen peinlich auf der Bühne herum, bewegten die Hintern zu erbärmlichen 80er-Jahre-Disco und wunderten sich wahrscheinlich hinterher, daß sie überhaupt Punkte bekamen.

Nächstes Jahr ist wieder Grand Prix - mal schauen, wer sich da am besten blamiert.

25 Mai 2008

Fan-Begeisterung für »Daredevil«

Ich weiß ja selbst, daß meine Comic-Begeisterung in diesem Land zu einer Minderheiten-Position gehört. Comics sind bei den meisten Leuten eher was doofes, was für Minderbemittelte.

Wenn man dann Comics mag, steht man als Jugendlicher vielleicht auf doofe Mangas, als Intellektueller auf eher seltsame Kritzel-Sachen, die auf der Rückseite von »le monde diplomatique« veröffentlicht werden, oder man sagt halt ganz cool, daß man Asterix doch eigentlich ganz erwachsen fände. (Übrigens das beste Zeichen dafür, daß sich jemand mit Comics nicht auskennt. »Asterix« hatte vielleicht 1970 noch eine Relevanz, seither abernicht mehr.)

Und dann gibt es noch die paar tausend Leute wie mich, die sich so sehr für Comics interessieren, daß sie sogar Geld dafür ausgeben. 25 Euro für ein Hardcover beispielsweise, das sich mit der Figur des blinden Helden Daredevil beschäftigt und unter dem Titel »Die Akte Murdock« erscheint. Das ist schon mal richtig viel Geld; ich glaube nicht, daß das Ding eine höhere Auflage als 500 Exemplare im Hardcover erreicht, weil sich dafür eben echt kaum jemand begeistern will.

Dabei verpassen die potentiellen Leser echt was. Das von mir erwähnte Hardcover - gibt's auch als normales Paperback - ist als Band 72 in der Reihe »Marvel Exklusiv« erschienen und enthält die letzten Stories des Kreativ-Duos Brian Brendis und Alex Maleev.

Was die beiden mit der Figur des Rechtsanwalts und Superhelden in den letzten Jahren angestellt haben, ist sagenhaft. Kein Wunder, daß dieser Roman - die angemessene Bezeichnung für das Werk - damit endet, daß der Held im Knast landet, wo ihn ein ungewisses Schicksal erwartet ...

Mit »Der Teufel in Zellenblock D« ist bereits eine Fortsetzung erschienen, ebenfalls genial gezeichnet und brutalstmöglich getextet. Der Verlag versucht damit, die »Daredevil«-Reihe zu einer richtigen Reihe zu machen; das Ding ist als Paperback erschienen, trägt die Nummer 1 und enthält sechs knallharte Comic-Hefte aus den USA. Der Autor ist Ed Brubaker, von dem ich zuletzt den ersten Band der Comic-Krimi-Reihe »Criminal« gelesen habe und der auch für »Batman« tätig geworden ist; der Zeichner Michael Lark war mir bislang nicht bekannt, macht aber seine Sache sehr gut.

Und sie fahren fort mit der Demontage des Superhelden Daredevil, sie arbeiten die Figur des Blinden namens Matt Murdock weiter heraus, und sie stellen aus ihrer Sicht dar, wie krank und gewalttätig das amerikanische Justiz-System ist. Kein Vergleich mit Fernsehserien wie »Law & Order«, in denen letztlich immer die gute Macht des braven Staates gegen die Gangster gewinnt.

Bei dieser Serie sind die guten und die schlechten Seiten nicht so klar auseinanderzuhalten, und das ist das, was mich an »Daredevil« seit Jahren mit wachsender Begeisterung fesselt. Mein Fan-Tip: Geht in einen Comic-Laden und schaut euch die zwei Bücher an. Teuer sind sie, das gebe ich zu - aber sie werden möglicherweise euer Bild von Superhelden-Comics verändern!

23 Mai 2008

Verpaßte Punkrock-Chancen

Das hatte ich eigentlich ganz schlau geplant: Ich fahre nach Berlin, gehe auf die Hochzeit, zu der ich in diesem Blog noch was schreiben muß, düse dann ins Hotel, wo ich mich umziehe, und bin dann rechtzeitig in der KVU, um ein geiles Punkrock-Konzert mitzukriegen.

So war der Plan, und er klappte auch. Aber ich hatte meine Rechnung ohne den Wirt gemacht, sprich, ich hatte nicht die riesigen Entfernungen in Berlin einkalkuliert, nicht meine schlechte Ortskenntis des Kastanienallee-Kiezes und vor allem nicht die Nachbarn. So kam ich zwar irgendwie in die Nähe der KVU, latschte aber großmaßstäblich vorbei, um mich dann von einer freundlichen Blog-Kollegin (die an diesem Abend nicht fit war) noch in die richtige Richtung lotsen zu lassen.

Und als ich endlich da war, hatten sowohl die Statt-Matratzen als auch die Crumpets bereits gespielt. Krachmusik bollerte immerhin nach wie vor aus dem Keller, ich vergnügte mich bei lauwarmem bis pisswarmem Bier und netten Leuten und verbrachte dann doch einige Stunden in einem der nettesten Läden in der Bundeshauptstadt. Trotz alledem dann doch ein schöner Abend, na also!

22 Mai 2008

Da bin ich glatt neidisch

Jahrelang war sein Büro bei uns im Verlag durch zwei Wände von meinem getrennt: Ulrich Magin, Lektor für Sachbücher und vor einigen Jahren aus unserem Verlag ausgeschieden. Mit schrägen Comics wurde er in der Comic- und SF-Szene ein bißchen bekannt; mit mir unterhielt er sich gern auch mal über seine Vorliebe für schräge Pop-Musik der frühen 80er Jahre. Sachbücher über Trolle, Tatzenwürmer und UFOs haben darüber hinaus gezeigt, daß der Mann es faustdick hinter den Ohren hat.

Und jetzt ein richtiger Roman – Respekt! Unter dem Titel »Der Fisch« und mit einem ziemlich ungewöhnlichen Cover ist sein erster Thriller erschienen. Als Taschenbuch im Aufbau-Verlag, schick ausgestattet und mit einem respektablen Aufwand auf den Markt geschoben. Da kann ich nur neidisch werden.

Das Buch ist übrigens ziemlich spannend; es geht um Monster – na, was wohl? – im Bodensee, und im wesentlichen kann man's sogar als fantastischen Thriller betrachten. Ich unterhielt mich bei der Lektüre während der Zugfahrt von Berlin nach Karlsruhe bombig, und das ist viel wert. Der Autor kann schreiben, und ich bin auf weitere Werke gespannt.

In einem sehr unterhaltsamen Interview auf der Seite der Ufo-Meldestelle sagt der Autor einiges über seine Forschungen und sein Interesse an Charles Fort sowie dessen Werk. Das finde ich spannend; ich erinnere mich an viele Gespräche auf dem Verlags-Flur, wenn wir genau auf dieses Thema kamen.

»Ich bastle also am Mythos mit«, sagt Magin, der derzeit an oberitalienischen Seen die dortigen Monster-Sichtungen nachvollzieht. Seine Artikel werden, so glaubt er, irgendwann das »Monsterbild« dieser Seen irgendwie echter aussehen lassen. Hoffen wir das mal ganz fest – ich will in zwanzig Jahren in der Presse von »Comi Magi« lesen, vom Magin-Seemonster des Comer Sees.

21 Mai 2008

Doublebass-Gewitter aus Moskau

Daß die Band Purgen als die »russischen Exploited« genannt werden, habe ich schon öfters gelesen; jetzt habe ich mir endlich mal was von denen anhören können – die aktuelle CD »Reinkarnazia« rappelt ohne Ende. Das Schlagzeug wummert, die Gitarren rotzen, der Sänger schreit drüber, und alles geht ruckzuck nach vorne; ein Schuß Metal ist ebenfalls drin.

Trotzdem hat die Band stellenweise was: Was manchmal stumpf wirkt, kriegt auf einmal einen Einschlag von Melodie oder den einen oder anderen originellen Effekt. Auf diese Weise ist die Band wesentlich eigenständiger als die genannten englischen Vorbilder. Ich gestehe, daß ich nicht viel erwartet habe und positiv überrascht wurde. Da hat das Label einen guten Griff getan.

Die Band wird sicher nicht meine Lieblingsband werden, aber der druckvolle Hardcore-Punk hat tatsächlich was. Das putzt die Ohren auf jeden Fall gründlich durch.

Punk-Ausstellung besucht

Am Wochenende war ich in Berlin. Am Wochenende wurde im Archiv der Jugendkulturen auch die Ausstellung zum Punkrock eröffnet. Die Eröffnung (Fotos im Blog!) verpaßte ich, dafür guckte ich am Sonntag mittag rein.

Sieht alles in allem ziemlich schick aus. Schwerpunkte sind unter anderem »Frauen im Punk«, auch wenn das so explizit nicht gesagt wird, und die Berliner Band PVC, von der es sogar eine Original-Lederjacke aus den späten 70er Jahren zu bestaunen gibt. Dazu haufenweise Platten-Cover und sowie Schaufensterpuppen in Punk-Outfit. Lustige Kombination!

Es gibt einen sehr schönen Bericht mit drei Fotos im Blog der Kollegin Atta, den ich allen ans Herz legen will, die sich vielleicht für so 'ne Ausstellung interessieren würden. Hat mir geschmeichelt, und froh bin ich, daß die Fotos aus dem Punkrock-Jugendzimmer nicht veröffentlicht wurden (Männer über vierzig posen auf dem Sofa ...).

»Der feine Herr Chefredakteur (vor 12 Jahren in einer Bierlache vorm Mexikaner kennengelernt)« bin übrigens ich. Ich finde die Ausstellung wirklich gut und empfehle sie jedem und jeder, der/die nach Berlin fährt oder dort wohnt und sich für Punkrock und Artverwandtes interessiert.

20 Mai 2008

Kalte Fusion mit Elektrokram

Keine Ahnung, warum ich diese CD erhalten habe: elektronischer Kram, teilweise rhythmisch, teilweise sogar rotzig, dazu seltsame deutsche Texte, die manchmal auch nur reingesprochen werden. Die Band nennt sich Kalte Fusion, die Platte heißt »Beweg was«, die Homepage ist eher kryptisch, und die Texte verstehe ich nicht.

Mag sein, daß Elektro-Mucker und intellektuelle Musikfreunde das alles klasse finde – aber ich bin wahrscheinlich zu blöd dafür. Von jahrzehntelangem Punkrock-Konsum versaut, denke ich. Na ja, hört selbst rein; auf der Homepage gibt's ja einige Beispiele. Und ich greife lieber wieder zu einem OX-Sampler ...

Kein Mitleid

Zu behaupten, mein Mitleid hielte sich in Grenzen, wäre eine schamlose Lüge. Ich habe kein Mitleid mit Kurt Beck und der SPD, auch wenn ich den Kurt als Südpfälzer und ehemaligen PERRY-Leser ja prinzipiell sympathisch finde. Aber wer so viel Mist in so kurzer Zeit baut, darf sich nicht wundern, daß er in den Umfragen immer weiter absackt.

Historisch tief ist das ganze, glaubt man dem Magazin »Stern«, dem Fernsehsender RTL und der «Spiegel«-Redaktion. Elf Prozent der Bundesbürger würden Beck wählen, stünde er zur Wahl als Kanzler; für die SPD wären auch nur rund 23 Prozent. Hammerhart.

Kein Wunder: Die Partei hat es mit Hartz IV und absurden Steuergesetzen geschafft, ihre Stammwählerschaft zu verprellen, während diejenigen, die von dem Mist profitieren, lieber gleich die »richtigen Parteien« wählen, sprich CDU und FDP. Und das unwürdige Hin und Her mit der Linkspartei in den letzten Wochen und Monaten gab nicht mal mehr Stoff für ein Provintheaterstück ab, so peinlich war es.

Auffallend allerdings ist: Die CDU leistet sich ja genausoviel Dummschwätzer in ihren Reihen, kommt aber besser weg. Wenn Pofalla und Co. die Klappe aufreißen, winde ich mich vor Entsetzen und ungläubigem Staunen. Als Politiker braucht man anscheinend nicht einmal ein Mindestmaß an Intelligenz.

Und dann noch Hotte Köhler, die Leerstelle als Bundespräsident. Alle Welt ist von dem Mann begeistert, man wird ihn wohl auf jeden Fall wiederwählen. Kein Wunder: Er gibt nur Dampfgeplauder von sich, tritt - das mag der Deutsche - in seinen Aussagen gerne auf Schwächere ein (indem er »Reformen« anmahnt, was in diesem Land in dieser Zeit ja nur bedeutet, daß man »unten« weiter Druck ausübt) und ist wahrscheinlich ein netter Kerl. Das scheint zu reichen.

Ein netter Kerl ist wahrscheinlich auch Kurt Beck. Ich bin sicher, bei einer Flasche Wein könnte ich mich bombig mit ihm unterhalten.

Ein Themengebiet würde ich allerdings meiden: Politik. Denn da muß ich kotzen.

19 Mai 2008

Imperialer Gang

Heute gab ich mir zum ersten Mal einen Blick auf das Berliner Regierungs- und Innenstadt-Viertel; so richtig, meine ich. Als ich anno 1984 erstmals in Ostberlin war und an der Friedrichstraße umstieg, sah alles ganz anders aus ... und als ich etwa 1991 mit einem von Herrn Böhmert geliehenen Fahrrad zwischen Brandenburger Tor und Tiergarten unterwegs war, durch kilometergroße Schlammflächen, da sah alles erst recht anders aus.

Heute hatte ich Zeit. Mein Termin auf Höhe der Museumsinsel war vorüber, und ich hatte noch zwei Stunden, bis mein Zug fuhr. Also bummelte ich: Zum ersten Mal guckte ich mir die Museen und Theater in der Gegend an. Von außen, versteht sich - ich bin schließlich doch eher ein Kulturbanause.

Und ich bummelte an der Spree entlang, von der Friedrichstraße aus. Nach der imperial-preußischen Pracht der Museumsinsel dann die bundesrepublikanische Pracht des neuen Regierungsviertels. Schon beeindruckend, wie sich die neue Großmacht (oder Mittelmacht oder was auch immer)Deutschland hier präsentiert: Betonbunker, Glasfassaden, als Krönung der neue Hauptbahnhof.

Ein riesiger Gegensatz zu diversen Straßenbereichen in Kreuzberg oder auch im Prenzlauer Berg, wo ich am Vortag und in der Nacht von Freitag auf Samstag unterwegs war. Das sah aus wie das »alte« Berlin.

Das »neue« Berlin erinnerte an die neuen Viertel in Paris: großkotzig und prächtig und modern. Wahrscheinlich »g'hört des so«, wie man in Schwaben sagt.

18 Mai 2008

Gäste-Klo

Hauptstadt sindse, Klos bauen könnense nicht. Das ging mir durch den Kopf, als ich das Gäste-Klo in dem Hotel aufsuchte, das ich derzeit in Berlin bewohne. Mein Zimmer war noch nicht fertig, und ich mußte mal. Also ab ins Gäste-Klo.

Ich machte die Tür auf, sie schlug gegen die Klobrille. Das Klo war so klein, daß nicht mal die Tür komplett aufging. Und rechts und links von der Schüssel blieben jeweils rund vierzig Zentimeter. Was machen da Leute, die ein wenig korpulenter sind als ich?, fragte ich mich.

Ganz einfach eigentlich: Man stellt sich zwischen Kloschüssel und Wand, schieb dann die Tür an sich vorbei, macht zu, und dann hat man sagenhafte 1,20 auf 1,20 Meter zur Verfügung. Der pure Luxus.

Früher bei uns im Dorf machte man gern Witze über die großmäuligen Berliner. (Die langen Tannen, so sagte mir mein Herr Vater, würde man zu Zahnstochern für Berliner verarbeiten - weil die eine so große Klappe hätten.) Jetzt weiß ich, daß sie zumindest in einem gewissen Gebäude vielleicht auch eine große Klappe, dafür ein verdammt winziges Klo haben.

Man lernt nie aus auf Reisen.

16 Mai 2008

Cashless rocken

Die Band Cashless aus dem Großraum Augsburg (wenn ich das richtig kapiert habe) läßt es schwer rocken: Auf »Living Between The Lines«, der aktuellen CD der Band, wird fleißig in den Schubladen Streetpunk und Punk-ROCK gewildert; »Rock« in diesem Fall bewußt großgeschrieben. Wenn man sich die CD so anhört, könnte man meinen, die Band käme aus Los Angeles und hänge pausenlos mit Bonecrusher und anderen ab.

Ich find's auf Dauer ein bißchen langweilig: Die Stücke sind zwar gut, bleiben aber nicht so richtig hängen. Wer aber darauf steht, daß die Gitarren tief hängen, daß Chöre sauber gesungen werden und alles mit treibendem Sound funktioniert, kommt hier total auf seine Kosten.

Anspieltipps gibt's auf der Myspace-Seite der Band und auf der Seite des selbst gegründeten Labels genug – einfach mal anchecken.

Kurz erinnert

Zuletzt schrieb ich irgendwann im März in diesem Blog was über die Redakteurserinnerungen auf der PERRY RHODAN-Homepage; heute noch mal ein kurzer Hinweis auf zwei weitere Texte.

Am 21. April 2008 gab es Ein Blick in »solis orbita«, also einen Rückblick auf das erste Fanzine, in dem ich Texte veröffentlichte. Ist auch lange her, bald dreißig Jahre - das war im Herbst 1978.

Und am 13. Mai 2008 gab's einen Artikel über WeltCon-Planungen fürs Jahr 1996, sprich, der Text spielt dann im Jahr 1995. Auch ein interessantes Thema, wie ich finde.

15 Mai 2008

60 Jahre Krach und eine Feier

Schaue ich mir die Berichterstattung über Israel und die Diskussion in der sogenannten linken Szene an, wird mir manchmal schlecht: Je nach Darstellung handelt es sich bei Israel um das Licht der Demokratie im Nahen Osten oder um eine blutrünstige Diktatur.

Ich war noch nie da, kann mir also kein wirkliches Urteil erlauben, stelle aber nach jahrelangem Medienkonsum fest: Mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es israelische Soldaten und Siedler, die sich wie Schweine aufführen und die Palästinenser drangsalieren. Und mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit drangalisieren die palästinensischen Machthaber ebenfalls ihr eigenes Volk – da werden meiner Ansicht nach Millionen von Menschen in staatlicher Geiselhaft gehalten.

Was ich bei alledem nicht verstehe: Alle Welt ärgert sich über das Los der Palästinenser, die in unwirtlichen Unterkünften hausen und sechzig Jahre nach Kriegsende immer noch auf ihre Rückkehr hoffen, und es gibt genügend Leute, die Israel allen Ernstes dazu auffordern, diese Rückkehr auch zu erlauben – aber die Ursachen werden ausgeblendet.

(Wenn ich Laie übrigens eines sofort verstehe: Das geht nicht, dann wäre Israel rein militärisch sofort am Ende. Wie kann man so was als »neutraler« Mensch ernsthaft fordern?)

Hätte man nach Ende des Zweiten Weltkriegs die rund zwölf Millionen deutscher und »volksdeutscher« Flüchtlinge nicht – wenngleich unter großen Mühen – einigermaßen integriert, wäre eine Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen überhaupt nicht denkbar. Die von den Arabern vertriebenen Israelis, die gern vergessen werden (etwa genauso viel wie vertriebene Palästinenser, das mal ganz nebenbei gesagt ...), wurden im Verlauf der 60 Jahre auf jeden Fall sehr gut integriert, so gut, dass sich an sie niemand mehr zu erinnern scheint.

Und die Palästinenser? Die heldenhaften (und zugleich teilweise stinkereichen) arabischen Nationen lassen die armen Schweine über 60 Jahre lang in Lagern hausen, unter unmöglichen Bedingungen. Daß sich da der Zorn irgendwann mal Bahn bricht, leuchtet ein, und daß die Palästinenser dann blindlings Israelis angreifen und Raketen auf Zivilisten abfeuern, ist irgendwie sogar verständlich.

Was mich angesichts der gesamten Misere am meisten ärgert, ist die Unvernunft der Regierenden und das Kalkül, mit Millionen von Menschen über insgesamt 60 Jahre hinweg ein dreckiges Spiel zu betreiben.

14 Mai 2008

Open Season machen meine Sommer-Platte

Ich glaube, ich habe meine Musik für den Autofahrer-Sommer 2008 gefunden: Seit Tagen läuft in meinem CD-Player die CD »Here We Go« der Deutsch-Schweizer Band Open Season, eine wunderbare Mischung aus Reggae, einem Schuß Ska und sogar einer tüchtigen Ladung HipHop. Nein, mit Punkrock oder sonstwas krachigem hat das nix zu tun, was aber nicht weiter stört.

Stattdessen klingt sie manchmal nach Bands wie Asiandubfoundation, und den Vergleich finde ich von Mal zu Mal besser. Es gibt Stücke, da ist sogar ein orientalischer Einschlag zu vernehmen, vor allem auch dann, wenn Gastmusiker mitmachen. Und ein Stück wie »Dubway«, das über zehn Minuten lang ist, ohne zu langweilen, strahlt mit jazzig-pulsierender Eleganz, als sei es der Soundtrack zu einem cool ausgeleuchteten Kinofilm.

Die Band wird sogar politisch, wenn sie in »Hidden Agenda« davon singt, daß die Angst, die einem die Regierenden und ihre Medien einhämmern, nur einer Propaganda-Aktion folgt. Das ganze wirkt sympathisch und mitreißend, lädt zum Singen und Hüpfen ein und sorgt morgens bei der Fahrt zur Arbeit für erstaunlich gute Laune.

Auf der Homepage der Band gibt es gleich zur Eröffnung ein nettes Video mit entsprechender Musik – ich finde das bockstark, und zu »I Lost My Phone« kann ich schon mitsingen. Spitze!

13 Mai 2008

Während der Autorenkonferenz

Es ist unfair, finde ich: Gestern und heute war strahlend schönes Wetter, und ich verbrachte meine Zeit mit Arbeit. Zwar mit Arbeit, die mir Spaß macht, aber es bleibt dennoch Arbeit.

Gestern mittag mußte die aktuelle Folge von »Peter Pank« fürs OX fertig werden. Ging ganz gut und klappte auch - und um 18.30 Uhr saß ich im Auto nach Rastatt. Bei tropischen Temperaturen begann die diesjährige Autorenkonferenz mit einem Spargel-Abendessen: lecker und sehr nett.

Heute dann den ganzen Tag: inhaltliche Diskussionen, Arbeitsgruppen, Einzelgespräche, Ideenfindung, Kaffeetrinken und Essen. Ich bin erschöpft und müde und gleichzeitig zufrieden. Mein Job ist anstrengend, aber an solchen Tagen liebe ich ihn.

12 Mai 2008

Das gute Gewissen des deutschen Pop

Manchmal wundere ich mich über Vergleiche, die manche Journalisten ziehen. The Notwist, die Band aus dem bayerischen Weilheim, wird als »das gute Gewissen des deutschen Pop« bezeichnet. Auch nicht schlecht - wie geht man eigentlich als Band mit einem solch zweifelhaften Kompliment um?

Ich habe solche Probleme nicht und kruschdle lieber in meinen Erinnerungen. Irgendwann 1990 oder 1991 spielte die Band im Jugendzenturm »Murgtäler Hof« in Freudenstadt; ich weiß nicht mehr, ob sie mit den britischen Pop-Punkern Thrilled Skinny zusammen spielten oder allein auftraten.

Heute wäre die Kombination undenkbar, damals war sie schon seltsam: The Notwist galten nämlich als Hardcore-Band, die krachige Gitarren und lauten Gesang boten, weit entfernt von dem Elektronik- und Pop-Getüftel, das die Herren heute auf der Bühne und auf Platte entfalten.

Wenn ich mich recht erinnere, brachten wir die Band unter bescheidenen Umständen unter; möglicherweise in Schlafsäcken im Jugendzentrum. Klingt fies, war's aber nicht; wir pennten da ja auch. Sofern man von Schlaf reden kann: Ich erinnere mich an stundenlange Diskussionen bei Bier und Rauchwaren über Buffalo Tom und Dinosaur jr. und andere Bands.

Heute sind The Notwist ganz groß. Kennt eigentlich irgend jemand außer mir noch Thrilled Skinny?

Eisenmänner im Einsatz

Ich mag Comics und ich gehe gern ins Kino, aber im Verlauf der letzten Jahre gab es eine Reihe von Comic-Verfilmungen, die mir nicht gefielen (»Daredevil« oder »Hellboy«) oder die ich schlicht grausig fand (»Catwoman« war einfach nur peinlich). Entsprechend gering waren meine Erwartungen, als wir dann endlich in »Iron Man« gingen.

Den Comic selbst finde ich nicht berauschend: Die Geschichte eines Mannes, der sich in eine Rüstung aus Stahl zwängt, um in dieser das Verbrechen zu bekämpfen, spricht mich nicht an. »Iron Man« ist ein Superheld, den ich nicht ernst nehmen kann, vergleichbar dem »Hulk«, den ich weder gezeichnet noch auf der Leinwand überzeugend finde.

Da machten es die Produzenten bei der jetzigen Verfilmung richtig: Sie ignorierten den Großteil der originalen Geschichte und machten alles einfach »neu«. Tony Stark ist auch in der Verfilmung ein stinkereicher Typ, aber im Film wird er jetzt durch traumatische Erlebnisse in Afghanistan erst auf den Weg des »Helden« geführt.

Das ganze ist erstaunlich glaubhaft erzählt; die Roboter- und Computertechnik erweist sich als interessante Science Fiction, und die Charaktere von »Pepper« und »Tony« gefallen mir. (Daß Gwyneth Paltrow allerliebst aussieht, ist natürlich noch ein I-Tüpfelchen - für die Damenwelt gibt es ja Robert Downey jr., der in diesem Streifen eben mal nicht Ally MacBeals Füße massieren, sondern finstere Terroristen umlegen darf, aber trotzdem gut aussieht.)

Zwischendrin einige Prisen von Eigenironie und einige gute Lacher - fertig ist ein attraktiver Hollywood-Streifen, dem man die über 150 Millionen an Produktionskosten zwar ansieht, der aber auch eine attraktive Geschichte zu erzählen hat. Mit offenem Ende, wie sich das heutzutage gehört ... und ich freue mich angesichts dieser Vorlage glatt auf den zweiten Teil.

10 Mai 2008

Harte Dienstreise

Morgens um viertel vor fünf Uhr aufgestanden, dann geduscht, gegessen, rasiert und frisiert - raus auf die Straße und zum Hauptbahnhof. Um kurz vor fünf Uhr ging der Zug nach Frankfurt, von dort aus mit dem Flugzeug nach Wien, von dort aus mit dem Taxi nach Brunn.

Trauerfeier für Ernst Vlcek. Ein trauriger Anlaß und ein wunderbares Wetter; das paßte für meine Begriffe nicht zusammen. Als offizieller Vertreter des Verlags hielt ich auch eine kurze Trauerrede - da fühlte ich mich nicht besonders gut.

Gemütliches Beisammensein in einem Heurigen. Dann wieder Taxi zum Flughafen, Flug nach Frankfurt, Zugfahrt nach Karlsruhe, Kollegin nach Hause fahren und dann zum Feierabendbier ins »Fünf«.

Gegen 23 Uhr stellte sich dann endlich Feierabendstimmung ein. Zum Feiern war mir trotzdem nicht zumute.

07 Mai 2008

War Street aus Karlsruhe

Karlsruhe hat eigentlich eine interessante Hardcore-Geschichte: Vor allem in den neunziger Jahren gab es eine Reihe von aktiven Bands, die Hardcore in verschiedenen Ausprägungen spielten. In Erinnerung geblieben sind mir unter anderem Radical Development, die damals wohl bekannteste Band, aber eben auch Wawn oder Hooka Hey, um nur einige zu nennen.

Und jetzt War Street, eine Band, die mit einer martialisch aussehenden CD aufwartet. Auf »Watch Your Back« ist eine in Trümmern liegende Stadt zu sehen, anscheinend nach einem Bombenangriff. Ob es die Kriegsstraße in Karlsruhe ist, kann ich leider nicht erkennen - auf jeden Fall ein sehr »punkiges« Motiv.

Die Karlsruher Band, deren Homepage noch im Entstehen ist (seufz), die aber eine Myspace-Seite hat, läßt's ordentlich krachen. Wer Stücke wie »Drecksau« oder »Frustration« rausbrüllt, steht nicht auf subtile Texte oder dezente Klänge; hier wird gebollert, was das Zeugs hält.

Die New Yorker Schule läßt sich nicht verbergen, gelegentlich erinnert die Band stark an die Tubesuckers - na logo, da haben ja einige von War Street vorher auch mitgespielt. Es knallt und rappelt; zwingend originell ist das nicht, aber es macht Laune.

Wenn die CD bei mir läuft, wackelt das Auto - und das ist für Hardcore kein schlechtes Kompliment, wie ich finde. Antesten!

Es sommert

Gestern abend konnte ich die Biergarten-Saison für 2008 offiziell eröffnen. Okay, in Straßencafés saß ich schon im März herum, zumindest erinnere ich mich an ein Ereignis ... Da konnte man sogar die Jacke ausziehen, so schön schien die Sonne.

Das tat sie gestern abend irgendwann nicht mehr, und es wurde doch recht zugig. Aber das Essen im schönen »fünf«-Biergarten schmeckte, und das frische Weizenbier ließ sich auch nett schlürfen. Dazu alberne Gespräche über allerlei Hopplahopp-Themen (von Friedhöfen über Nazis in Durlach und Fußball bis hin zu Motorradbildern auf Handys gucken) - so läßt sich ein Abend angenehm gestalten.

Wie lange isses noch bis zur EM?

05 Mai 2008

Griff in die Geschichtskiste

Das war ein Vergnügen, die Radiosendung am Sonntag, 4. Mai 2008, zusammenzustellen. Und es war ein zusätzliches Vergnügen, sie zu spielen: Ich kam mir vor wie im Oldie-Radio, wo betagte Herren die Gleichaltrigen über die Jugendsünden informieren ...

Die Rede ist vom Querfunk, wo ich in meiner Sendung ENPUNKT-Radio am gestrigen Sonntag abend das Thema England-Punk hatte. Als erstes Stück dann auch gleich »New Rose« von The Damned, im Herbst 1976 erschienen und damit die erste Punk-Single überhaupt.

Im Programm hatte ich dann mit den UK Subs und Menace zwei eher bekannte Bands. Ich bin mir aber sicher, daß Kapellen wie Penetration oder Eater nicht jedem etwas sagen. Eine Band wie The Jolt, die ohnehin eher Mod-Sound spielte, ist ohnehin ein Randgebiet.

Zu den Randgbieten gehören The Specials, aber gleichzeitig passen sie wunderbar in die Zeit: Ska wurde unter anderem von ihnen definiert. Schöner Abschluß für die Sendung: Ich spielte die göttlichen Rezillos - wunderbar.

04 Mai 2008

Zwei Dutzend Jahre jünger

Die »Alte Hackerei« in Karlsruhe ist ein Jahr alt - Respekt! Und eine fette Gratulation an die Betreiber. Auch wenn ich nicht zu den Stammgästen gehöre, bin ich doch immer wieder gern in der gepflegten Punkrock-Bar im Schlachthausgelände, trinke Bier und höre und schaue mir Bands an.

So auch am Samstag, 3. Mai, der offiziellen Ein-Jahres-Fete der »Hackerei«. Keine Ahnung, wie viele Leute gekommen waren, aber das Gelände vor der Kneipe stand voll mit Leuten. Überall wurde Bier getrunken, ich traf zahlreiche Bekannte, und zeitweise hatte ich das Gefühl, wir hätten irgendwie 1995 - sogar Leute tauchten auf, die ich zuletzt um diese Zeit wohl in der alten »Steffi« gesehen hatte.

Deshalb verpasste ich die erste Band des Abends auch fast. Blitzstrumpf waren für Oiro eingesprungen, wie leider abgesagt hatten. Die Karlsruher Band, die mir mit ihrem klassischen Punkrock (mit leichtem Früh-80er-Jahre-Ami-Schuß) sehr gut gefallen, lieferten ein gutes Konzert mit minimaler Bewegung des Publikums im rappelvollen Konzertraum.

Nach viel Gerede und viel Bier quetschte ich mich zu Gewapend Beton wieder in den Raum. Die sehr jungen Burschen aus Amsterdam, deren CD ich seit Tagen im Auto laufen habe, knallten ihren Hardcore-Punk in den Raum, daß es eine wahre Freude war. Wer Anleihen braucht, ziehe auch hier die frühen 80er Jahre und Amerika aus dem Karton. Und eine Band, die Reagan Youth und Circle Jerks in furioser Weise covert, ist eh auf der richtigen Seite.

Saugut. Hammer. Eine der besten Bands seit langem!

Danach Möfahead ausm Saarland. Acht Leute (mindestens) drängten sich auf der winzigen Bühne, im Konzertraum konnte man nicht mehr umfallen, und sogar ich sah von hinten kaum etwas. Was tun da eigentlich kleinere Leute? Die Bandmitglieder, alle lustig als Mofa-Rocker verkleidet, spielten Hardrock mit deutschen Texten, der mich nach zwei Liedern schon langweilte.

Dann stand ich doch lieber vor der Tür herum, trank Bier und Bionade und redete mit Leuten. Durch die Fenster der »Hackerei« dröhnten dann Lieder wie »Ich gehe in die Dorfdisco« in unverminderter Lautstärke in den Hof.

Ein schöner Abend. Um drei Uhr ging's endlich Richtung Bett.