Schaue ich mir Texte aus den frühen 80er-Jahren an, stelle ich oft fest, wie sehr mich manche Band wohl indirekt beeinflusste. Es ging erstaunlich häufig um den Tod oder die fehlende Perspektiven für das Leben – was mich heute deshalb überrascht, weil ich mich sonst als lebenslustig empfand und die Texte ja nicht zur Show und zur Veröffentlichung geschrieben wurde, also nicht zum »Angeben«, sondern für mich selbst.
Ein schönes Beispiel ist »Wissende Perspektiven«, das ich am 15. August 1984 notierte. Ich war mit der Schule fertig, die Bundeswehr stand vor der Tür; ich trampte durch Deutschland und das nahe Europa, ich traf überall Leute, war aber immer mal wieder unglücklich verliebt. Nichts untypisches für einen jungen Mann mit zwanzig Jahren ...
Vielleicht passt deshalb auch ein Text, der von der Machart ja eher schlicht ist – keine anspruchsvolle Lyrik, wirklich nicht – und mit den Zeilen »Zu wissen, wann man / denn endlich stirbt« beginnt? 1984 war nicht nur für mich eine seltsame Zeit, wenn ich so zurückblicke, und an solchen Texten kann man das heute noch festmachen.
Zur Dokumentation: Hier ist der gesamte Text. Seit 1984 habe ich nur zwei Schreibfehler verändert …
Wissende Perspektiven
Zu wissen, wann man
denn endlich stirbt,
zu erkennen, wann
denn endlich alles aus ist,
ist ein Wunsch für jeden,
dessen Perspektive sich bisher
im täglichen Morgen erschöpft.
Für den, der noch denkt,
was übermorgen sein könnte,
erschöpft sich die Perspektive
ein Stück weiter.
Er nämlich denkt an das,
was in den zwei Sekunden nach
seinem letztlichen Todesdatum
alles noch passieren kann.
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