28 Mai 2009

Keine Killerspiele in meiner Stadt

Karlsruhe ist eine fortschrittliche Stadt; man nennt sich Technologieregion und ist groß darin, Steuergelder in großem Umfang zu verschwenden. Unter anderem wird eine U-Bahn für mehrere hundert Millionen Euro geplant, man versenkt jedes Jahr ein Dutzend Millionen Euro in einer völlig überdimensionierten Messehalle ... und so weiter. Aber immerhin engagiert sich die Stadt im Jugendschutz.

Das zeigt sich jetzt daran, daß die sogenannte Killerspiele-Party nach nerviger Diskussion abgesagt wurde. Tatsächlich hätte in Karlsruhe ein Bundesligaspiel für Computerspieler stattfinden sollen; eine Runde der Electronic Sports League (ESL). Mir ist das schnurzpiepegal, und normalerweise hätte ich das zur Kenntnis genommen und ebenso gebührend ignoriert wie Discofreunde oder Fußballfans.

Aber in Karlsruhe regte das die Parteienlandschaft in den Wochen und Tagen vor der Kommunalwahl zu hektischen Diskussionen an. Immerhin war die Veranstaltung ursprünglich für Stuttgart geplant, dort aber nach dem sogenannten Amoklauf von Winnenden verboten worden. In Karlsruhe wollten viele aber auch keine »Heimstatt für angehende Amokläufer« sein, wenn man manchen Aussagen glauben schenken wollte.

Und es begann etwas, das ich in seinen Dimensionen nicht überblicken kann – und auch nicht will: eine der beliebten Intrigen gegen den Oberbürgermeister, dessen Freund ich nun wahrlich nicht bin. Schon bei der unseligen Diskussion um den Stadtionausbau oder –neubau waren seine heftigsten Gegner die Parteifreunde von der CDU, und jetzt gleich wieder.

Oberbürgermeister Heinz Fenrich sieht solche Spiele nach Medienaussagen als ein »Faktum unserer Jugendkultur«. Man müsse solche Spiele nicht mögen, aber er wolle sie weder »verdrängen noch pauschalisieren«.

Ganz anders sein deutlich jüngerer Parteifreund Ingo Wellenreuther, dem ja immer wieder nachgesagt wird, er schiele nach dem Stuhl Fenrichs. Er spricht und sprach immer nur von »Killerspielen«, und natürlich dürfte so etwas in »einer städtischen Halle« nicht stattfinden.

Das reine Wahlkampfthema, mit dem sich Wellenreuther mal wieder profilieren wollte, wurde zuletzt ziemlich widerlich. Die Veranstalter fanden das Hickhack wohl auch nervig und haben das ganze, was für den fünften Juni geplant war, jetzt abgesagt. Irgendwie nachvollziehbar ...

Organisationen rufen für diesen Tag jetzt zu einer Demonstration auf. Ihr Motto: »Independent Friday Night Game - Demonstration für Jugendkultur!« Wundern wir uns so lange mal über Karlsruhe – und lesen den hübschen Kommentar auf der Nachrichtenseite Ka-News.

Keine Kommentare: