31 März 2014

Ich war beim Hundertjährigen

Zeitweise hatte ich im vergangenen Jahr den Eindruck, der einzige Mensch in Deutschland zu sein, der sich über den Roman »Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand« nicht köstlich amüsiert hatte. Das Buch, mit dem Jonas Jonasson einen echten Bestseller landen konnte, ging komplett an mir vorüber – und je mehr Menschen mir sagten, das müsse ich unbedingt lesen, desto weniger interessierte es mich.

Doch jetzt kam der Film ins Kino, die Vorschau war amüsant, und so schaute ich ihn mir an. Der Kinosaal, nur zur Hälfte besetzt, zeigte ein seltsames Sammelsurium aus alt und jung, männlich und weiblich, in dem Menschen die Mehrheit zu bilden schienen, die sonst nie ins Kino gehen.

»Wenn man das Buch nicht kennt, ist es echt schwer, der Handlung zu folgen«, sagte eine Frau nach dem Film zu einer anderen. Schräg hinter mir saßen zudem Leute, die sich gegenseitig die arg komplizierten Geschichten und Entwicklungen erklärten – das war streckenweise echt witziger als der Film selbst.

Die Gangstergeschichte, die übrigens nicht komplizierter als ein durchschnittlicher Stallone-Streifen war, erwies sich als unterhaltsam und witzig. Keine Schenkelklopfer-Komik, aber immer wieder für einen Lacher gut: Wenn der alte Mann, der an seinem hundertsten Geburtstag aus dem Altersheim verschwindet, durch sein Verhalten eine kleine Katastrophe nach dem anderen auslöst, ist das wirklich sehr komisch.

Seine Rückblicke auf sein abwechslungsreiches Leben waren ebenfalls komisch, wenngleich nicht ohne Tragik: als Jugendlicher »entmannt«, als Erwachsener im Gulag, zwischendurch sowie danach am Bau der Atombombe ebenso beteiligt wie an der Doppelspionage der 70er- und dem Mauerfall der 80er-Jahre.

Seien wir fair und ehrlich: Niemand muss diesen Film im Kino angucken; es reicht, die Fernsehausstrahlung abzuwarten, mit der ja bald zu rechnen ist. Wer sich aber gut amüsieren mag, auch über ein borniertes »Literaturpublikum« (unfassbar, diese Arroganz mancher Leute über Triviales ...), der kann diesen Film getrost und mit Genuss angucken.

3 Kommentare:

Jim hat gesagt…

Die Frage die bleibt: Wirst du das Buch noch lesen? ;-)

Im Übrigen quäle ich mich seit langer Zeit durch das Buch, es weiß mich nicht zu begeistern.

Enpunkt hat gesagt…

Nein. Das Buch reizt mich tatsächlich nicht. Der Film ist sehr nett, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich danach den Roman lesen sollte.

Frank Böhmert hat gesagt…

Mir hat der Roman nichts gegeben. Ich habe ihn nach rund fünfzig Seiten abgebrochen. Humor nicht meins, vermitteltes Menschenbild bäh, Erzählweise reizlos.