30 Juli 2013

Gesehen: The Company You Keep

Man muss sich ein wenig für Politik, Geschichte und die USA interessieren, um überhaupt jemals vom Weather Underground gehört zu haben. Ich hätte darüber nie einen Artikel schreiben können, aber immerhin wusste ich, um was es sich handelt: Es war ein Pendant zur Roten Armee Fraktion in Deutschland, junge Leute in den 60er-Jahren also, die dem Massenmord an den Vietnamesen nicht länger zuschauen wollten und deshalb den Terrorismus als Krieg an der Heimatfront eröffneten.

Das ist Hintergrund eines neuen Films, den Robert Redford produziert hat und in dem er die Hauptrolle spielt: »The Company You Keep« greift die alte Geschichte aus den 70er-Jahren auf, verlegt sie ins Hier und Jetzt und verknüpft sie mit modernen Thriller-Elementen.

Nach über dreißig Jahren kommt ein Journalist auf die Spur des untergetauchten Ex-Weatherman Nick Sloane – gespielt von Robert Redford. Der ist Rechtsanwalt und alleinerziehender Vater. Als seine Tarnexistenz gelüftet ist und eine alte Mordanklage ausgegraben wird, bleibt ihm nur die Flucht. Sie ist gleichzeitig nach Jahrzehnten sein Versuch, seine Unschuld zu beweisen. Während der junge Journalist weiterschnüffelt, macht das FBI mobil und jagt den alten Ex-Terroristen.

Seien wir fair: Die Action ist sehr zurückhaltend. Robert Redford geht stramm auf die 80 zu, sieht aber mit der braunen Lederjacke immer noch sehr sportlich aus. Wenn er vor der Polizei wegrennt, wirkt er sehr flott, aber bald verlässt ihn die Puste. (Übrigens dürften sogar konservativste Zuschauer den ehemaligen Kriminellen sympathisch finden.)

Spannend ist der Film trotzdem, unterhaltsam sowieso. Robert Redford und seine Schauspielerkollegen, darunter eine Reihe von bekannten Stars, verstehen ihr Handwerk – das ist klasse gemacht. Fürs Bildungsfernsehen taugt der Film nicht, stattdessen geht es um die Familie und eine alte Liebe und die Frage, ob militanter Widerstand gegen ein »Schweinesystem« berechtigt ist oder nicht.

In politikarmen Zeiten wie diesen, wo sich politisches Interesse nur entzündet, wenn man selbst stark betroffen ist (Verkehrslärm, Kita-Plätze, Überwachungsstaat, Stromtrassen), ist so ein Film richtig wichtig. Und das ist er sogar, auch wenn er sich nicht als sooooo politisch gibt und sich eher als ein gemütlicher Thriller klassischer Machart erweist.

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