Ich bilde mir ein, von dem Roman »Der große Gatsby« schon als Schüler gehört oder gelesen zu haben. In einer Reportage ging's damals um das Leben des Schriftstellers F. Scott Fitzgerald, der Mitte vierzig bereits verstorben war, unter anderem eine Folge von zu starkem Alkoholkonsum; ich fand das alles faszinierend, las das Buch aber nie.
Dieser Tage kam ich endlich dazu: »Der große Gatsby« ist ein Stück amerikanischer Literatur, ein echter Klassiker also, den man angeblich gelesen haben sollte – und ich fand ihn tatsächlich stark. Ich brauchte eine Weile, bis ich in die Handlung hineinkam, dann aber packte mich der Roman.
Er ist nicht spannend im Sinne eines Krimis, sondern eher vergleichbar mit den großen Gesellschaftsromanen unserer Zeit. Im Gegensatz zu den Werken, die Autoren wie Don DeLillo, Jonathan Franzen oder Thomas Wolfe abliefern, ist »Der große Gatsby« aber geradezu schlank. Mein Diogenes-Taschenbuch hatte 189 Seiten, das ist dann auch mal eine Länge, mit der ich gut klarkomme.
Letztlich handelt es sich bei dem Roman um eine faszinierende Milieuschilderung, aus dem Leben der amerikanischen zwanziger Jahre gegriffen. Ein großer Teil seines Personals – angefangen bei Nick Carraway, dem Ich-Erzähler – sind gelangweilte, eher wohlhabende Menschen, die auf Long Island leben und in New York arbeiten.
Carraways Nachbar ist Jay Gatsby, ein beeindruckend reicher Mann, der in seinem großen Haus ständig ausschweifende Partys gibt. Doch letztlich ist er nur einsam und hoffnungslos verliebt: Denn während er den Ersten Weltkrieg in Frankreich verbrachte, heiratete die Liebe seines Lebens ausgerechnet einen anderen – und jetzt wohne alle auf Long Island ...
Die Geschichte des Romans muß ich hier sicher nicht wiedergeben. Wer mag, kann sich eine der verschiedenen Verfilmungen anschauen, die ich nicht einmal kenne, oder im Internet recherchieren. Wer aber mal Lust darauf hat, einen Klassiker zu lesen, der nicht so verstaubt daher kommt wie viele deutschsprachige Klassiker aus den zwanziger Jahren, wird an dem Buch seine Freude haben.
Ich hatte sie. Und jetzt überlege ich mir, ob ich mich an die Erzählungen Fitzgeralds machen soll. Die gibt's in einer schicken Ausgabe bei Diogenes. Hm ...
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