Den Titel der Veranstaltung fand ich schon einmal gut: »Über die Jugend und andere Krankheiten«. Klaus Farin war am Dienstag, 25. März 2014, zu Gast im »Jubez« in Karlsruhe, und da ich meinen Namensvetter jetzt schon über ein Vierteljahrhundert lang kenne, war es selbstverständlich, dass ich dort auftauchte.
Schätzungsweise dreißig Besucher hatten sich eingefunden, das Café des »Jubez« war damit nur zur Hälfte gefüllt. Die Veranstaltung lief im Rahmen der »Karlsruher Wochen gegen Rassismus«, womit Farin einen Teil seines Vortrags gleich selbst festlegen konnte.
Der Journalist, Buchautor und Jugendforscher sprach ohne Manuskript, komplett frei, also auch ohne Notizen, stand locker am Mikrofon und ließ sich selbst durch penetrante Frage nicht aus der Ruhe bringen. Zuerst stellte er das von ihm gegründete Archiv der Jugendkulturen vor, dann erläuterte er seine Sicht auf rechtsextreme Jugendliche.
Nach Farins Darstellung sind rechtsextreme Einstellungen bei der »Jugend von heute« nur eine »minoritäre Erscheinung«; es sei eher uncool, Nazi zu sein, vor allem im Vergleich zu den 90er-Jahren, als ganze Schulklassen in Thüringen und Sachsen es toll fanden, kleine Nazis zu sein. Er verwies auf das Bild von Jugendkulturen, das vor allem von Medien geprägt werde; es sei für diese nun einmal spannender, kritische Berichte über Komasaufen zu bringen, als zu schreiben, wie harmlos die meisten Jugendlichen seien.
Der Vortrag, der anfangs auf eine Stunde angelegt war, dauerte mit allen Fragen über zwei Stunden und war während dieser Zeit kein einziges Mal langweilig. Da ich selbst Mitglied im Archiv der Jugendkulturen bin, waren mir viele seiner Aussagen bekannt – in seiner ruhigen Art brachte Klaus Farin aber zahlreicheh Informationen unter, die auch mir neu waren.
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