22 September 2020

Ein phantastisch-magischer Comic

Es gibt Romane, Comics oder Filme, die sich einer genauen Kategorisierung entziehen. Ein schönes Beispiel hierfür ist »ASH«. Diesen Comic gibt es schon seit einigen Jahren in deutscher Sprache, ich kam aber erst kürzlich dazu, ihn zu lesen. Er bietet eine phantastische Geschichte, zugleich einen Genre-Mix, was die Erzählweise ebenso betrifft wie den Zeichenstil. Das wiederum macht »ASH« trotz einiger Schwächen zu einem originellen Comic.

Die Geschichte beginnt mit einem jungen Wissenschaftler, der zwar Faust heißt, aber mit dem Faust der Mythologie nicht so viel zu tun hat. Er forscht offenbar in alle möglichen Richtungen, und dazu gehört auch, dass er ein Grab öffnen lässt. Dort findet er ein Mädchen, das in einem seltsamen Zwischenstand zwischen Leben und Tod gefangen gehalten wird. Der Name des Mädchens: Anguis Seductor Hominum, abgekürzt dann also ASH.

Recht schnell erfährt man als Leser, dass die katholische Kirche daran interessiert ist, das Mädchen weiterhin gefangenzuhalten. Während der Wissenschaftler Faust danach strebt, hinter das Geheimnis der Unsterblichkeit zu kommen, wollen die Kardinäle vor allem verhindern, dass sich teuflische Mächte ausbreiten. Doch das Mädchen hat seine eigenen Vorstellungen davon, wie es leben und – vielleicht – sogar lieben möchte …

Francois Debois ist für den Inhalt von »ASH« verantwortlich. Der Autor vermengt Steampunk-Elemente mit knalligen Thriller-Effekten. Spannende Action, phantastische Erscheinungen und ein großes Geheimnis bilden die Grundlage für eine Geschichte, die sehr unterhaltsam ist und sich einer klaren Genre-Zuordnung entzieht.

Mit Krystel ist eine Zeichnerin beteiligt, die eine Vermischung aus frankobelgischem Abenteuer-Comic und fernöstlichem Manga wagt. ASH wird von der Künstlerin mit großen Augen und einem schlankem Körper gezeigt; mehr Manga geht auf manchen Seiten kaum. Die düsteren Ansichten nächtlicher Städte und die Action wirken noch wie im klassischen Abenteuer-Comic, kamen mir aber noch nicht ganz ausgereift vor.

Ich fand »ASH« unterhaltsam, ich las die Geschichte vor allem am Anfang mit viel Vergnügen. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Geschichte hätte ein wenig durchdachter sein können; auch die Zeichnungen hatten die eine oder andere Schwäche. So bleibt von »Ash« der Eindruck eines guten Comics, den man gern lesen, der aber nicht komplett überzeugen kann.

Man muss klar feststellen: Bei »ASH« haben die beiden Künstler noch geübt. Richtig gut klappte die Zusammenarbeit bei dem Comic-Dreiteiler »Magda Ikklepotts« – auch dort vermengen sich verschiedene Comic-Stilrichtungen, und die Story ist inhaltlich nicht klar einzuordnen, hat mir aber viel besser gefallen.

(Hin wie her: Geschmäcker sind verschieden. Checkt einfach die Leseprobe auf der Internet-Seite des Splitter-Verlages! Der 96 Seiten starke Comic-Band sieht auf jeden Fall super aus.)

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Ich empfehle, die Leseprobe zu »ASH« anzugucken; dann kann jede/r selbst entscheiden, ob das etwas für sie oder ihn ist. Das ist echt Geschmackssache. Hier:

https://www.splitter-verlag.de/ash-splitter-double.html