Ich habe eine gewisse Grundsympathie - gepaart mit Mitleid - mit Leuten, die in peinlich-prekären Jobs arbeiten müssen. Dazu zählen die sogenannten Call Center Agents, an denen ja außer dem englichsprachigen Titel überhaupt nichts Glamouröses ist.
Heute morgen hatte ich einen an der Strippe. Ausgerechnet einer von der Telekom; mit denen hatte ich im letzten Sommer schon Ärger. Ich hätte ja die und die Anlage, ob ich denn nicht aufstocken wolle. Es gäbe doch jetzt das tolle Entertainment-Angebot, und da könnte ich ganz viel fernsehen, und überhaupt ...
Ich brauchte drei Anläufe, bis ich den jungen, aufgeregt schnell redenden Mann stoppen konnte. »Das hat mir die Telekom letztes Jahr schon angedreht«, versuchte ich ihm klarzumachen, »obwohl ich es nicht bestellt habe. Und ich brauchte vier Wochen, bis ich alles wieder rückgängig gemacht hatte. Ich brauche das nicht.«
»Aber ...« Irgendjemand scheint die Leute ziemlich gedrillt zu haben. Ich hatte das Bild eines Vertreters vor Augen, der seinen Schuh in den Türspalt zwängt und nicht aufgeben will. »Das kostet Sie zwei Monate nichts, es macht auch alles für Sie billiger.« Und überhaupt könnte ich das Gerät doch dann auch wieder zurückschicken.
Ich blieb höflich. Der arme Mann konnte ja nichts dafür. Vielleicht hatte er eine schlimme Kindheit hinter sich. Vielleicht mußte er Spielschulden abarbeiten oder sein Studium finanzieren.
»Ich brauche das nicht, und ich will das nicht. Verstehen Sie mich doch bitte.« Bei einem durchschnittlichen Fernsehkonsum von fünf bis sechs Stunden pro Woche, was ich schon viel zu viel finde, brauche ich wirklich nicht noch mehr Kanäle.
Jetzt klang er super-eingeschnappt. »Okay, okay«, sagte er mit spitzer Stimme. »Tschüß.« Und ohne eine Reaktion von mir abzuwarten, legte er auf.
Jetzt bin ich gespannt, ob ich in vier Wochen einen Receiver geschickt bekomme. Oder sonst irgendwas ...
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