Ich war wieder einmal mit dem Rad unterwegs und fuhr recht flott durch die Rheinauen, hielt mich dabei auf einem schönen Weg, der auf einem Rheindamm entlang in Richtung Süden führte. Rechts und links standen die Bäume, ab und zu blubberte rechts von mir ein sumpfig wirkender Altrheinarm vor sich hin.
Auf jeden Fall kam ich gut voran; ich atmete schlau durch die Nase, damit ich nicht ein Viertelpfund Mücken pro Kilometer verspeiste. Es machte richtig Spaß, weil ich das Gefühl hatte, die Landschaft flöge nur so an mir vorüber.
Ein Ehepaar kam mir entgegen, beide recht gemütlich, beide ordnungsgemäß auf ihrer Seite und schön hintereinander. Die grauen und weißen Haare leuchteten in der Abendsonne; ein älteres Ehepaar auf dem Weg zum Feierabendbier im Nachbardorf.
Bis der alte Herr, der vor seiner Frau herfuhr, auf einmal die Seite wechselte ... Er kam mir direkt entgegen, nahm mich aber nicht wahr und guckte sich irgendwelche Bäume seitlich von uns an.
Bei meinen rasenden Gedanken kam ich mir vor wie der Action-Held in einem Thriller: Wich ich jetzt aus, kam ich auf Gras und vor allem auf den Rand der Böschung; ich würde, wenn alles gut ging, durch die Brennesseln fliegen und im modrigen Wasser landen. Wenn ich bremste, flog ich unweigerlich von der Strecke; falls ich das bei meinem Tempo überhaupt nicht schaffte. Und wenn ich nichts tat, krachte es.
Ich schrie »Aus dem Weg!«, die Frau schrie »Bass doch uff!«, der Mann guckte irritiert in die Höhe, sah mich, eierte zur Seite – und schon war ich vorbei. Auf den folgenden eineinhalb Kilometern, die ich auf dem Rheindamm blieb, überlegte ich mir, ob mir ein Helm wirklich geholfen hätte ...
1 Kommentar:
Danke für die schöne Formulierung"...flöge an mir vorüber...". Heutzutage liest man ja sonst eher "...würde an mir vorüber fliegen...".
Und das ist nicht ironisch gemeint!
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