23 Mai 2011

Ein Gedicht zum Universum

Zum Jahreswechsel 1979/80 begann mein »Einstieg« in das Science-Fiction-Fandom, in die Szene der Fans und Fanzines. Mit staunenden Augen las ich, welche Art von Texten andere Science-Fiction-Fans verfassten, und ich versuchte, das nachzuahmen und zu adaptieren, was ich in Heften wie »Phalanx« und »Exodus«, »Carthago« oder »solis orbita« las.

Das waren vor allem Kurzgeschichten, aber auch Gedichte. Zu der Zeit war ich ein frustrierter Zehntklässler, dem klar war, dass er die Schule bald verlassen würde, um eine kaufmännische Ausbildung zu beginnen. Gleichzeitig träumte ich davon, ein berühmter PERRY RHODAN-Autor zu werden, und malte ganze Schulhefte voll mit Geschichten, in denen kühne Raumfahrer zu fremden Galaxien flogen.

Und ich verfasste mein wohl erstes »Gedicht«. Am 14. Januar 1980 tippte ich es mit meiner Kofferschreibmaschine auf ein kariertes, gelochtes Blatt Papier, wie man es auch für den Unterricht benutzte.

Ich gab mir Mühe, für jeden »Absatz« immer sieben Zeilen zu nutzen, damit es regelmäßig und »lyrisch« aussah. Ansonsten aber entwickelte ich keinerlei Ehrgeiz, mich sprachlich auf eine lyrische Ebene zu bewegen. Das belegt auch der erste Absatz:

»Es ist eine dunkle Nacht
kann absolut nicht einschlafen
überlege mal wieder
zermartere mein Hirn
über den angeblichen
Sinn und Zweck des Universums.«

So geht es zehn Absätze lang. Insgesamt 70 Zeilen lang ist mein erstes Gedicht aus dem Jahr 1980. Ich reichte es wohl bei einem Fanzine ein, kann allerdings heute weder nachvollziehen, an welches Fanzine ich es schickte, noch ob es gedruckt worden ist.

Weil mir wohl klar war, dass es kein literarisches Highlight werden würde, schrieb ich eine umfangreiche Erklärung ans Ende des Textes, in dem ich das ganze noch einmal in das richtige Licht rücken wollte: »Ich habe dieses Ding aus einer Art innerer Antrieb oder wie immer man das nennen mag geschrieben, weil ich auch schon schlaflose Nächte über diesem Thema zugebracht habe.«

Das Blatt Papier ist zerknittert und sieht eben so aus, wie ein Papier aussieht, das mit der Post mehrfach durch Deutschland geschickt wurde und das pubertierende Jungs in den Händen hielten. Lese ich den Text durch, schüttle ich den Kopf über mich selbst. Wegwerfen würde ich es nie.

Keine Kommentare: