05 Februar 2014

Spotify für Literatur

Ich selbst nutze Spotify und andere Musik-Anbieter nicht: Daheim höre ich – ganz klassisch-spießig – meine Musik am liebsten von Vinyl-Schallplatten, im Büro laufen Bandcamp oder LastFM, ab und zu gehe ich auf Youtube. Und ich habe genügend CDs, die ich in den Büro-Computer oder in den CD-Player im Auto stecken kann.

Aber Spotify ist mit seinem umfassenden Angebot absolut wichtig und richtig; immer Leute nutzen es, und das Angebot wächst sprunghaft. Es ist eine Alternative für Musikfreunde, die keine Lust haben, für einzelne Musikstücke 99 Cent zu bezahlen, und die längst kein Geld mehr für CDs oder Vinylscheiben ausgeben.

Jetzt wird es aber auf einer anderen Ebene spannend: Mit Readfy tritt ein Dienst an, der künftig auch E-Books im selben Modell anbieten möchte, eine Art Spotify für Literatur also. Man leiht keine E-Books, man kauft sie nicht, sondern man »streamt« sie. Das ist erstens sehr preiswert und wird zweitens den Sumpf der illegalen Uploader und ebenso illegalen Downloader »austrocknen« – das zumindest hoffen die Leute, von denen die Seite vorangetrieben wird.

Ob sich das System durchsetzen wird, weiß kein Mensch. Ich kann mir so etwas für mich persönlich nicht vorstellen: Will ich wirklich ein Buch auf meinem E-Reader lesen und dann Werbung eingeblendet bekommen?

Andererseits habe ich mich auch irgendwann an E-Mails gewöhnt, die ich mir beispielsweise auf einer werbefinanzierten GMX-Plattform anschaue; von meiner Internet-Abneigung, die ich vor zwanzig Jahren hatte, ist nichts übrig geblieben. Das Fernsehprogramm ist voller Werbung, und Zeitschriften bestehen manchmal aus mehr Werbe- als Redaktionsseiten.

Derzeit befindet sich Readfy in einer Testphase, die auf 5000 Nutzer beschränkt ist. Mit echten Ergebnissen ist erst zu rechnen, wenn diese Phase vorüber ist. Und ob hinterher Readfy das Rennen macht, weiß ebenfalls kein Mensch. Funktioniert das System, werden andere Anbieter auf den Zug aufspringen.

Nur ... dass sich bei der Vermarktung von Literatur einiges ändern wird, liegt auf der Hand. Warum soll beispielsweise jemand 18,99 Euro für ein E-Book ausgeben, dessen Hardcover-Version für 19,99 Euro im Handel ist?

Streaming ist eine echte Alternative, auch und gerade für Literatur. Ob ich das dann mag, ist völlig zweitrangig.

1 Kommentar:

Frank Böhmert hat gesagt…

Spannend!