In den letzten Tagen habe ich so oft Nachrichtensendungen im Fernsehen angeguckt wie schon lange nicht mehr. Der Grund: die sogenannte Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie sowie die offensichtlichen Versäumnisse der Polizei und des Verfassungsschutzes.
Mit großen Augen und weit geöffneten Ohren hörte ich mir das Gestammel von Politikern, Wissenschaftlern und angeblichen Journalisten an, die sich auf einmal alle bestens mit Neonazis auskannten. Am interessantesten fand ich jeweils die Irritation, die offensichtlich bei einigen Leuten herrscht - manche finden es anscheinend jetzt noch seltsam, dass Nazis gerne Listen von mutmaßlichen Zielen anlegen.
Das ist alles nichts neues, und wer sich für solche Themen interessierte, bekam in den letzten zwanzig Jahren genug »Futter«. Für manche Leute in gewissen Regionen dieser Republik ist Nazi-Terror auf der Straße schon fast normal; sie werden angegriffen, zusammengeschlagen und manchmal sogar umgebracht.
Politik und Polizei haben sich in den letzten Jahren verstärkt auf den real existierenden Terror irgendwelcher Islamisten konzentriert, was ich nicht kritisieren möchte. Und man hat irgendwelche Steinewerfer aus der linken Ecke in die Terror-Rubrik gesteckt, um den »Kampf gegen den Linksextremismus« weiter führen zu können.
Politik und Polizei sind auf einem Auge blind. Das war schon immer so, und das wird - wenn die aktuelle Aufregung wieder mal vorüber ist - auch so bleiben. Und solange das so ist, nutzen die Krokodilstränen von Politikern, die jetzt öffentlichkeitswirksam die Angehörigen der Ermordeten besuchen, wirklich niemandem.
2 Kommentare:
Angesichts von 147 Toten durch rechtsextreme Gewalttaten in den letzten zwanzig Jahren erscheint einem dieser nun aufkommende, fieberhafte Aktionismus der letzten Tage fast schon lächerlich. Bisher war ja immer alles Pillepalle. Mölln und Solingen sind mittlerweile lange genug her, und den einen, den es zwischendurch mal immer wieder erwischt hat, konnte man medial ein paar Tage anstandshalber betrauern und dann dezent vergessen. Handlungsbedarf: null. Waren ja immer "Einzeltäter".
Gerade die aktuelle Situation mit den ganzen Polit- und Moralspielchen bringt mir einen doofen Satz in den Kopf, den ich eigentlich nicht mag, der aber hier genau das ausdrückt, was ich fühle:
Ich kann gar net so viel Fressen, wie ich KOTZEN möchte!
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