21 Juni 2013

15 Grad weniger


Die sogenannten Redigiertage sind Tage, an denen ich zu Hause auf dem Balkon oder in meinem Büro sitze und arbeite. Ich kann die Formulierung »in Ruhe« an dieser Stelle nicht benutzen, weil meist die ganze Zeit Punkrock oder Hardcore läuft, meist in gebührender Lautstärke.

An diesem Donnerstag abend, 20. Juni 2013, saß ich mit einem Wim-Vandemaan-Manuskript auf dem Balkon. Es war ein schwüler Tag, und auch an diesem Abend war es noch warm. Aber auf einmal kippte das Wetter, ich konnte zusehen. Die Temperatur, die am Vortag bei 37 Grad gelegen hatte, fiel auf knapp 22 Grad.

Der Horizont verfärbte sich dunkel, dann zogen schwarze Wolken über den Himmel, mit einer Geschwindigkeit, die beängstigend war. Faszinierend war der Anblick einer ganz gewöhnlichen Blumenkohlwolke, die unter der schwarzen Masse hing, als würde sie von dieser zur Erde heruntergedrückt.

Dann begannen die Böen, und sie wurden innerhalb von zwei, drei Minuten so stark, dass ich vom Balkon flüchten musste. Hektisch räumte ich irgendwelche Blumentöpfe zur Seite, ebenso hektisch packte ich Gegenstände vom Tisch auf den Boden, bei denen ich befürchtete, dass sie sonst gleich fliegen würden.

Kaum war ich fertig, prasselte es. Die Böen peitschten die Bäume in unserem Garten, die Luft war auf einmal voll mit Blättern und kleinen Ästen. Mit enormer Geschwindigkeit wurde das Zeugs durch die Luft gewirbelt, dazwischen wirbelte Unrat von der Straße hoch und knallte gegen die Wände unseres Hauses.

Mir fiel ein, dass mein Fahrrad noch im Freien stand. Spontan eilte ich die Treppen hinunter und öffnete die Haustür. Ich stand im Freien, sah faszinierend, wie es rings um mich herum knallte und prasselte. Und als ich losgehen wollte, um mein Fahrrad aufzuschließen, flog – ungelogen! – keine zwei Meter von mir ein fetter Ast mit allem Drum und Dran vorbei.

Da entschloss ich mich, das zu tun, was clever war: in der Wohnung warten, bis das Unwetter vorbei war ...

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