Schon die Bühne ist ungewöhnlich eingerichtet: ein Podest, auf dem die Schneiderin sitzt, darunter allerlei Stoffbahnen, über ihr ein drehbares Gestell, an dem diverse Kleidungsstücke hängen, mit denen sie arbeitet; rechts von ihr ein großer Spiegel, links von ihr eine Art Schrank, in dem sie allerlei Utenslien hat, die sie Stück für Stück hervorholt, in ihren Auftritt einbaut und wieder verschwinden lässt.
Das Stück kommt ohne Worte aus. Die in altmodisch aussehende Kleider gehüllte Frau sitzt im Prinzip nur herum, agiert mit »Ui« und »Oho«, macht viel mit dem Gesicht und der Gestik und schafft es so, nicht nur ihre Geschichte zu erzählen – die einer Frau, nach der bereits der Tod greift –, sondern auch die Liebesgeschichte zwischen zwei Fadenrollen und andere sehr skurrile Dinge.
Stark wird das Stück dann, wenn der Dialog mit dem Spiegel beginnt. In diesem taucht eine andere Version der Schneiderin auf – von der Regie gut gelöst: Filme werden eingeblendet –, auf die die Frau auf der Bühne reagiert. Die Frau im Spiegel und die Frau auf der Bühne agieren miteinander, sie führen gewissermaßen ein Duell auf.
Letztlich geht es um den Tod, der die Schneiderin holen möchte. Und wenn man das als Zuschauer kapiert hat, ist das vorher so witzige Stück auf einmal gar nicht mehr so lustig. Ich fand's toll, die eineinhalb Stunden gingen ruckzuck herunter, und wir hatten hinterher beim Essen noch viel Stoff zum Diskutieren, Rätseln und Lachen.
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