Als ich am Samstagmittag, 18. Mai 2019, in die Innenstadt von Karlsruhe radelte, hatte ich sicherheitshalber eine Jacke an. Es war nicht sicher, wie das Wetter ausfallen würde. Doch ich zog sie rasch aus, trug sie die ganze Zeit mit mir herum und schwitzte auch »nur mit T-Shirt« ganz schön.
Die Sonne brannte auf die Innenstadt herab, es war ein schöner Frühsommertag. Auf dem Kirchplatz bei der Stephanskirche versammelten sich viele Leute, um gegen Nazis zu demonstrieren. Wie viele es waren, bekam ich nicht mit; es war eine ordentliche Menge, vielleicht um die tausend Personen.
Mir war es vor allem dann unmöglich, die Menge zu schätzen, als die Demo losging. Ich hielt mich im »Widerstandsblock« auf, sprich, bei der Antifa. Allein das waren mehrere hundert Leute, sehr viele sehr jung übrigens, die sehr kämpferisch unterwegs waren: Seitentransparente zur Absicherung, laute Sprechchöre, Fahnen und Schilder.
Die Demonstration zog durch die Kaiserstraße; auf dem Kronenplatz gab es eine Zwischenkundgebung. Dabei gab es eine gewisse Unruhe, weil die Polizei mit willkürlichen Kontrollen provozierte. Viele Antifa-Leute sammelten sich, behelmte Polzisten zogen auf – aber einige Gewerkschafter schafften es, die Situation rasch zu bereinigen.
Ich fand die Reden okay, es ging gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft und die anstehenden Wahlen. Ob man unbedingt den Vertreter der SPD ausbuhen musste, weiß ich nicht; auch die Unruhe bei einer Sprecherin der Grünen fand ich unpassend. (Da hätte ich lieber die Leute von der MLPD in der Demo geschmissen, wenn man mich gefragt hätte ...)
Die Demo zog weiter und erreichte lautstark den Friedrichsplatz. Mittlerweile zog sich die Polizei total zurück. Die Beamten waren sicher auch durch das Drittligaspiel und die Aufstiegsfeier des Karlsruher Sport-Clubs ordentlich beschäftigt ...
Zum Abschluss spielten zwei Bands. Zuerst trat Kantine auf, eine Band aus Karlsruhe und Mannheim, die so »IndiePunk« mit deutschen Texten spielt, ein wenig lahm, aber nicht schlecht, durchaus radiotauglich und für die meisten Anwesenden noch gut verträglich. Währenddessen zogen sich die Wolken über der Innenstadt zusammen, es donnerte und blitzte bereits in der Ferne.
Bei Terrorfett und ihrem rasanten Hardcore-Punk – inklusive klarer deutschsprachiger Texte – begann es zu nieseln. Zuletzt waren eigentlich eh nur noch Punks und Autonome um die Band versammelt. Als eine Gruppe von jungen Frauen vorbeikam, die offenbar Junggesellinnenabschied feierten, blieben sie verwundert stehen, schossen einige Fotos mit ihren Smartphones und eilten rasch weiter.
Die letzten Terrorfett-Stücke erlebten wir in einem beginnenden Regen. Als ich zu meinem Rad spazierte, wurde er stärker und entwickelte sich zu einem starken Platzregen; es schüttete geradezu. Nun war ich doch froh, eine Jacke dabei zu haben. Bis ich daheim war, hatte ich allerdings keinen trockenen Fetzen Stoff mehr am Leib ...
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