01 November 2020

Durchaus empfehlenswerter »Exit«

Man nehme eine Prise »Matrix«, füge ordentliche Stückchen von »Inception« hinzu, frische mit zeitgenössischer Science Fiction von Richard Morgan, Cory Doctorow oder Tom Hillenbrand ab, vergesse vor allem nicht noch den einen oder anderen Schuss Philip K. Dick – und fertig sind die Zutaten für einen neuen Science-Fiction-Film aus Deutschland.

Ich meine damit »Exit«, eine deutsche Fernsehproduktion aus diesem Jahr, die ich vor einigen Tagen in der Mediathek des ZDF angesehen habe. Dort kann man die Produktion noch längere Zeit kostenfrei sehen, und ich möchte sie trotz meiner kritischen Einleitung empfehlen. Die Macher haben es nämlich geschafft, über die bekannten Inhaltsstoffe hinaus einen spannenden Stoff zu entwickeln, der insgesamt überzeugt.

Regie führte Sebastian Marka, für das Drehbuch ist Erol Yesilkaya verantwortlich. Marka sorgte zudem für den Schnitt, gedreht wurde im Wesentlichen im Innern eines Gebäudes, und es spielen nur sehr wenige Figuren mit. Alles in allem wirkt »Exit« wie eine sehr preisgünstige Fernsehproduktion, nicht wie ein aufwendiges Kino-Ereignis. Von daher verbieten sich Vergleiche zu »Matrix« oder »Inception«.

Der Film spielt im Jahr 2047, er ist vor allem in Tokio angesiedelt. Er basiert auf einer Kurzgeschichte von Simon Urban, von dem ich vor einigen Jahren den originellen Science-Fiction-Roman »Gondwana« gelesen habe. Und er greift das moderne Thema der Künstlichen Intelligenz auf.

Drei junge Männer und eine junge Frau aus Deutschland haben Infinitalk entwickelt, ein Programm, das tote Menschen mittels einer Simulation am Leben erhält. Man kann also mit der Mutter sprechen, auch wenn diese seit vielen Jahren schon beerdigt ist. Ein solches Programm, das vielseitige Manipulationsmöglichkeiten bietet, soll nun an einen japanischen Konzern verkauft werden. Doch die junge Frau möchte auf einmal nicht mehr …

Daraus entwickelt sich eine spannende Handlung, in der man irgendwann nicht mehr weiß, was nun eine Simulation ist und was man als echt betrachten kann. Die Realität wird zu etwas, das zu diskutieren ist – und das zieht der Film bis zum Ende durch.

Das ist wirklich gut gemacht: Letztlich wird ein Science-Fiction-Element entwickelt und bis zum Ende durchgezogen. Die jungen Schauspieler sind überzeugend, die Musik wirkt bedrohlich, die Tricks werden gut eingesetzt.

Noch mal: »Exit« ist keine Hollywood-Produktion. Aber dieser spannende Film braucht sich nicht zu verstecken, und ich empfehle ihn allen, die Science Fiction oder Thriller mögen.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…


Wer mehr über »Exit« wissen möchte, gehe auf die Wikipedia, wo es einen lesenswerten Artikel zum Einstieg gibt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Exit_(2020)

Und hier findet sich ein Trailer zu »Exit«:
https://www.youtube.com/watch?v=XjcuQGNSJzA

»Exit« ist an verschiedenen Stellen zu finden, hier der Link zur ARD-Mediathek:
https://www.daserste.de/unterhaltung/film/filmmittwoch-im-ersten/videos/exit-video-100.html