21 November 2011

Sehr klassisch erzählter Krimi


Manchmal hilft es durchaus, klassische Romane zu lesen – wobei es eine Frage der Ansicht ist, ab welchem Alter und ab welcher Qualitätsebene ein Roman als »klassisch« zu bewerten ist. »The Dutch Shoe Mystery« ist ein klassischer Krimi, das steht fest, und er ist hierzulande in verschiedenen Übersetzungen und Auflagen erschienen.

Ich las zuletzt die Version von 1961, die im Rahmen der »Blau/Gelb-Kriminalromane« des Humanitas-Verlags Konstanz erschienen ist. In dieser Version trägt der Roman den Titel »Mörder im Hospital«; »1932« hieß der Roman, als er erstmals in deutscher Sprache publiziert wurde, noch »Das zerrissene Schuhband«, 1975 kam der Roman als »Würger im Hospital« heraus, und mittlerweile trägt der Roman den Titel »Das Geheimnis der Weißen Schuhe«.

Wahrscheinlich ist die aktuelle Übersetzung die beste. Denn wenn ich mir die manchmal gestelzten Formulierungen in dem Buch anschaue, wirkt das heute sehr gestelzt. Die Damen werden als »Fräulein« angesprochen, und es heißt nicht »Mr. Queen«, sondern »Herr Queen«.

Anderseits hat das auch seinen Reiz, und der gesamte Krimi ist ja nicht ohne Charme. Es gibt einen Mord im renommierten Dutch Memorial Hospital, und es ist davon auszugehen, dass der Täter zum Personal gehört. Ellery Queen, der Privatdetektiv, nimmt die Ermittlungen auf, die vor allem aus den intensiven Befragungen der Krankenhaus-Angestellten, Patienten und Verwandten des Mordopfers bestehen.

Das ist schön erzählt, kommt ohne jegliche Action aus und bleibt immer auf einer seriösen Ebene. Man spricht sich höflich an, man verhält sich korrekt, und sogar die Morde sind einigermaßen sauber. Und für Krimi-Fans, die gerne miträtseln, gibt es in diesem Roman sogar richtig viel Stoff – ich habe allerdings nicht selbst herausgekriegt, wer der Mörder ist.

Ellery Queen hat im Prinzip zur selben Zeit geschrieben wie der von mir ständig gelobte Georges Simenon. Doch wo Simenon seinen Kommissar tatkräftig und zugleich psychologisch geschickt ermitteln lässt, bleibt Ellery Queen recht brav; das finde ich im Jahr 2011 ein wenig zu ermüdend.

Nicht alle Klassiker sind automatisch dadurch besser als heutige Romane, weil sie so alt sind ...

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