02 Februar 2014

Wenn die Intoleranz marschiert

Ich bin froh, am gestrigen Samstag nicht in Stuttgart gewesen sein. Auf dem Schlossplatz demonstrierten dort nämlich die Gegner des sogenannten Bildungsplan-Entwurfs, in dem es – nach einem Entwurf – darum gehen soll, dass künftig auch im Schulunterricht in Baden-Württemberg die verschiedenen sexuellen Identitäten behandelt werden sollen. Ich fürchte, dass ich beim Anblick einer solchen Demonstration nicht ruhig geblieben wäre.

Laut Medienberichten haben die Demonstranten Slogans wie »Schützt unsere Kinder« skandiert. Damit meinen sie doch: Wenn in der Schule das Wort »Homosexualität« mal nicht abwertend benutzt wird, sondern man klarmacht, dass es sich bei Schwulen und Lesben um »ganz normale Menschen« handelt – was zudem viele Kinder und Jugendliche aus ihrem täglichen Erleben wissen –, dann werden automatisch Kinder verführt, oder es geschieht gleich noch viel schlimmeres mit ihnen.

Ich habe den Bildungsplan-Entwurf nicht gelesen und werde das sicher nicht tun. Der Plan wird sowieso nicht umgesetzt werden, und wenn in zweieinhalb Jahren die CDU in Baden-Württemberg wieder an die Regierung kommt – woran kein Mensch zweifelt –, wird er eh wieder kassiert. Was also soll ich mich damit beschäftigen?

Mich beschäftigt viel eher der Hass den die sogenannten Kinderschützer, ein Sumpf aus rechtslastigen Vollpfosten, erzkonservativen Pietisten und anderen Superchristen, gegen diesen Plan ausüben. Ist es so schlimm, einfach mal anzuerkennen, dass es Leute gibt, die schwul und lesbisch sind? Ist es so schlimm, dann in der Schule diese »Lebensform« als normal darzustellen?

Ich verstehe so vieles nicht in diesen Tagen. Dieser Hass von sogenannten Christen auf Menschen, die ihnen wesensfremd erscheinen, gehört dazu. Und deshalb bin ich froh, dass ich diese Demonstration nicht sehen musste.

(Dass diese Leute jedes Recht haben, für ihre Meinung zu demonstrieren, versteht sich von selbst. Es spricht für die bescheuerte Diskussion zu diesem Thema, dass ich diese Aussage hier auch noch ausdrücklich treffen muss.)

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Nur eine kleine Anmerkung: Nicht jeder Christ hat etwas gegen Schwule und Lesben.
Ich bin selber Christ und sogar katholisch erzogen. Homosexualität und auch Bisexualität sollten meiner Meinung nach, aber weder Tabu Worte noch mit irgendeinem negativen Einschlag behaftet sein. Schwulen, Lesben und Bisexuelle sind nicht nur ganz normale Menschen, es gibt sie häufiger als viele denken. Und wir und dabei auch die Schulen sollten alle daran arbeiten Vorurteile abzubauen. Das vor allem vielen Religionen und auch die christliche Kirche hier sich eher negativ auszeichnet ist leider war, sollte aber auch nicht verallgemeinert auf jeden Christen bzw. Gläubigen ausgeweitet werden.

PeWi hat gesagt…

Es scheint mir wichtiger zu sein, dass in den Schulen Toleranz gelehrt wird. Das schließt dann natürlich auch Homosexualität mit ein. Der Schlüssel zur Achtung von allem anderen ist Toleranz und die Achtung vor etwas, was man selbst nicht ist oder auch was man selbst nicht versteht. Leitlinie ist immer der Humanismus.