Mein Fanzine ENPUNKT, dessen erste Ausgabe im Spätsommer 1986 veröffentlicht wurde, war ziemlich ungeplant: Ich wollte ein Egozine machen, in dem ich mich zu den Dingen äußerte, die mich interessierten. Ich wollte über Science Fiction und Punkrock schreiben, über Dosenbier und Comics, und ich wollte vor allem einen Stil benutzen, der mir persönlich gefiel – direkt und aus dem Bauch heraus, ohne umfangreiches Lektorat oder Korrektorat.
Schaue ich mir die zweite ENPUNKT-Ausgabe an, die im verschneiten Dezember 1986 veröffentlicht wurde, macht diese sehr deutlich klar, in welche Richtung sich das Heft später weiter entwickeln sollte. So gibt es beispielsweise einen ausführlichen Konzertbericht vom Nikolaus-Pogo in Geislingen, bei dem so illustre Bands wie Spermbirds und Schließmuskel, Leberwohlstand und Schlimme Kindheit aufspielten; im Heft war aber ebenso ein Nachruf auf einen verstorbenen Fantasy-Fan enthalten, den ich Wochen zuvor erst besucht hatte.
Das Titelbild stammte von Matthias Langer aus Köln. Ich war unfähig, auch nur krakelig zu zeichnen, und ich war immer froh, wenn mir jemand hilfreich unter die Arme griff. Matthias sollte immer wieder Titelbilder liefern – und weil er sich ebenfalls zwischen Comics, Science Fiction, Bier und Krachmusik bewegte, verstand er es stets sehr gut, den Inhalt einer ENPUNKT-Ausgabe gut zusammenzufassen.
Zu den genannten Texten kamen in dem 16 Seiten umfassenden Mini-Fanzine noch Besprechungen anderer Fanzines, allerlei Bemerkungen und ein wütender Artikel unter der Überschrift »Ich will kein viertes Reich!«, der heute reichlich alarmistisch wirkt. Eine Mischung an Themen also, die ich über zwanzig Jahre beibehalten sollte.
1986 war ich 22 Jahre alt und wusste noch nicht so richtig, wo ich hinwollte. Der ENPUNKT war eine Möglichkeit, meine Gedanken in die Welt zu brüllen. Die war zwar recht klein – die Auflage des Heftes betrug rund 100 Exemplare –, aber ich wollte mich äußern. Und ein kopiertes Egozine war hierfür eine tolle Möglichkeit.
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