15 Juni 2013

Kritisch-aufmunternder Blick auf einen Kontinent


Denkt der durchschnittliche Mitteleuropäer an Afrika, hat er die üblichen Bilder vor Augen: Hunger und Elend, Krieg und Flüchtlinge, fiese Tyrannen und hungrige Kindersoldaten. Das Bild wird durch die Medien geschürt, hat durchaus etwas mit der Realität zu tun, bildet aber nur einen Teil der afrikanischen Wirklichkeit ab.

Umso interessanter ist es, dann ein Sachbuch zu lesen, das kritisch den aktuellen Stand der Dinge beschreibt, unterm Strich aber eine positive Sicht der Dinge vermittelt. »Afrika vor dem großen Sprung« stammt von Dominic Johnson, dessen Artikel ich vor allem aus der »taz« kenne. Der Mann kennt sich aus, er weiß, wovon er schreibt, wenngleich ich nicht immer seine Ansichten teile. Sein Buch ist bei Wagenbach erschienen.

Der Titel des Buches spielt auf den »großen Sprung« an, mit dem China in der Mao-Zeit aus der bäuerlichen Kultur in die Moderne gebracht werden sollte. Bekanntlich ging das schief – es gab Millionen von Toten. Johnson vermittelt den Eindruck, dass die afrikanischen Nationen es anders und womöglich besser machen werden, trotz aller Probleme und Rückschläge.

Der Autor wirft Schlaglichter auf die Vergangenheit, ohne diese komplett nacherzählen zu wollen, dann aber blickt er auf die Gegenwart und Zukunft. Schlaglichtartig betrachtet er einzelne Länder, zieht immer wieder Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Regionen. Das ist spannend zu lesen und gibt eine Aufbruchstimmung wider, die mir gefällt.

Johnson sieht die Zukunft des Schwarzen Kontinents in den Städten, bei den neuen urbanen Schichten und auch bei neuen Politik-Iden. Zitat aus dem Buch: »Afrika sucht sich neue politische Formen, die mit jenen aus der Zeit der Unterwerfung nur noch wenig gemein haben.« Ob das dann gut oder schlecht ist oder ob es uns Europäern gefallen wird, ist eine andere Sache ...

Wer sich auf das gerade einmal 106 Seiten umfassende und sehr leicht lesbare Buch einlässt, sollte gewisse Grundkenntnisse zur aktuellen Geschichte mitbringen, bekommt dann aber ein sehr gutes »Update« aktueller Entwicklungen. Als Leser wird man kompetent informiert und hat hinterher das Gefühl, wirklich mehr über den angeblich Schwarzen Kontinent zu wissen. Sehr schön!

1 Kommentar:

Frank Böhmert hat gesagt…

Sehr interessanter Lesetipp, danke! Wenn man ein bisschen wühlt, bekommt man ja immer wieder mal einen kurzen Blick auf das andere, das nichtapokalyptische Afrika ...