07 Februar 2013

Django und die Deppen

Der Film hatte noch nicht angefangen, das Kino war gut gefüllt, und schräg hinter mir saß eine Gruppe von superlustigen Frauen, die ständig kicherten. Ebenfalls schräg hinter mir, nur in der anderen Richtung, saß ein junger Mann, der die ganze Zeit irgendwas erläuterte, lauter Dinge, die man beim ersten Blick in die Wikipedia selbst weiß. »Weißt du, der Tarantino, der spielt auch immer gern selbst mit in den Filmen, weil der ist ja eigentlich selbst so ein Film-Fan.«

Ich war in »Django Unchained«, und ich war bewusst in dem Streifen. Western mag ich, den klassischen »Django« finde ich super. Und so war ich sehr gespannt auf die aktuelle Verfilmung, die ja haufenweise Vorschusslorbeeren erhalten hat. Nicht unbedingt gerechnet hatte ich damit, welches Publikum ein solcher Film offensichtlich anzieht.

Seien wir fair: Der Film ist super gemacht. Christoph Waltz in seiner Rolle als Arzt und Kopfgeldjäger, der gedrechselte Sätze in Hochform spricht (endlich mal richtig gutes Deutsch im Kino!); Leonardo diCaprio als menschenverachtender Sklavenhalter; Jamie Foxx als Django – den Schauspielern machten die Rollen sichtlich Spaß, und der coole Django im Western-Outfit mit Sonnenbrille war auch ziemlich cool.

Eindrucksvoll waren zudem die Sklaverei und ihre Darstellung. Ich fand das ganze sehr grob, aber es wirkte realistisch. Schwarze Sklaven wurden teilweise schlechter behandelt als Tiere, und das zeigt der Film mit gnadenlosem Blick. Bei manchen Szenen waren sogar die eifrig gackernden und kichernden Deppen hinter mir ruhig, zumindest so lange, bis wieder etwas geschah, das sie für witzig hielten.

Klar, es ist ein Tarantino-Film, und da ist ja alles so super-ironisch gemeint, und wir meinen ja alles so ironisch, hahaha, also kann man den ganzen Film über durch lachen. Sklaverei, Menschenhandel, blutige Misshandlung – das wird durch Albernheiten allerdings schon wieder verharmlost.

Dazu kommen Sturzbäche von Blut, viel Geschrei und Grausamkeit, auch von Seiten des Helden. Ich finde die Darstellung eines Mannes, dem der Held in die Kniescheibe schießt, der sich auf dem Boden wälzt und vor Schmerz schreit, nicht soooo superlustig. Die Gackerhühner schräg hinter mir kicherten auch da.

Vielleicht kann ich einfach mit dem ganzen Tarantino-Quatsch nichts anfangen. Vielleicht bin ich tatsächlich ein Sensibelchen. Vielleicht aber wäre der Film besser geworden, wenn der Regisseur nicht auf seine Mätzchen (inklusive eines Auftritts des ersten »Django«-Schauspielers von anno dunnemals) gesetzt, sondern eine finster-glaubhafte Handlung erzählt hätte.

1 Kommentar:

Marcel hat gesagt…

Ja, genau das stört mich inzwischen auch an einem Tarantino-Film: Tolle Schauspieler, grandiose Bilder - aber die Geschichte passt auf eine halbe DIN-A4-Seite. Reservoir Dogs, Pulp Fiction und Jackie Brown sind immer noch die Highlights ... und werden es vermutlich auch bleiben, schaut man sich Tarantinos jüngste Filmwerke an ...