Früher konnte ich mir nicht vorstellen, in einem großen Hotel am Strand meinen Urlaub zu genießen. Das Abenteuer war mir wichtiger, das Umherziehen mit dem Seesack auf dem Rücken. Doch in diesem Jahr genoss ich es beispielsweise sehr, mich nur um ganz wenig selbst kümmern zu müssen. So war beispielsweise immer klar, um welche Zeit es das Abendessen gab, und ich konnte mich darauf verlassen, dass es schmeckte.
Im Innenhof des Gran Mélia genoss ich das erholsame Nichtstun. Die Sonne wärmte den Boden auf, die Wasserbecken schimmerten im hellen Licht. Einzelne Menschen waren unterwegs, zumeist Touristen wie ich. Kinder rannten lachend zwischen Erwachsenen hin und her, ein junges Paar ging Hand in Hand, dazwischen bewegten sich einzelne Hotelangestellte, sofort an der Uniform und am schellen Schritt zu erkennen.
Es war schon Zeit zum Abendessen, der Geruch nach frisch gebratenem Fisch drang durch die geöffneten Türen des Speisesaals ins Freie. Ich hatte noch Lust, die frische Luft zu genießen und einen Cocktail zu trinken, saß auf einem Stuhl und döste ein wenig vor mich hin.
Bis auf einmal laute Musik ertönte. Streicher setzten ein, die Lautsprecherboxen im Innenhof des Hotels verbreiteten den Sound eines kompletten Orchesters. Und während ich noch erkannte, dass es Vivaldis berühmte »Vier Jahreszeiten« waren, setzte auch schon das Wasserballet ein.
Aus bisher verborgenen Düsen innerhalb der Brunnen spuckten Fontänen in die Höhe, mal höher, mal stärker, mal leichter, mal niedriger. Zum Tosen der Instrumente kam das Plätschern des Wassers.
Kameras wurden gezückt, Kinder johlten vor Begeisterung, Erwachsene ließen ihre Smartphones klicken und klackern. Auch wenn es irgendwie kitschig war, fand ich den Vivaldi-Einsatz tatsächlich schön. Er passte zu einem Hotel, das auf Teneriffa so tat, als sei es eine Mischung aus maurischem Palast und mitteleuropäischer Gastronomie. Ich trank mein Glas aus und ging – buchstäblich beschwingt – zum Abendessen in den Speisesaal.
1 Kommentar:
Kia ora, Klaus.
19 no more...im ausgeprägteren Alter meldet der Körper seine diversen Ansprüche an den Luxus der Bequemlichkeit an. Entwicklungsgeschlichtlich wohl mit eine Triebfeder für die Entstehung von Kultur(en).
Der wasserspielende Vivaldi klingt tatsächlich nach Kitsch as Kitsch can... ;-)
bonté
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