Nachdem ich an diesem Sonntag mehrere Stunden mit Manuskripten und Texten einer bestimmten Romanheftserie verbrachte hatte, beschlosse ich, den schönen Tag auch privat zu nutzen. Ich radelte über den Rhein, durch die Pfalz, ins Elsass und zurück. Und als ich richtig schön erschöpft war, entschloss ich mich, an einem Sportheim in der Pfalz kurz anzuhalten und etwas zu trinken.
Vor der Tür saßen Leute an mehreren Tischen, eher jüngeres Publikum. Man lümmelte in Plastikstühlen und trank irgendwas, die Gespräche waren halblaut. An der Eingangstür stand ein Mann mit Kochschürze, der mich anstarrte. Ich grüßte freundlich und ging an ihm vorbei.
Im Innern des Sportheims saß niemand; hinter der Theke standen eine junge Frau und ein junger Mann. Sie räumte Flaschen ein, er trocknete Gläser ab. Beide erstarrten buchstäblich in der Bewegung, als sie mich sahen.
Ich trat näher. »Ich hab' Durst«, sagte ich und nahm meine durchgeschwitzte Mütze ab. »Kann ich was zu trinken haben?«
Der Mann schien aus seiner Starre zu erwachen und polierte weiter, blickte mich aber stur an. Die Frau nickte. »Was?«, fragte sie.
»Ein großes Glas Spezi bitte«, sagte ich.
Ein Mann trat neben mich, jung und blond und sommerlich gekleidet. Er ignorierte mich. »Zwei Slivovitz«, sagte er zu der Frau.
Sie nickte und bückte sich, fischte eine Schnapsflasche hervor. Drei Männer sahen der Frau zu, wie sie die zwei Schnäpse einschenkte. Dann schob sie die Gläser über die Theke.
Der Typ murmelte etwas, nahm die Gläser und verschwand. Ich wartete. Der Mann mit dem Trockentuch wartete. Die Frau stand herum und schaute mich an. Ich ging nicht.
Dann schenkte sie mir ein Glas Spezi ein. »Zwei Euro«, sagte sie und schob es über den Tresen. Der Mann mit dem Trockentuch nahm ein weiteres Glas und polierte es. Er schaute mich an.
Auf der Terrasse waren die Gespräche verstummt. Die Menschen auf den Plastikstühlen schauten durch die geöffneten Fenster in die Kneipe herein und schauten mich an.
Ich bedankte mich, fischte ein Zwei-Euro-Stück aus meiner Tasche und legte es auf die Theke. »Bitteschön.«
Die Frau nahm es wortlos, steckte es ein, verließ den Platz an der Theke und ging hinaus ins Freie. Der Mann mit dem Trockentuch sah mich an und sagte kein Wort. Langsam polierte er ein Glas.
Ich legte ein Fünfzig-Cent-Stück als Trinkgeld auf den Tresen und trank. Das Spezi war köstlich und kalt zugleich; ich fühlte mich wieder lebendig. Der Mann mit dem Trockentuch polierte weiter und sah mir beim Trinken zu.
Lang brauchte ich nicht. Zügig schüttete ich den halben Liter Zuckerwasser hinunter. Ich stellte das leere Glas ab, nickte dem Mann mit dem Trockentuch zu und verließ die Gaststätte.
Als ich vor die Tür stand, sahen mich alle an. Keiner sagte ein Wort. Die Frau, die mir vorher das Getränk gegeben hatte, saß auf einem Plastikstuhl. Sie sah mich an und sagte nichts.
»Schönen Tag noch«, wünschte ich, setzte die Mütze auf, stieg auf mein Rad und fuhr los. Das Schweigen hinter mir schien in der Sonne zu brodeln.
1 Kommentar:
Die Pfalz hat(te?) ja den Werbespruch: "Wo Fremde zu Freunden werden". Wieder ein Beweis dafür, wie freundlich meine Heimat ist.
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