27 Juli 2013

Gustave und seine Nacht-Abenteuer


Zu den ungewöhnlichsten und besten Autoren phantastischer Literatur zählt für mich Walter Moers: Seine Zamonien-Romane, die ich allesamt gelesen habe, stellen einen Kontinent voller phantasievoller Geschichten und Wesen vor; die Ideenflut des Schriftstellers wirkt unerschöpflich. (Dass ich auch seine »Kleines Arschloch«-Comics mochte, wird wohl niemanden überraschen.)

Mit seinem Roman »Wilde Reise durch die Nacht«, dessen Lektüre ich erst dieser Tage beendete, hat er allerdings ein Werk vorgelegt, das sich herkömmlicher Beurteilung verwiegert. Der Roman, der erstmals 2001 veröffentlicht wurde, ist auch phantastisch, spielt aber nicht im Zamonien-Universum.

Im wesentlichen handelt es sich um eine Hommage an den französischen Künstler Gustave Doré; von ihm stammen die 21 Holzstiche, an denen sich die Handlung des Romans gewissermaßen entlanghangelt. Der Künstler selbst ist auch die Hauptfigur, und im Prinzip ist das ganze nichts anderes als eine große Traumreise – eben quer durch die Nacht.

Der zwölf Jahre alte Gustave, ein cleverer Junge, der gerne Künstler werden möchte, beginnt sein Abenteuer als Kapitän eines Schiffes. Später trifft er den Tod und seine wahnsinnige Schwester, dann erhält er eine Reihe von Aufgaben. Er muss einen Drachen töten und begegnet schrecklichen Monstern, er fliegt mit einem riesigen Schwein und reist durch die Zeit, er besucht den Mond und erreicht schließlich den Morgen ...

Das klingt nicht nur absurd, das ist es streckenweise auch. Das Buch steckt voller Ideen, ist aber ziemlich haarsträubend. Lässt man sich darauf ein, dass es sich um eine Traumgeschichte handelt, macht es sogar Spaß. Zu den »Muss-Büchern« des Autors zählt es allerdings nicht. Kann man also lesen, muss man also beim besten Willen nicht ...

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