Bei einem Science-Fiction-Con in den USA lernte ich ihn kennen. Mehr aus Zufall: John Frederick Lange Jr setzte sich neben mich, als wir beide einen Programmpunkt besuchten, und wir plauderten ein wenig. Ich wusste, wer er war, und für ihn war ich halt ein Science-Fiction-Fan aus Deutschland. Er war ein netter älterer Herr, sehr höflich und zurückhaltend.
Er war vor allem unter seinem Pseudonym John Norman bekannt geworden. Von ihm stammten die »Gor«-Romane, von denen ich – heute kann ich es zugeben – als Jugendlicher einige mit heißen Ohren gelesen hatte, bevor mir klargeworden war, wie frauenverachtend sie eigentlich waren. Darauf sprach ich ihn aber nicht an, und wir trennten uns nach dem Programmpunkt mit einem höflichen Lächeln.
Im Juni feierte der Autor seinen neunzigsten Geburtstag. Es scheint ihm gut zu gehen; im Mai diesen Jahres veröffentlichte er den sechsunddreißigsten »Gor«-Roman. Ich muss den nicht lesen, um zu ahnen, worum es geht: um ein klassisches Fantasy-Abenteuer mit Schwert und Magie und – vielleicht – spinnenartigen Außerirdischen, vor allem aber um »Sklavinnen« von der Erde, die es offensichtlich genießen, von Männern unterdrückt, vergewaltigt und verkauft zu werden.
Als ich zuletzt in einen »Gor«-Roman hineinsah, fand ich die Darstellung der Geschlechter widerwärtig. Dabei hatte ich eine deutsche Übersetzung vor mir, die sicher gekürzt war und die weniger Sex und Gewalt enthielt. Vielleicht bin ich für diese Art von Fantasy einfach die falsche Zielgruppe – ein »Gor«-Fan werde ich sicher nicht mehr werden. Aber als ich von John Normans neunzigstem Geburtstag hörte, horchte ich dann doch positiv auf …
1 Kommentar:
Die Wikipedia hat einen sehr ausführlichen Beitrag über John Norman, der auch auf die Inhalte seiner »Gor«-Romane und ihre Einflüsse eingeht. Hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/John_Norman
Es gibt sogar ein eigenes Wiki zu Gor, was mir bis heute übrigens völlig unbekannt war. Es ist hier zu finden und steckt voller Details:
https://www.gorwiki.de/wiki/index.php?title=Hauptseite
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