21 Mai 2011

Sirenenübung

In Karlsruhe war heute offensichtlich eine Übung mit den örtlichen Sirenen. Ich stand mit meinem Rad an einer Kreuzung, als das Heulen anfing; es schallte zwischen den Häusern hindurch und echote ein wenig durch die Straßen. Und ich erinnerte mich daran, wie es gewesen war, wenn bei uns im Dorf die Sirenen getestet wurden.

Meine Mutter wurde aschfahl, als ich das zum ersten Mal bewusst mitbekam. Wir wohnten nicht weit von dem Haus entfernt, auf dessen Dach eine Sirene stand; von meinem Zimmer aus konnte ich sie sogar sehen. Und meine Mutter fand das Geräusch stets entsetzlich.

»So war's immer, bevor die Bomber kamen«, sagte sie. »Das ist jetzt der Fliegeralarm.« Sie konnte die einzelnen Signalfolgen unterscheiden, ich lernte das nie. Aber jede Sirenenübung erinnerte sie an den Krieg, egal wie lange dieser her war.

In Karlsruhe hörte die Sirene nach kurzer Zeit schon wieder auf. Der Verkehr floss weiter. Nichts war geschehen, die meisten Leute hatten das Heulen sogar ignoriert. Es war nur eine Übung, und die Welt des Jahres 2011 ist sehr weit entfernt von der Welt des Jahres 1971 – oder gar 1941.

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