Ich war nach der Krawattenträger- und Damenkostüm-Veranstaltung, auf der ich zwei Stunden verbracht und gut fünf Minuten auf der Bühne herumgeturnt hatte, ein wenig erschöpft. Ich hatte keine Lust auf das Essen gehabt, das sowieso aussah, als sei alles irgendwelcher Fisch- und Fleischkram, und hatte die erste Chance genutzt, mich zu vertschüssen.
Im »Motel One«, über dessen tristen Charme aus »Schnell wieder weg« und »Wir sparen schlimmer als die ärgsten Alb-Schwaben« ich eine ganze Kurzgeschichte schreiben könnte, zog ich mir vernünftige Klamotten an und stromerte durch die Nebenstraßen. Hunger hatte ich ja, Durst sowieso, und so ließ ich mich auf der Wexstraße von einem Italiener ins Innere locken, auf dessen Schild mir »La Locanda« versprochen wurde.
Zwei Dutzend Menschen saßen an einem langen Tisch, den man zusammengestellt hatte; ein anderes Dutzend Menschen hatte einen anderen Tisch belegt. Wenig Platz war für kleine Tische direkt vor der Theke, es herrschte eine laute, fröhliche Stimmung vor, und das Lokal wirkte richtig nett. In den Regalen standen Dutzende von Weinflaschen, die Einrichtung war schlicht, und die Bediener sprachen untereinander deutsch mit unterschiedlichen Akzenten.
Die Suppe, die ich als ersten Gang nahm, schmeckte aber ebenso wie das Risotto, dazu ließ ich mir einen ordentlichen Hauswein schmecken und fühlte mich hinterher fast glücklich. Nach einem solchen Abend benötige ich offensichtlich nur ein anständiges, völlig unprätentiöses Essen, einen trockenen Wein und eine Ruhe, die mein Inneres erfüllt, während rings um mich herum gelacht und gescherzt wird – und mir geht es besser. Schön!
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