Im Sommer 2006 besuchte ich den Science-Fiction-WorldCon in Anaheim; das ist einer dieser schrecklichen Vorort-Siedlungen zwischen Los Angeles und San Diego. Der Con war schön, und einer der Höhepunkte war der Auftritt eines alten Mannes: Ray Bradbury hielt einen freien Vortrag, also ohne Manuskript, und er erzählte von seiner Vergangenheit, von den frühen 30er-Jahren, in denen er anfing, sich für Science Fiction zu begeistern und seine ersten Geschichten zu schreiben.
Es war ein berührender Vortrag, gehalten von einem Mann, dessen Geschichten ich mit Bewunderung gelesen hatte. Am Ende standen wir alle auf und applaudierten im Stehen; das war angemessen. Bradbury gab danach Autogramme, ich stellte mich nicht an.
Jetzt ist er gestorben; die Meldung ging diese Woche sogar durch die angeblich so seriösen Medien. Er wurde 91 Jahre alt - und in den vergangenen Jahren hörte man nicht mehr viel von ihm, eher merkwürdige Aussagen zu aktuellen technischen Entwicklungen.
Er war nicht unbedingt ein Science-Fiction-Autor. Seine großen Werke, wie »Fahrenheit 451« oder »Die Mars-Chroniken«, erzählen eigentlich vom Amerika der fünfziger Jahre; herausragend fand ich dennoch, wie geschickt er seinen Blick auf die jeweils aktuelle Zeit verwob mit einem Blick in eine phantastische Welt. Häufig kam ein Blick aus Kinderaugen hinzu.
Ray Bradbury hat mich mit vielen seiner Kurzgeschichten verzaubert. Sie hatten immer einen ungewöhnlichen Charme, sie wirkten immer so leicht und kamen ohne stilistische Extravaganzen aus - und waren doch so voller Poesie und Wärme, voller Lebensfreude und Sympathie. Er war ein großer Mann.
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